Die sportliche Speerspitze des neuen BMW 1er tritt in extrem große Fußstapfen. Das hat der BMW M135i xDrive bereits bei seiner Premiere schmerzlich lernen müssen. Die Fan-Gemeinde war sich mehr als einig, dass der Frontantrieb den Einser „ins Grab bringt“. Auf dem Papier sieht es auch so aus, allerdings ist Papier für den Fahreindruck nicht gerade hilfreich. Fahrbericht des M135i xDrive, dem M Performance Modell der neuen Einser-Baureihe.
Der grundlegende Unterschied: die Hardware
Der kernige Sechszylinder mit knackiger 6-Gang-Schaltung und tänzelndem Hinterradantrieb ist einem eher kompakteren System gewichen. Die Wahlmöglichkeit zwischen ZF 8-Gang-Automatik, Schaltgetriebe und Hinterrad- sowie Allradantrieb ist weg. Der M135i xDrive ist ein Komplettpaket. In dem steckt der aktuell stärkste 4-Zylinder von BMW – der aber noch nicht am Limit ist – mit 225 kW (306 PS), welcher seine Kraft über eine 8-Gang-Automatik auf die Vorderräder wirft. Wenn man ordentlich unterwegs ist geht auch bis zu 50 Prozent des Motormoments (450 Nm) an die Hinterachse. Für echte Kurvenperformance verbaut man – sehr erfreulich – eine mechanische Quersperre an der Vorderachse mit 39% maximale Sperrwirkung unter Last.
Im BMW M135i xDrive macht die Elektronik fast jeden schnell
Auf dem Papier mag das kein Ersatz sein. Wenn überhaupt ein Trostpflaster. Auf der Straße ist es wiederum eine ganz andere Geschichte. Man muss den neuen Performance-Hobel schon ordentlich an seine Grenzen bringen, um den reinen Hinterradantrieb zu vermissen. Eher ist es der sonore Reihensechser der für Emotionen fehlt. Der 4-Zylinder gibt sein Bestes, aber ab den Klang kommt er einfach nicht heran.
Dafür stimmt die Performance. Nicht zwangsweise in Papier-Werten, also auf gerader Linie mit einer Standardsprint-Zeit von 4,8 Sekunden, sondern in Kurvendynamik. Hier kann der M135i xDrive punkten, der clever durch Mechanik und Software so gut wie jeden Fahrer schnell machen kann. Mehr dazu auch in unserem Video-Fahrbericht.
Video-Fahrbericht BMW M135i xDrive
Er füllt die Lücke, aber anders als sein Vorgänger
Kann er also die Lücke füllen? Bezogen auf den Massenmarkt, ja, wohl deutlich besser als sein Vorgänger. Bezogen auf die Herzblut-BMW-Fahrer, nicht wirklich. Die müssen sich nun zwangsweise in Richtung des BMW 2er Coupé oder direkt dem deutlich größeren BMW 3er orientieren. Es hat sich vieles verändert beim M Performance Modell, doch langweilig ist er garantiert nicht geworden. Man muss nur wissen wie und sich vielleicht auch etwas mehr trauen, über das Limit hinauszuschießen, denn genau hier kann auch der Allrad-Kompakte einen schicken Drift hinlegen.
Text: Fabian Meßner
Fotos: BMW