Wie ist eigentlich der Stand der Dinge im Diesel-Land Deutschland? Schafft man es nur mit einem Elektroauto unterwegs zu sein, ohne seinen Alltag umstellen zu müssen? Wir haben den Selbstversuch gewagt. Protagonist der Kia e-Niro mit dem 150 kW Antrieb und damit auch der großen 64 kWh Batterie. Laut WLTP soll er 455 Kilometer abdecken, was Reichweiten-Angsthasen noch viel zu wenig ist, doch ist es es wirklich zu wenig?
Kia e-Niro: die Reichweite hängt vom Wetter ab
Die Daten und Fakten sind schnell geklärt. Der Kia e-Niro sieht fast so aus wie der Niro Hybrid oder auch Niro Plug-in Hybrid. Lediglich an der einen oder anderen Plakette erkennt man den Unterschied. Oder vielleicht an der fast komplett geschlossenen Front. Ein großer Unterschied ist die Mittelkonsole, da kein Getriebe und dementsprechend auch kein Schalthebel notwendig ist, nutzt man den Raum für eine riesige Ablagefläche. Mit dem 150 kW Antrieb, umgerechnet 204 PS, und fast 400 Nm Drehmoment ab Drehzahl Null gehört der Kia e-Niro garantiert nicht in die „langsame“ Elektrokategorie. Die Batterie fasst 64 kWh vom Energiegehalt, was je nach Wetterlage echte 430 bis 460 Kilometer ermöglicht. Bei winterlichen Temperaturen um fünf bis 8° Celsius waren es noch 395 Kilometer.
Wie weit kommt man und wie lange braucht man dafür?
Zu wenig wie viele Dieselfahrer meinen. Daher der Selbstversuch. Zwei Wochen nur noch elektrisch ohne irgendwelche Umstellungen vor zu nehmen. Alle geplanten Termine müssen mit dem Kia e-Niro wahr genommen werden. Ohne Ausnahmen. Diese umfassen auch solche, die schon außerhalb der Reichweite liegen. Im näheren Umkreis gibt es überhaupt kein Problem. Da muss der e-Niro nur jeden zweiten oder gar dritten Tag an die Ladesäule, um wieder fit zu sein für die nächsten drei Tage. Das geht am entspanntesten über Nacht an einer öffentlichen Ladesäule. Dann lädt er mit rund 7 kW. Unterwegs lädt er an der DC Schnellladestation mit durchschnittlich 77 kW und ist spätestens nach einer Stunde wieder voll geladen. Seitens des e-Niro gab es dabei nie Probleme. Lediglich die Ladesäulen haben manchmal gestreikt oder waren defekt. Hier muss der E-Auto Fahrer eben erfinderisch werden oder auf Nachbarschaftshilfe hoffen. Mehr dazu auch in unserem Video-Fahrbericht mit den Erfahrungen aus zwei Wochen.
Video-Fahrbericht Kia e-Niro 64 kWh (Modelljahr 2019)
Auf den Kia e-Niro kann man sich verlassen
Dabei kann man sich auf den e-Niro verlassen. Die Anzeige im Display ist dabei meist auch äußerst konservativ unterwegs. Die Ladedauer war meist geringer als vom Fahrzeug im Display angenommen. Die Reichweiten-Angaben passen sich immer dem aktuellen Fahrstil oder auch Mode an bzw. verändern sich je nach Nebenverbraucher. Reichweiten-Angst kommt hier nicht auf. Auch erfreulich war während der kalten Tage die Wärmepumpe, die den Innenraum in unter fünf Minuten voll auf die gewünschte Temperatur gebracht hat. Chapeau! Wer jetzt also umsteigen möchte, der ist mit dem Kia e-Niro äußerst gut beraten. Es gilt lediglich zu prüfen, wie es um die Infrakstruktur in der näheren Umgebung steht und ob etwa der Laderaum für die persönlichen Wünsche ausreicht.
Text/Fotos: Fabian Meßner