Q Wer? Testfahrt im neuen Mercedes-Benz GLC (X253)

Was muss ein SUV (Sports Utility Vehicle) eigentlich alles können? Im Idealfall alles auf einen Schlag, doch welchem SUV gelingt das bisher? Keinem so richtig; auch wenn kaum einer die Offroad-Fähigkeit seines eigenen Fahrzeugs bisher selbst getestet hat, so tut es doch gut, sie beim Stammtisch vorzuweisen. Gut, dass mit dem neuen Mercedes-Benz GLC endlich einer kommt, der alles kann, außer die Bierflasche aufzumachen. Eine erste Testfahrt mit dem neuen Mittelklasse-SUV auf Basis der Mercedes-Benz C-Klasse.

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In erster Linie ist der GLK nun der GLC, damit deutlich wird, dass dieses SUV zur C-Klasse gehört. Doch, das ist noch nicht alles. Neben den ganz eindeutigen Änderungen am Design – weg vom kantigen, hin zum runden – haben die Ingenieure jede Menge Technik in den GLC gepackt. Einfach gesagt: es fehlt im GLC an nichts. Luftfahrwerk, Sitzbelüftung, Offroad-(Technik)-Paket, mehr Platz als zuvor, Fahrhilfen ohne Ende und ein hoher aktiver, wie passiver Sicherheitsstandard. Das ideale Auto, um sich sicher zu fühlen – doch welches SUV verkörpert diesen Eindruck nicht?

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Daher bot sich auch die Möglichkeit mit besagtem Offroad-Technik-Paket (nicht zu verwechseln mit dem Offroad-Look-Paket) in ein Weinanbau-Gebiet einzumarschieren. Besser gesagt durch die hügeligen Passagen dazwischen. Einfach ausgedrückt, einige andere SUVs wären hier stecken geblieben. Aus eigener Erfahrung hätte hier vielleicht der Land Rover Discovery Sport gelacht, doch ob der Q5 aus Ingolstadt sich dort wieder selbständig hätte befreien können. Ich bezweifle es.

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Es ging durch tiefe Verschränkungen (Schotter) und auch genauso einem kleinen Hang entlang. Mercedes-Benz gibt den GLC bis knapp 35° frei, hier waren es laut Bordcomputer 27°. Beeindruckend war die Steilwand, die spitz gen Himmel zeigte. Jene war zwar asphaltiert, dennoch mit 65% ordentlich steil (70% sind maximal möglich). Die Bodenfreiheit als solches mag mit 227 mm nicht „extrem“ erscheinen, dabei besticht der GLC auch primär durch seinen Böschungswinkel von 30,8° /24,8° – tiefe Senken also besser von vorne angreifen.

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Im Leder gebettet bekommt man von der Außenwelt (immerhin 36° Celsius) kaum etwas mit. Die Klimaanlage röhrt nicht, versprüht dabei sanft ihren (optionalen) Duft und die Sitzbelüftung hält die Backen auf Normaltemperatur. Air Body Control heißt das Zauberwort, das jene Fahrt so genussvoll macht. Wie ein guter Wein fließt der GLC die Straßen hinunter, ohne dass die Insassen von der Außenwelt abgelenkt werden. Dieses optionale Luftfahrwerk (Mehrkammer-Luftfeder) verstellt kontinuierlich die Dämpfer, sodass sich nur noch die geringsten Einflüsse auf die komfortabel gleitenden Passagiere übertragen. In Verbindung mit dem Offroad-Technik-Paket kann die Karosserie so um bis zu 50 mm angehoben werden. Der GLC ist somit eine Art zwei-schneidiges Schwert. Zum einen der stylische SUV (AMG Line), der genau die Lifestyle-Kerngruppe im Blick hat und zum anderen der etwas härtere Kerl (Offroad-Technik-Paket), der sich auch abseits von befestigten Straßen wohl fühlt.

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Wer die C-Klasse kennt, der kennt auch den neuen GLC schon von innen. Hier wird die Verwandtschaft sehr deutlich. Doch das ist nicht weiter schlimm, denn mit dem Interieur der C-Klasse ist den Stuttgartern ein „guter Schwung“ gelungen. Die Mittelkonsole schwingt sich vom Handschmeichler über die einzelnen Kipp-Schalter hoch zum großen aufgesetzten Bildschirm. Nun mag man über diesen sagen, was man will, in dieser Konstellation lässt er sich noch am Besten betrachten.

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So schön das Interieur auch ist, einen negativen Punkt hab ich dann doch gefunden. Das zwei-geteilte „Panorama“-Dach will nicht wirklich dem Premium-Anspruch gerecht werden. Auch die Öffnung des ersten Glasabteils ist nicht gerade bahnbrechend. Da lässt es sich bei manchem Mitbewerber besser aus der zweiten Reihe in die Sterne gucken. Die Fondpassagiere als solches können sich am gewachsenen GLC erfreuen, denn das resultiert vor allem in mehr Beinfreiheit. Die Sitze sind mehr so gut konturiert, wie die des Fahrer und Beifahrer, dafür kann hier noch ein dritter zum kuscheln dazwischen kommen.

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Immerhin der Verbrauch passt gut in das vollgestopfte Modell GLC 220d 4Matic. Offizielle Werte stehen noch aus, doch bei 5,3 bis 5,6 l/100km sollte man sich nicht beschweren. Ein großer Dank gilt bei 36° Celsius auch der Klimaanlage, die sich nicht zusätzlich am Dieseltank bediente, zumindest scheint es so. Die 170 PS (400 Nm) des Vierzylinder-Dieselmotors reichen aus, um selbst das vollgepackte Modell ordentlich zu bewegen. Für schnelle Autobahnfahrten, sollte dennoch zu einem größeren Motor gegriffen werden.

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Technisch bietet Stuttgart einiges für den GLC an, zahlreiche Helfer, die das Fahren einfacher machen sollen. Auch an das Ein- und ausparken wird gedacht, zumindest die 360°-Kamera ist eine Empfehlung. Wer selbst nicht mehr in die Lücken rein oder raus kommt, der sollte generell zu einem kleineren Auto greifen. Auffallend positiv war der Stauassistent, der quasi teil-autonom meinen Job übernommen hat. Distronic Plus, sowie der Lenkassistent DTR+ haben dafür gesorgt, dass der GLC in der Spur bleibt und brav dem Voraus-Fahrer folgt, ohne Beihilfe meinerseits. Auf der anderen Seite reagiert der Lenkassistent bei höheren Geschwindigkeiten etwas rabiater. Statt sanften Lenkbewegungen in die richtige Richtung, zieht der Kollege gerne die Notbremse und will damit Sorge tragen, dass der GLC wieder in die Spur kommt. Der nachfolgende Verkehr war oft irritiert.

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Ist das nun „das Beste oder nichts“? Es ist vor allem mal wieder etwas Besseres als die anderen abliefern. Ob es das Beste per se ist, das dürfen gerne andere entscheiden. Gefunden habe ich nur kleine Mankos am neuen Mercedes-Benz GLC, das Luftfahrwerk, sowie die optionale Gelände-Tauglichkeit sind eine lautstarke Ansage in alle Himmelsrichtungen. Der GLC harmoniert ganz gut mit dem 220d 4Matic Antrieb, doch einer Version mit AMG Line namens GLC 450 AMG Sport wäre ich auch nicht abgeneigt.

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44.506 Euro sind für den GLC 250 4Matic mindestens aufzubringen. Wer sich seinen GLC „schön machen will“, der wird auch schnell über den Startpreis des GLC 220d 4Matic von 44.863 Euro hinausschießen. Ein Vorteil ist in jedem Fall die serienmäßige 9G-Tronic (neunstufiges Automatikgetriebe) – sanfter schaltet aktuell keiner und in der neunten Stufe lässt sich einiges an Sprit sparen.

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Im MB-passionblog findet sich noch ein Bericht zum GLC 250d 4Matic. Mehr dazu auch auf Autogefühl und rad-ab.

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Text/Fotos: Fabian Meßner; Titelbild: Dieter Rebmann (Daimler AG)