Erster Fahreindruck: Jaguar XE 20d

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Mercedes-Benz C-Klasse, Audi A4 und den dynamischen BMW 3er im Fokus will der Jaguar XE in der Klasse der Mittelklasse-Limousinen nun mitmischen. Eine erste Testfahrt im neuen Jaguar XE 20d (R Sport) hinterlässt einen überraschend positiven Eindruck, doch zeigt sie auch die Probleme des Engländers auf.

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Die kleine Raubkatze verkörpert das typische Jaguar-Gesicht und zentriert den Blick auf den großen schwarzen Grill. Der leicht aggressive Auftritt wird durch die optisch verschwindend kleinen Felgen (immerhin 18 Zoll) wieder gemindert. Die 19er wie etwa am XE S stehen der neuen Katze deutlich besser zu Gesicht. Die Seitenlinie ist eher unauffällig und für eine Limousine klassisch. Auch am Heck findet sich mehr Klarheit als Aufregung, lediglich die roten Rückleuchten setzen hier einen Akzent. Der gesamte Fokus am Jaguar XE konzentriert sich optisch auf die Front. An dieser Stelle steckt er zumindest den aktuellen Audi A4 in die Tasche.

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Nicht unerheblich für eine Limousine ist das Ladevolumen von 450 Liter. Allerdings tut sich auch direkt ein Manko auf, nämlich die Rückbank. Diese ist fast unangenehmer als etwa bei einem CLA. Auf den äußeren Fondsitzen lässt sich für mich (1,78 m) noch gut Platz nehmen, obwohl die Kopf-Umluft schon mit dem Dachhimmel auf Tuchfühlung geht. Und auf dem Mittelsitz bin ich dann schlussendlich zwischen Himmel und Sitzfläche eingeklemmt. Ich würde beim Jaguar XE eher von einem Vier- anstatt von einem Fünfsitzer sprechen. Zudem hängt die Armlehne mit zwei Cupholdern mir persönlich deutlich zu tief.

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Wie außen liegt der Fokus auch innen ganz klar vorne. Der Fahrer ist quasi „InControl“ of everything. Sei es durch das neue Infotainmentsystem, welches erst mit der Verbindung mit einem Smartphone zu voller Größe heranreift und ohne Smartphone auch keine großen Überraschungen bietet. Die Kameras, die das Einparken vereinfachen sollen, lassen sich einzeln über einen Hotkey anwählen. Wer statt Blind Booking einmal Blind Navigation ausprobieren will, der ist im Jaguar XE genau richtig. Einfach wild in die Karte tippen und schon berechnet die Software den Weg dorthin. Fraglich, ob das so gewollt ist oder aktuell noch ein Bug. Für 1300ccm ist das System aktuell noch zu langsam.

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Bei den technischen Daten fällt auf, dass auch Jaguar sich des Tricks der C-Klasse bedient. Das „besonders“ sparsame Modelle kann nur 47 Liter tanken, während der größere Diesel schon 56 Liter tanken darf und alle Benziner über einen 63 Liter Tank verfügen. In meinem Fall fiel die Wahl auf den 2,0-Liter Diesel mit 180 PS, der laut NEFZ Zyklus 4,2 l/100km verbrauchen soll. Während der kurzen Testfahrt pendelte sich der Verbrauch auf 5,6 l/100km ein. Einen positiven Eindruck hinterlässt der leise Ingenium Selbstzünder in Zusammenarbeit mit der ZF 8-Gang Automatik (8HP45), denn diese schaltet im Diesel so butterweich, wie nie zuvor. Hier wächst zusammen, was zusammen gehört.

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Dafür, dass Jaguar zumindest beim Motor und bei der Karosserie so auf den Leichtbau fixiert war, sind 1.565 Kilogramm (ohne Sonderausstattung) doch ein beachtliches Leergewicht. Allzu viel „Lightweight“ steckt dann wohl doch nicht im Jaguar XE. Immerhin, dass muss man ihm hochanrechnen, er fühlt sich nicht schwer an. Das leichte Setting der elektro-mechanischen Servolenkung (EPAS) ist schon fast zu leicht, sodass sich mit wenig Aufwand die Eifel bewältigen lässt. Der Dieselmotor hält sich dabei von der Akustik eher zurück, es sei denn man dreht ihn bis zur vollen Leistung von 180 PS bei 4.000 U/min aus.

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Da es sich in diesem Fall um die Ausstattung „R-Sport“ handelt, sind einige Besonderheiten anzumerken. Die als Aufwertung betitele Lippe (aufgeklebt) auf dem Kofferraumdeckel erfüllt keinen Zweck und sieht in natura auch nicht besonders „sportlich“ oder „chic“ aus. Ähnlich sieht das auch die Redaktion von autogefühl. Die Lasergravur in den Türeinstiegsleisten ist ganz schick, ebenso wie die Gittergewebe in den Sitzen. Was mir nach der Testfahrt nach einem Muss scheint ist das im R-Sport beinhaltete Sportfahrwerk. Subjektiv betrachtet war es doch noch eine eher weiche Fahrlage, die auch durch den Fahrmode-Schalter nicht „härter“ wurde.

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Ich würde zum Sportfahrwerk raten, wohl aber nachfragen, ob man den „Heckspoiler“ weglassen könnte. Vergleicht man den Jaguar XE 20d preislich mit der Konkurrenz, dann ist er nur wenige hundert Euro günstiger als der Audi A4, liegt exakt auf gleichem Niveau mit dem BMW 3er und alleine der Stuttgarter kostet knapp 2.000 Euro mehr. Von der Positionierung passt es bei den Engländern, auch das neue Wrap-Around-Design des Innenraum weiß zu begeistern. Eben weil es, obwohl ungewöhnlich, nicht etwa durch Luftausströmer durchbrochen wird. Man gewöhnt sich an die tief positionierten seitlichen Ausströmer.

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Er ist günstiger als die C-Klasse, aber nicht so elegant eher sportive-aggressive. Er ist besser anzusehen als der in die Jahre gekommenen Audi A4 und dazu auch noch günstiger, kann aber nicht gegen die immense Motorenauswahl mithalten. Zumal der Audi im Innenraum hochwertiger ist. Und dann wäre da noch der fahraktive Punkt, in dem der BMW 3er in Angriff genommen wurde. Also zumindest der Diesel kann nicht an den BMW heranreichen, vielleicht ist da der Benziner eher die richtige Wahl, um den Kampf aufzunehmen.

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Text/Fotos: Fabian Meßner