Die Limousine wusste zu begeistern, der Kombi lässt die Kinnladen nach unten klappen. Die Rede ist vom Rolls-Royce für Jedermann: der neue Škoda Superb Combi lässt trotz kleiner Technik-Defizite gegenüber seinem „wertigen“ Bruder VW Passat diesen ziemlich schnell stehen. Gerade in puncto Preis-/Leistungs-Verhältnis und dem gewaltigen Platzangebot strahlt der Tscheche mit breitem Grinsen. Da stört auch nicht, dass er keine Voll-LED-Scheinwerfer oder ein voll digitalisiertes Cockpit besitzt.
Das Kofferraumvolumen von 660 bis 1.950 Liter ist in erster Linie nur ein Wert, der die Konkurrenz schlucken lässt. Doch es sind nicht nur einfach Zahlen, es ist nutzbarer Raum, da der Superb Combi trotz gefälligem Styling keine Kompromisse eingeht. Die Raumausnutzung ist mehr als nur simply clever, keine „spacigen“ Crossover-Formen drücken den Innenraum. Maximal steckt der Größte seiner Klasse auch Gegenstände von einer Länge bis zu 3,10 Meter weg – und er ist kein Kastenwagen.
Die Limousine hätte so expressiv sein können, wie noch die Concept Studie Vision C. Doch Škoda scheint sich den Design-Pinsel für den wichtigen Combi aufgehoben zu haben. Ein Heck, welches den eleganten Spagat zwischen einem praktischen Kombi in Kastenform und einem Shooting Brake mit stark abfallender Dachlinie darstellt. Ein schöner Rücken kann nicht nur entzücken, dieser weiß zu verzücken.
Schwer vorzustellen, wer diesen Raum – der auch auf der MQB Plattform aufbaut – je komplett ausfüllen soll. Niemand kann so oft zum schwedischen Möbelhaus fahren, dass sich dieser Raum lohnt. Familien mit Kindern wissen genau, dass ihre Kids auch jede kleinste Ablage mit Spielzeug vollstopfen können. Die krasseste Kniefreiheit der Mittelklasse verführt zum träumen – ist das noch Škoda oder ist das schon Rolls-Royce. Wahrscheinlich können die Briten (oder nun eher respektive die Bayern) den Punkt mit der Luxus-Innenraum-Verarbeitung noch besser. Doch clevere Lösungen, wie nicht nur einen, sondern zwei Regenschirme in den Türen zu verstecken, das obliegt nun nicht mehr nur Großbritannien.
Statt wie bei der Limousine (Link zum Fahrbericht unten) habe ich mich für den Superb Combi auf die Benzinmotoren konzentriert. Da wäre zum einen der Motor aus dem VW Golf GTI, der auch im praktischen Tschechen für 220 PS (350 Nm) sorgt. Einzig und alleine mit dem 6-Gang-DSG zu bekommen, rennt das Raumwunder so gerne auf die 240 km/h-Marke zu. Doch wer braucht das wirklich, denn im Normbetrieb muss der Spritverbrauch eher mit 7,2 bis 7,5 l/100km kalkuliert werden, als laut dem NEFZ-Verbrauch von 6,3 l/100km.
Zum Tanz aufgefordert wird im Superb Combi ohnehin eher ein 2.0 TDI-Motor als die Turbobenziner. Doch es gibt noch eine Variante, die sich nicht nur für Gelegenheitsfahrer, sondern auch für Autobahn-Touristen empfiehlt. Mit 150 PS ist der 1.4 TSI ACT keinesfalls schwach auf der Brust und weiß den „Sports-Wagon“ mit dem ausreichenden Drehmoment von 250 Nm auch aus dem Drehzahlkeller voranzutreiben. Wird nicht die volle Leistung benötigt, was zugegebenermaßen bei durchschnittlichen Autofahrern oft der Fall ist, schalten sich die beiden innen liegenden Zylinder 2 und 3 ab.
Die beiden Zylinder 1 und 4 arbeiten dann unter höherer Last und zeitgleich mit einem besserem Wirkungsgrad. Laut Regelwerk tritt dieses „etwa 0,5 Liter sparende“ Phänomen immer auf, wenn ein Drehmoment von 25 bis 100 Nm anliegt. Kurzum gesagt, immer wenn es reicht das aktuelle „Rollen“ über die zwei äußeren Brennräume konstant zu halten, wechselt der Motor in den 2-Zylinder-Modus. Als Fahrer bekommt man davon nicht viel mit, außer das im unteren Drehzahlbereich die Geräuschentwicklung etwas zunimmt und dumpfer wird. Ferner zeigt nur ein kleines „Eco“ Symbol im Infodisplay an, dass gerade Sprit eingespart wird. Wer möchte kann sich diesen Motor auch mit Allradantrieb bestellen.
Vernetzung mit Apple CarPlay oder Android Auto, LTE Hotspot, Canton Soundsystem, viele unzählige simply clever Lösungen (insbesondere zur Befestigung und Verstauung von Gegenständen) und an vorderster Front natürlich das Raumgefühl, das seines Gleichen sucht. Hier steht nicht nur der nächste Beststeller aus Tschechien, nein es ist auch einer, der sich mit den ganz Großen messen kann und auch wird.
Mehr zum Škoda Superb, auch im Fahrbericht zur Limousine. Dazu mehr bei autogefühl bezüglich des Combi.
Text/Fotos: Fabian Meßner
5 Gedanken zu „Fahrbericht: Škoda Superb Combi“
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