Im Original sollte der neue Ford Focus RS auch, wie seine Vorgänger, Frontantrieb bekommen. Doch im Laufe der Entwicklung änderte sich dies und als Bonus bekommen wir nun auch noch den „Drift Mode“. Tyrone Johnson, inzwischen Chef-Entwickler bei Ford Performance, war einer der treibenden Kräfte bei der Entwicklung des neuen Ford Focus RS und wollte dabei nicht einfach nur ein weiteres Fahrzeug mit viel Kraft auf der Vorderachse bauen, sondern etwas völlig neues.
Allrad-System und Drift-Mode
So neu ist der Focus RS gar nicht, denn er baut noch immer auf der C1 Plattform auf – die nutzt Volvo aktuell auch noch für ältere Modelle. Dabei kann Ford auf die Erfahrung beispielsweise mit dem Escape zurückgreifen, denn auch hier die Antriebswelle bis zur Hinterachse. Johnson war es allerdings wichtig kein Haldex-System zu verwenden, sondern etwas emotionaleres. Geht es nach ihm, dann sind Haldex-Systeme nur auf gerader Strecke gut und in Kurven schnell langweilig. So fand man bei GKN, ein britisches Unternehmen, welches Getriebe herstellt, mit dem „Twinster“ schnell die passende Lösung. Ähnlich dem Haldex-System schickt eine Antriebswelle die Kraft nach hinten, dort aber nutzt es pro Rad ein eigenes elektronisch gesteuertes Kupplungspaket. Im Extremfall kann so hundert Prozent der ankommenden Kraft des Motors (maximal 70% für die Hinterachse) auf ein Rad übertragen werden. Die Kupplungen an den Hinterrädern können innerhalb von 0,06 Sekunden komplett schließen oder öffnen. Dadurch können im viel besagten Drift-Mode die Antriebsmomente zu 100% auf das äußere Rad übertragen werden und sobald der Drift „steht“, so verteilt werden, dass der Drift auch gehalten werden kann.
Die Hinterachse wurde an mehreren Punkten verstärkt, insgesamt wurde die Torsionssteifigkeit um 25% im Vergleich zum normalen Focus verbessert. In manchen Punkten sogar deutlich mehr gegenüber dem Serienmodell. Durch die zusätzlichen Bauteile an der Hinterachse musste nicht nur ein neuer Platz für den Tank gefunden werden, sondern auch der „untere“ Kofferraum etwas verkleinert werden. Laut Johnson war dies der schwierigste Teil, um es als „Business-Case“ vor den Bossen als Projekt durchzubekommen. Denn so wird hier kein Standardteil mehr eingesetzt und darauf muss im Produktionszyklus geachtet werden, was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.
Insgesamt 60 Kilogramm hat der Focus RS durch das Allradsystem an Gewicht zulegt, davon entfallen alleine 25 Kilogramm auf die Hinterachse. Da Ford den Focus RS seit jeher nur mit einem manuellen Getriebe angeboten hat, bleibt es auch für das Modelljahr 2016 die einzige Getriebe-Variante. Auch Gewicht und Kosten haben hierbei eine Rolle gespielt, sollte allerdings extreme Nachfrage bestehen, so Johnson, dann könnte auch noch ein Doppelkupplungsgetriebe folgen.
2,3-Liter ecoboost Vierzylinder
Die Leistungsdaten des quer eingebauten 2,3-Liter ecoboost Motor aus dem Ford Mustang sind hinlänglich bekannt. 350 PS bei 6.800 U/min, sowie ein maximales Drehmoment von 440 Nm bei 2.000 bis 4.500 Touren. Die kurzzeitige Overboost-Funktion hebt es für 15 Sekunden auf 470 Newtonmeter an. Statt „Plug’n’Play“ wurde der 317 PS Motor des Mustangs nochmals überarbeitet. Neuer Twin-Scroll Turbolader mit größerem Verdichtergehäuse, sowie mit extrem hitzebeständigem Überzug ausgestattete Zylinder und einen neuen Zylinderkopf. Letzterer kommt übrigens von Cosworth aus Großbritannien. Das Abgassystem kommt ohne Mittelschalldämpfer aus, der Endschalldämpfer als solches reicht aus, um Emissions- und Geräuschauflagen zu erfüllen. In Summe, so ist sich Johnson sicher, ist der Focus RS schneller als all seine potentiellen Gegner.
Fahrwerk und Lenkung
Das Fahrwerk wurde optimiert, dass volle Potential auszuschöpfen. Im Vergleich zum Focus ST sind die Federn an der Vorderachse 33% steifer, an der Hinterachse sogar 38%. Die per Knopf im Innenraum zweifach verstellbaren Dämpfer sind serienmäßig und im Sport Setting 40% steifer in Zug- und Druckstufe. Ähnlich dem Cayman GT4 ist das Sport-Setting für moderne Rundstrecken, im normalen Setup ist der Focus RS bewiesenermaßen schneller auf der Nordschleife als im Sport-Setup. Die elektromechanische Lenkung kommt aus dem C-Max und durchdachter Weise mit einer fixen Übersetzung von 13:1, während sie im Focus ST beispielsweise variabel ist. Technisch wurde dies so umgesetzt, um während des Querfahrens dem Fahrer eine vorhersehbare Kontrolle zu geben.
Reifen und Felgen
Als Käufer steht im Bestellschein die Wahl zwischen den serienmäßigen Michelin Pilot Super Sport Pneus oder den track-orientierten Pilot Sport Cup 2. Angeblich sollen diese noch zwei Zehntel der Null auf 100 km/h Zeit des Focus RS (4,7 Sekunden) abschleifen. Damit dies auch jedem gelingt gibt es eine Launch Control. Wie genau diese mit den drei Pedalen fungiert ist leider noch nicht bekannt. Die 348 mm großen innen belüfteten Bremsscheiben an der Vorderachse sollen so konstruiert sein, dass sie problemlos einem 30-Minuten-Ausflug auf der Rennstrecke ohne Fading standhalten. Wer 900 Gramm pro Rad sparen will, kann sich optional Schmiederäder aufstecken lassen. Im Vergleich zu den USA gibt es hierzulande auch die Schalensitze von Recaro. Allerdings fehlt dem Focus RS auch hierzulande etwas der über-aggressive Touch, wirkt er doch nur, wie ein leicht aufgeblasener ST. Der Escort RS Cosworth setzte da alleine durch die doppelte Theke noch einen drauf, da wirkt der 2016 Focus RS schon fast harmlos dagegen.
Zu bestellen ist der neue Ford Focus RS ab 39.000 Euro.
Fotos: Ford
2 Gedanken zu „Die Technik-Highlights des 2016 Ford Focus RS“
Kommentare sind geschlossen.