Die blaue Fahrspaß-Pille: neuer Ford Focus RS im Test

2016 Ford Focus RS Nitrous Blue

Auf einen Schlag war alles wieder gut. Ich hatte nie etwas Negatives über Ford gedacht, geschrieben oder gefühlt. Der Schlag auf das Gaspedal des neuen Ford Focus RS hat alles verändert. Nicht nur meinen Blick auf die Kölner Marke mit amerikanischen Wurzeln. Nein auch meinen Blick für die Hot Hatches, die RS3 und Golf R, die Mégane RS und A45 AMG. Der Ford Focus RS verändert alles! Der Herr der Ringe. Der Stern am Firmament. Der Chef im Olymp. Er ist nicht der schnellste, aber er ist derjenige, der verstanden hat, um was es geht! Fahrfreude. Pure Fahrfreude mit einem Lachen soweit, dass die Ohren sich fragen, was die Mundwinkel hier treiben!

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Der neue Ford Focus RS ist wahrlich nicht der schnellste. Für Fans von Datenblättern ist er schnell abgetan als billiger, langsamer Versuch dem Audi RS3 oder Mercedes-AMG A45 etwas anhaben zu wollen. Doch diese Typen haben nicht fertig gelesen. Diese Typen verstehen überhaupt nicht, warum der Focus RS Kreise um Ingolstadt und Stuttgart fährt. Kreise der Freude. Kreise des qualmenden Gummis. Dieser Ford kann das, was sonst keiner kann!

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Ford Focus RS: Allrad, aber anders!

Ähnlich dem RS3 oder auch A45 hat der Focus RS nun Allradantrieb. Sein limitierter Vorgänger, der RS500 mit 305 PS, wuchtete diese Leistung noch auf die Vorderachse. Rev Knockle konnte da noch so einiges retten, doch für den 350 PS starken 2,3-Liter ecoboost hat man sich etwas anderes überlegt. Ein Allrad-System musste es sein. In der Klasse von 300 PS ist das nun nichts Neues mehr. Alle haben sie ein Allradsystem, doch alle können sie daraus kaum fahraktive Vorteile ziehen. Lediglich, wenn die Vorderachse auf Eis steht, erfreut sich die Hinterachse im Verhältnis an mehr Antriebsmoment, sodass sie tanzen darf.

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Langweilig. Sagt man im Haus von Ford Performance. Da sitzen Typen, die andere Typen verstehen. Die verstehen, warum man nicht noch einen Fünftürer mit Leistung voll pumpt und auf den Markt wirft. Ingenieure, die sich in Grund und Boden schämen würden, wenn später die Zeitungen schrieben „noch einer, wie die anderen“. Man wollte etwas Eigenartiges erschaffen. Und das ist ihnen mehr als gelungen.

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Bei GKN wurde man mit dem „Twinster“ fündig. Ein Allradsystem, welches erfreuliche 70 Prozent der Antriebsmomente an die Hinterachse schickt. Und das nicht nur in der Theorie! Ein weiteres Kupplungspaket sorgt dafür, dass alles davon, also 100%, auf ein Hinterrad alleine geschickt werden können. Rechnerisch können so bis zu 327 Nm (abzüglich mechanischer Verluste) auf ein Hinterrad wirken.

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Sleep, Eat, Drift – jetzt auch im Hot Hatch

Die absolut logische Folge ist ein qualmender Michelin Pneu. Kurz gesagt: ein verdammt geiles Gefühl. Dieser Antrieb ermöglicht es mit dem Ford Focus RS zu driften. Nicht nur auf Schnee oder nasser Straße. Nein immer und überall, wo ausreichend Platz ist. Ein eigener Drift-Mode macht es möglich, mit ein wenig Geschick, die Entwicklung von Ken Block erlebbar zu machen. Alleine der Race-Mode macht die blitzschnelle Kraftverteilung zur wahren Wonne der Fahrfreude. Eventuell sollte BMW den Slogan „Freude am Fahren“ für den Focus RS ausleihen. Entweder man nimmt die Kurve extrem schnell auf der Ideallinie oder drückt in der Kurve noch weiter das Gaspedal zum Bodenblech. Die Folge: ein Drift! Wenn das ESP ausgeschaltet ist, lässt sich dieser auch fast bis in die nächste Kurve tragen. Welcher Hot Hatch dieser Klasse kann das noch bieten? Richtig: absolut keiner!

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Auch der RS sieht für mindestens 40.000 Euro im Cockpit auf den ersten Blick kaum anders aus, als ein Focus mit Dreizylinder-Motor. Doch das wird absolut nichtig, sobald der Start-Knopf gedrückt wurde. Wenn der 2,3-Liter Vierzylinder sich zu Wort meldet, der Druck auf den Drive-Mode-Schalter von Normal in Race wechselt und der darauf folgende Gaspedal-Druck die Drehzahlnadel in Millisekunden auf über 4.000 U/min schießen lässt. Die Sportabgasanlage erledigt dann den Rest und lässt die Ohrhärchen erzittern, die Rezeptoren die Glückshormone ausschütten und den Puls rasen.

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Ford Focus RS: Herausforderer wird zum Sieger

Nein das ist kein billiger Versuch den RS3 oder A45 irgendwie ärgern zu wollen. Das ist die verdammte Zurschaustellung von technischer Überlegenheit! Das ist Verständnis für abgedrehte Kunden, denen Vmax oder Beschleunigung zweitrangig sind. Ein Auto für jene, die sich von anderen sagen lassen müssen, nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben. Kurz gesagt ist der Ford Focus RS ein Auto, dass seine Konkurrenz schnell vergessen lässt. Plastik-Interieur hin oder her, diese Fahrmaschine trifft den Nagel auf den Kopf. Und das vor allem besser als die anderen.

2016 Ford Focus RS Rennstrecke Regen

Ein paar Eindrücke von der trockenen Rennstrecke gibt es bei mein-auto-blog zum Nachlesen.

2016 Ford Focus RS Magnetic Grey

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Video-Fahrbericht zum neuen Ford Focus RS

Text/Fotos: Fabian Meßner

Fotos Rennstrecke: Ford Deutschland

4 Gedanken zu „Die blaue Fahrspaß-Pille: neuer Ford Focus RS im Test“

  1. Schade das Ford keinen 3Türer oder Coupe davon baut. Baut Ford demnächst auch 5Türer Mustangs?
    Ist halt eine Geschmackssache, aber muss es den denn wirklich nur als
    hässlichen 5Türer geben? Ansonsten scheint der ja ganz nett zu sein, außer das Manko mit den zu vielen Türen was für mich ein negativ Kaufkriterium ist
    und vom Kauf ausschließt!

    1. Naja…wird halt (weltweit) eher gekauft. Von daher macht es schon Sinn. Renault baut den Mégane (RS) auch nur noch als 5-Türer. Ist einfach eine Frage der Kostenoptimierung.

  2. Blöd nur, dass der RS wegen der immer noch nicht gelösten Motorproblemen bzw. des Verbaus der (?) falschen Zylinderkopfdichtungen quasi nicht kaufbar ist.

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