Die Münchner Kompaktklasse hat ein optisch auffallendes Facelift erhalten. Doch auch unter dem Kleid tut sich einiges, so fährt der BMW 116d nur noch auf drei Zylindern. Grund genug den Basis-Bimmer einmal auf Herz und Nieren zu prüfen – was kann der kleine Motor im mit allen Extras voll gepackten BMW 1er noch leisten? Der Fahrbericht klärt auf.
Neuer Motor im 116d für den F20 LCI
Aus N47 im ehemaligen 114d (F20) wurde nun der B37 im F20 LCI. Ein eher am Heck auffälliges Facelift streicht dem 1,6-Liter Dieselmotor nicht nur einen Zylinder, sondern auch etwa 100 Kubikzentimeter Hubraum. Damit folgt BMW der Devise, dass 500 Kubikzentimeter pro Zylinder genau die richtige Wahl an Volumen sind. 1496 Kubikzentimeter sind es genau im BMW 116d, die eine Leistung von 116 PS (+21 PS im Vergleich zu 114d) entwickeln. Das maximale Drehmoment von 270 Nm liegt dabei später und kürzer an (1.750 bis 2.250 U/min), wurde allerdings auch um 35 Nm gesteigert.
Faktisch wurde der Motor also trotz „Verkleinerung“ deutlich verbessert. Wie in diesem Fall kann selbst der kleinste Diesel mit der 8-Gang-Steptronic (8-Gang-Automatikgetriebe von ZF) geordert werden. Der Reihen-Dreizylinder erfüllt natürlich auch die neue EU6-Abgasnorm, liegt mit 96 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer auch unter der magischen 100-Gramm-Marke. Mit der Automatik entspricht das einem Normverbrauch von 3,6 l/100km – ein Fabelwert? Vielleicht im entkernten Zustand mit Ballon-Reifen in der Dimension eines Trekking-Rades. Im Schnitt ist es einfacher mit 5,6 l/100km eine stressfreie Fortbewegung zu erreichen. Mit viel Schweiß und Konzentration lässt sich der kleinste Dieselmotor dann noch mit 4,6 Litern pro 100 Kilometer bewegen. Böse Zungen behaupten sogar er würde (real) so viel verbrauchen, wie der Vierzylinder (B47 im F20 LCI). Wahrlich war diese Öko-Testfahrt weit weg von der Freude am Fahren.
Das unter der Haube nur drei Brennräume existieren und nicht vier, wie noch beim F20, erfährt man erst, wenn man im kalten Zustand genauer hinhört. Die Akustiker von BMW haben sich alle Mühe gegeben zu vertuschen, was dort werkelt. Im normalen Alltagsbetrieb oder sobald der Antrieb warm ist, klingt der BMW 116d nur noch nach Dieselmotor, nicht mehr aber nach Dreizylinder. Das wird wohl auch so gewollt sein, um dem Kunden langsam klar zu machen, dass sich der 1er im großen Umschwung befindet. Im F20 LCI ist der Heckantrieb das letzte Mal verbaut, danach gibt es nur noch Frontantrieb (baugleich mit dem MINI), sowie optional einen „fahraktiven Allradantrieb“.
Sportliche Fahrwerte sucht man im BMW 116d natürlich vergebens, zu schwach der kleine Motor, um das Heck auf trockener Fahrbahn tanzen zu lassen. Der drehfreudige Dieselmotor gibt sein Bestmöglichstes, immerhin verkörpert er einen Hauch Sportlichkeit, wenn der Antrieb von hinten schiebt. Doch auch im kleinsten 1er ist zu spüren, dass München noch immer die fahraktivstes Kompaktklasse konstruiert. Da darf sich Audi für den A3 und Mercedes-Benz für die A-Klasse gerne etwas abschauen. Dieses Fahrwerk sucht noch seinen Meister. Gesteigert wird dieser positive Eindruck von der Fahrerposition im BMW 1er. In keinem Auto der Kompaktklasse ist die Sitzschiene noch so tief, wie im Bayer. Das Resultat ist nicht nur eine angenehm niedrige Sitzposition, sondern auch eine gute Verbindung zum Auto selbst. Das „Popo-Meter“ ist hier direkt mit der Hinterachse „connected“.
Allerdings hat auch der BMW 1er noch aufzuholen, was die Konkurrenten besser können. Da wäre zum Beispiel der Abstandstempomat. Trotz Eco Pro und Co, scheint dieser noch nicht ganz verstanden zu haben, was mit der „vorrausschauenden Fahrweise“ gemeint ist. Zwar erkennt das System vorrausfahrende Fahrzeuge frühzeitig (und signalisiert dies visuell im Display), allerdings bremst es den 1er hart ab, sobald der gewünschte Abstand erreicht ist. Von einem vorsichtigen „Anschleichen“ oder auch einer leichten Gasabnahme ist dieses System leider weit entfernt – das können die anderen beiden inzwischen deutlich besser.
Infotainment des F20 LCI
Auf Seite des Infotainment geht BMW mit dem iDrive-System nun schon seit Jahren einen ganz eigenen Weg. Gut, dass es dabei immer weiter verbessert wird, das Online-Entertainment ist mit an der Spitze und nach aktuellem Stand, von keinem anderen Kompaktfahrzeuge auch nur annähernd gefährdet. Die Bedienung benötigt eine kleine Eingewöhnungszeit, dann liegt der Dreh-Controller gut in der Hand und bspw. die Steuerung der Navigationsabteilung gelingt im sprichwörtlichen Handumdrehen.
Die ganzen Extras treiben nicht nur das Leergewicht von 1.320 Kilogramm in die Höhe, sondern auch den Basispreis von 26.950 Euro. Diverse absolute Must-Haves sind neben der feinfühlig-schaltenden 8-Gang-Automatik, auch das große Infotainment-System iDrive sowie die adaptiven Voll-LED-Scheinwerfer. Gerade bei Nacht werden die Straßen so hell erleuchtet und wirklich nichts bleibt im Dunkeln. Die automatische Umschaltung von Fern- auf Abblendlicht funktioniert unabhängig von der Witterung schnell und zuverlässig.
Fahreindruck des F20 LCI
Der Fahrerlebnis-Schalter ist in allen Modellvarianten verbaut. Ein Erlebnis wird es für mich in diesem Fall allerdings nur in der Stellung „Eco Pro“. Hier drosselt nicht nur die Elektronik die Leistungsabgabe und hält zum sparsamen Fahren an, sondern es entsteht auch eine Art von Lerneffekt durch die Statistiken. Im Infotainment-System werden genaue Verläufe angegeben, sodass man genauer verfolgen kann, was man falsch oder richtig gemacht hat. In Verbindung mit der 8-Gang-Steptronic wird auch ein Segel-Modus angeboten, wenn bei ausreichender Geschwindigkeit vom Gas gegangen wird. Dann wird, wie auch von anderen Herstellern bekannt, ausgekoppelt und der 1er läuft frei von allen Antriebszwängen. Parallel dazu wird im Kombiinstrument genau angeben, wie viel zusätzliche Kilometer man nun durch die sparsame Fahrweise erreicht hat.
Was er technisch und fahraktiv gut macht, büßt er auf der Raumgefühl-Seite wieder ein. Für Fahrer und Beifahrer gibt es ausreichend Platz, allerdings leiden darunter schnell die Fond-Passagiere. Bei normaler Sitzeinstellung von mir (1,78 m Körpergröße), kann man direkt dahinter nicht mehr wirklich lange sitzen. Da rubbeln die Knie ordentlich am Polster. Hier sitzen besser nur die Kinder, deren Knie noch nicht über die Kante ragen. Der Kofferraum ist mit 360 Liter im Mittelmaß der Kompaktfahrzeuge.
Der BMW 1er bleibt auch in der letzten Version mit Hinterradantrieb die fahraktive Antwort auf alle Fragen in der Kompaktklasse. Allerdings ist der kleinste Motor im Verhältnis auch der durstigste. Das Platzangebot war noch nie die Stärke des 1ers und das wird sich auch frühestens mit dem Umstieg auf Frontantrieb ändern. Solange gilt: kauft den F20 LCI so lange es noch geht, aber bitte mit einem anderen Motor.
BMW 116d (F20 LCI) Sport Line
Reihendreizylinder (B37C15) 1.496 cm³ (Turbolader)
116 PS bei 4.000 U/min
270 Nm bei 1.750 – 2.250 U/min
10,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 200 km/h
Kombinierter Verbrauch 3,6 l/100km (CO2: 96 g/km)
Testverbrauch 4,6 – 5,6 l/100km
Modellgrundpreis 26.950,00 Euro
Testwagenpreis 42.260,00 Euro
Text/Fotos: Fabian Meßner
Ein Gedanke zu „Ade und Pfiatdi Heckantrieb: BMW 116d (F20 LCI) im Fahrbericht“
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