Der GTI mit dem grünen Daumen. Das will er sein, der VW Golf GTE. Er ist der erste Plug-in Hybrid der Marke Volkswagen. Dann natürlich gleich mit dem Anspruch der beste und effizienteste zu sein. Doch ist er wirklich ein sportlicher Teilzeit-Stromer und kann dem GTI in irgendeiner Hinsicht das Wasser reichen? Der erste Fahrbericht klärt es.
Golf GTE: der erste Plug-in aus Wolfsburg
Mit mindestens 36.900 Euro müssen für den Grünen-GTI bereits einige tausend Euro mehr locker gemacht werden, als für den GTI. Der GTE versteht sich als Zero-Emission-Vehicle, Sportwagen und Langstreckenauto. Zero-Emissionen kann er (immerhin lokal ohne Emissionen, entscheidend ist, wo der Strom herkommt), laut VW bis zu 50 Kilometer weit – im realen Test lässt sich der Wert auch gut bestätigen. Langstreckenauto ist er mit bis zu 940 Kilometer Reichweite wahrscheinlich auch. Zudem, es ist ein Golf. Nichts überrascht, nichts enttäuscht. Solide, wie eh und je eben. Die Sitze sind den GT-Modellen entnommen und erstaunlich gut ausgeformt.
Die Grundausstattung umfasst LED-Rückleuchten, sowie LED-Scheinwerfer und 16 Zoll Leichtmetallfelgen. Wer mehr will, der muss draufzahlen und bekommt 18 Zoll Räder. Statt wie beim GTI mit rot wird beim GTE viel mit blau gespielt. Blauer Streifen im Frontgrill, blaue Streifen in den Sitzen, die an den GTI erinnern sollen. Darin gliedert sich auch die blaue Ambientebeleuchtung ein und weitere blaue Kontrastnähte „all over the place“. Pedalkappen in Edelstahl, sowie das 6,5-Zoll Touchdisplay in der Mittelkonsole gehören gleichfalls zum Serienumfang.
Fahreindruck des Golf GTE
Zu den Fahrleistungen: Offiziell wird der GTE mit 1,5 Liter/100 km im kombinierten Verbrauch angegeben. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von nur 35 Gramm pro Kilometer. Ein eindrucksvoller Wert, der mit viel Mühe und Zeit sicherlich erreichbar ist. Doch da der GTE im Elektromodus quasi keinen Sprit verbraucht und im Hybrid-Modus eher mehr als er sollte, lässt sich dieser Wert schwer nachweisen. Es ist auch ein rechnischer Wert, der sich aus den gemischten Verbräuchen zusammensetzt. 17 kWh/100km des Elektromotors und die 4,5 l/100km des 1.4 TSI. Das ergibt dann 1,5 l /100km – gegen Ende des Test zeigte der Bordcomputer wieder etwa 2,0 l/100km an.
Ist der Akku leer, muss der 1,4 TSI alleine ran. Er lädt dabei die Batterie aber auch direkt wieder auf und das ging flott von der Hand. Zumindest hier in Zürich, wo es dann doch immer wieder leicht bergab ging. Dennoch, schon nach kurzer Fahrt von etwa 15 km hatte ich wieder ausreichend Energie „getankt“, um den Rest der Strecke inklusive der Innenstadt von Zürich wieder rein elektrisch zurückzulegen.
Alleine zieht der 1,4-Liter TSI mit 150 PS nicht gerade zackig von der Startlinie weg. Die angegebene Sprintzeit von 7,6 Sekunden braucht schon die Systemleistung von 204 PS. Dann nämlich unterstützt der Elektromotor mit 75 kW (102 PS) den Plug-in Hybrid und verhilft ihm zu einer annehmbaren Sprintzeit. Sportlich ist das allerdings nicht, es sei denn Sportlichkeit wird mal wieder sehr weit gefasst. Zusammen kommt diese Leistung nur auf Befehl des „GTE-Mode“ zu tragen. Dann wird nicht nur die Systemleistung freigegeben, sondern auch das DCC, die Lenkung sowie das Mapping von Gaspedal und Getriebe auf „sportlicher“ verändert. Der Motor spricht das wirklich besser an, nimmt direkter Gas an. Die Veränderungen in der Lenkung sind marginal.
Der Golf GTE ist kein GTI-Ersatz
Es fehlt dem Plug-in Hybrid einfach an netten Gimmicks, die er dem GTI nicht abjagen kann, wie etwa das mechanische Sperrdifferential. Wer wirklich Sportlichkeit erwartet und will, der wird beim GTE enttäuscht sein. Der GTI ist ein Anspruch, dem der Öko-GTI nicht gerecht werden kann.
Was er dahingegen gut kann, ist ein Plug-in Hybrid sein. Zwar fällt er nicht weiter im Stadtbild auf, denn auch von außen ist es nur ein Golf, wie jeder andere, dafür tut er was er soll. Stromen! Bei voller Batterie gelingt dies zu vollster Zufriedenheit, auch das Laden geht mit vier Stunden an einer haushaltsüblichen 220V / 230 V-Steckdose zügig von der Hand.
Text/Fotos: Fabian Meßner
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