Fahrbericht: Alfa Romeo Giulietta 2.0 JTDM Turismo (150 PS)

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Größer und im direkten Vergleich auch etwas teurer als ein VW Golf. Dafür trumpft die Alfa Romeo Giulietta im aktuellen Facelift mit einem neuen 2.0-Liter Diesel auf, der bei 150 PS mehr Drehmoment bietet als alle vergleichbaren Modelle. Ganz zu schweigen von ihrem außergewöhnlichen schönen Kleid, das die Italienerin sich so locker übergeworfen hat.

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Trotz mehr Drehmoment im Dynamik-Modus (380 Nm) ist die Diva im Sprint langsamer als der Golf, der seine Leistung aus nur 1,6-Litern Hubraum holt und damit auch weniger CO2 Emissionen verursacht. Es sind wohl die knapp 50 Kilogramm mehr, die im schöner gestickten Kleid mit drinhängen. Schöne Nähte sind eben manchmal auch schwer. Bildschön ist sie, diese Front mit dem tief gezogenen V-förmigen Kühlergrill und dem asymmetrisch montierten Kennzeichen.

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Im Innenraum wird das, was vorne beginnt, auch mit dem Lenkrad wieder aufgegriffen. Das typische Alfa-Design, ist stets omnipräsent und nicht nur durch das Logo, welches an alte, glorreichen DTM-Zeiten erinnert. Unzählig viele dynamischen Formen, die in der Front beginnen, kurzzeitig verschwinden und am Heck wieder auftauchen. Bis hin zu den Rückleuchten, die einen Großteil der Heckfläche für sich beanspruchen.

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„Katastrophale Pixelgrafiken, schlechte Bedienführung und einige wenig durchdachte Bedienkonzepte, welche die Menüführung zur Qual machen, sind einfach nicht angemessen – gerade bei einem System, für das 1.700 € verlangt werden. Es passt einfach nicht zum sonst so eleganten Auftritt der Giulietta und passt auch sonst nicht in ein modernes Auto.“ – weiter zum vollständigen Fahrbericht auf passion:driving

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Das war damals der scheinbar große Negativaspekt, den Sebastian an der Giulietta festmachen konnte. Mit dem Facelift sind die Probleme…umgangen worden. Das Infotainment ist neu, hört auf den Namen UConnect und kommt vom Chrysler Konzern. Das Bose Soundsystem rauscht bei bestimmten Frequenzen und Liedern noch immer. Die Bedienbarkeit ist deutlich besser, vor allem da von einem Tasten-Wirr-Warr auf einen 6,5 Zoll großen Touchscreen umgestellt wurde.

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Die Dame, die navigiert ist italienisch Diven-haft, oft anderer Meinung und wechselt gerne die Richtungen. Beispiellos ist auch die Ansage von der Bundesstraße herunterzufahren, Richtung Autobahn, um dann parallel zur Bundesstraße weiterzufahren, bis die Ansage kommt, wieder auf die Bundesstraße zu fahren.

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Die Vor-Facelift Variante mit dem 2.0 JTDM Dieselmotor konnte Sebastian im Verbrauch nicht wirklich überzeugen. Die 170 PS waren gemessen an einem Diesel immer durstig. Der kleinere Ableger mit ehemals 140 PS wurde mit dem Facelift auf 150 PS verbessert. Das Drehmoment von 320 Nm bei 1.500 U/min bleibt davon unberührt. Es sei denn, es wird die DNA der Italienerin verändert. Dann stehen im Overboost (Dynamik-Modus) bis zu 380 Nm bereit. Auch hier ist der Peak bei 1.750 Touren schon früh erreicht. Ungeachtet des möglichen dynamischen Fahrstils lässt sich der Diesel auch sparsam bewegen.

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Mit 4,2 Litern im Drittel-Mix wird er ausgeschrieben; auf einer kleinen Testfahrt durch die Stadt, über das Land und die Autobahn ging dann sogar noch ein bisschen weniger. Schlussendlich blieb der Bordcomputer bei 100 Millilitern weniger stehen. Ohne die Giulietta sportlich voll zu fordern, also im Regelfall „Alltag“ für Durchschnitts-Autos muss man mit bis zu 1,5 Litern mehr rechnen. 350 Liter packt der Kofferraum nach DIN-Norm locker weg, legt man die Rückbank um werden es 1045 Liter.

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Die längeren Abmessungen der Giulietta tragen sich nicht wirklich bis in den Innenraum, durch die geringe Dachhöhe fühlt man sich schneller eher in einem Coupé als in einem Fünftürer. Der Graukeil in der Windschutzscheibe drückt den Raum noch kleiner, als er ohnehin schon ist. Dabei ist das Cockpit an sich weitläufig geschnitten, zumindest in der unteren Hälfte. Die Mittelkonsole samt DNA-Schalter und Klimaanlage verzehrt sich eher Richtung Motorraum als zum Fahrer hin.

Pedale made for "heel to toe"
Pedale made for „heel to toe“

Der Name der Ausstattung „Turismo“ gibt die klare Aufgabenstellung der Giulietta bereits vor. Sportlich ist der Diesel-Motor auch mit dem Q2 genannten elektronischen Differential (Bremseingriffe per ESP) nicht wirklich. Er bleibt eben ein Diesel, die Emotionen wollen nicht hochkochen, auch wenn das Q2 nur sehr feine, leichte Bremseingriffe vornimmt und damit sehr nah an einem mechanischen Differential arbeitet.

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Wer eine sportliche Diva will, der sollte auf jeden Fall zur Version mit dem Kleeblatt, Quadrifoglio Verde (kurz: QV), greifen. Für Touren jedoch ist sie genau die richtige, da punktet sie mit einem vertretbaren Verbrauch, auch im Stopp & Go Verkehr. Nervig wird es dann nur mit dem Blick auf den Tacho, denn die Schutzabdeckungen sind in einem so miserablen Winkel angeordnet, dass sie jeden Fahrer durch Spiegelungen ablenken.

Auch noch einmal im Fahrbericht bei motoreport zum nachlesen.

Alfa Romeo Giulietta 2.0 JTDM Turismo

Reihenvierzylinder (quer), 1.956 cm³
150 PS bei 3.750 U/min
380 Nm bei 1.750 U/min
8,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 210 km/h
Kombinierter Verbrauch 4,2 l/100km (CO2: 110 g/km)
Testverbrauch 4,1 – 5,7 l/100km
Modellgrundpreis 26.850,00 Euro
Testwagenpreis 37.090,00 Euro

Text/Fotos: Fabian Meßner

10 Gedanken zu „Fahrbericht: Alfa Romeo Giulietta 2.0 JTDM Turismo (150 PS)“

  1. Das Q2 System ist nicht elektronisch, sondern ein rein mechanisches Differential. Es arbeitet also nicht mit dem ESP zusammen sondern sorgt dafür dass das ESP später eingreifen muss

    1. Es ist schön, wenn Marketing so gut funktioniert, dass die Kunden meinten, sie hätten einen echten Rennwagen unter dem Hintern.

      Auszug der sport auto, wenn du mir nicht glauben schenken willst: „Mit Hilfe der elektronischen Differenzialsperre Q2 werden über selektive Bremseingriffe an den vorderen Antriebsrädern Traktionsverluste und übermäßiger Verschleiß am kurvenäußeren Reifen vermieden.“

      Und auch bei Alfa Romeo selbst steht: „elektronischer Differenzialsperre Q2“, da steht nichts von elektr. gesteuert oder ähnlichem. Das ist reines Marketing und du bist leider voll darauf reingefallen ;) Mechanisch ist da gar nichts.

      1. Ich hab das Q2 System eigenhändig in meinen 147 eingebaut, es ist mechanisch! Ich habe nichts an der Steuerung vom ESP oder ABS verändert. Es arbeitet also Bauartbedingt, guck dir doch in einem Internetshop mal Bilder vom System an.
        Beim Einbau war übrigens kein Marketing beauftragter des Fiat Konzern zu gegen

        1. Das freut mich für dich. Ich vertraue dennoch meinem Fahreindruck, den Fahrleistungen und schlussendlich auf die anerkannte sport auto ;)

          1. Tatsächlich gab es im 147 und im GT ein mechanisches Sperrdifferenzial unter der Bezeichnung Q2, das sich auch nachrüsten lässt.
            Das System der Giulietta hat damit aber nichts zu tun, sondern arbeitet tatsächlich nur mit Bremseingriffen. Das gilt ja im Übrigen selbst für den 4C, was schon oft kritisiert wurde.

  2. Also ich fahre die oben erwähnte QV seit zwei Monaten, und es stimmt, sportlicher wie der Diesel ist sie.
    Die Sache mit dem Soundsystem kann ich nicht bestätigen. Bei mir rauscht da nix, selbst bei anspruchsvoller klassischer Musik. Auch hatte ich bis dato noch keine divenhafte Navigation. Aber wer von Tablett-Navigationen kommt, ist vielleicht etwas großzügiger, zugegeben.
    Was ich im Prinzip nicht verstehe, warum man immer Alfa Romeo mit VW vergleicht. Das italienische Gegenstück zu VW ist die Marke FIAT. Das sind beides Volumenmarken. Alfa ist als Premiummarke gedacht, und deshalb natürlich teurer. Das Alfa derzeit nicht mit Audi gleich auf ist, ist schon klar, aber zumindest ist in diese Richtung die Preisdifferenz auch deutlich höher.
    Auch hier ein Verweis auf geglücktes Marketing, VW ist keine Premiummarke. Alfa Romeo ist, hoffe ich, auf dem Weg dort hin.

    1. Hallo Marcus,
      danke für deinen ausführlichen Kommentar.

      Irgendwie muss ich dennoch einen Bezug herstellen. Wenn es nicht Audi oder VW ist, mit was will sich deiner Meinung nach dann Alfa messen? Wo wollen sie Kunden „abjagen“?

      1. Das ist im Prinzip richtig und auch notwendig, Vergleiche anzuführen, und der Golf ist als feste allgemein bekannte Größe ein guter Bezugspunkt. Ich finde es nur schade, das sich die Giulietta dem Vorwurf des höheren Preises aussetzen muß, und dabei ihr Premiumanspruch unberücksichtigt bleibt. Zumal ausstattungsbereinigt und mit Rücksicht auf die doppelt so lange Herstellergarantie wahrscheinlich der VW gleich oder mehr kostet.

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