Wenn es so schnell gehen muss, dass du nicht einmal Zeit für anständige Bilder hast, dann ist ein guter Tag. Ein Tag so speziell, dass du ganz froh bist, dass es heute kein Presse Briefing und unnötiges „Bla Bla“ gibt. Kurz schauen, dann Helm auf und in einen warmgefahren Porsche einsteigen. Nicht den teuersten, aber den einen, der für die Rennstrecke gebaut ist!
Das Clubsport Paket macht nochmal ganz deutlich: Damit geht Mutti nicht eben die Kids wegbringen und dann in der City flanieren! Mit der Karosserie verschraubter Überrollkäfig – eigentlich sogar 6-Punkt-Gurte für den Fahrer – Schalensitz mit Sichtcarbon auf der Rückseite, die dich gefühlt mit Unterdruck in den Wagen reinziehen und dann nicht mehr hergeben. Ganz abgesehen davon, dass du nach wenigen Runden ohnehin nicht mehr aussteigen willst und dich die Mechaniker erst einfangen und dann wieder herausprügeln müssen. Sogar an den Schultern liegt die Schale perfekt an und erlaubt dir kaum, wie ein Kleinkind vor lauter Vorfreude im Sitz herumzuspringen.
Das Lenkrad aus Alcantara wird heute nur mit Handschuhen angefasst – bei schnellen Runden auf dem Testkurs auch die deutlich bessere Wahl, um keinesfalls den nötigen Halt bei der Querbeschleunigung zu verlieren. Überhaupt spricht Porsche hier im Marketing noch von Komfort. Ich fühle mich hier wohl zwischen all den Knöpfen, den roten Sicherheitsgurten, dem Käfig im Nacken, aber komfortabel im eigentlichen Sinne ist mit Sicherheit anders. Genug der Floskeln, Zündschlüssel drehen und ab dafür. Tack, tack, tack; die Zündspule läuft sich erst kurz warm bevor die ganze Karossiere vom scharf gemachten 3,8-Liter-Boxermotor in Wankbewegungen, vergleichbar mit einem Traktor, versetzt wird. Alles bewegt sich, obwohl das Auto noch steht. So viel Kraft bei der Leerlaufdrehzahl bin ich sonst nur von V8-Motoren gewohnt.
Gemütlich aus der Gasse herausrollen während sich mein Grinsen mit den Schweißtropfen auf der Stirn einen Vorkampf liefern, bei dem bisher noch nicht Gewiss ist, wer den Sieg davon tragen wird. Ein letzter Blick zurück, ob alles ok ist, den ich mir auch hätte sparen können, denn eigentlich sieht man dann ohnehin nur einen riesigen Heckspoiler. Es gibt grünes Licht! Und weg sind wir. Wer kennt sie nicht, die Szene aus dem ersten Fast & Furious Film: „Nur in diesen zehn Sekunden bin ich frei“. Dominic Toretto hat damals ein paar wahre Worte an die Gemeinde gerichtet. Solche Momente gibt es nicht oft, aber einfach fahren und über nichts nachdenken, einfach tun, das ist der Grund, warum ich mich nur ungern abwinken lassen wollte. Eins mit der Maschine, einem 475 PS Monster, dass für die Rennstrecke optimiert ist mit allen den Knöpfchen, die den 911 GT3 noch agiler noch schneller machen und schlussendlich die Gänge reinknallen, dass ich mir direkt danach telefonisch einen Termin bei der Physiotherapie hab geben lassen. Allerdings glaube ich, mein Kopf sitzt noch immer schief auf dem Hals.
Es ist kaum zu beschreiben, wie zackig der GT3 einlenkt. Die Hinterachslenkung tut ihr übriges, um noch höhere Geschwindigkeiten zu fahren, bei denen man sich nur noch fragt: „Ist das jetzt noch real oder bin ich schon in diesem Film, in dem der junge Brian O’Conner bereits total im Blur auch noch die zweite NOS-Flasche zündet?!“
Eine Maschine, die Angst macht und nicht unbedingt deswegen. Mehr aufgrund von anderen Umständen, würde ich für einen Trackday auf den Vorgänger 997 zurückgreifen. Der Nervenkitzel und die Sicherheit meistens der schnellste zu sein – Faktoren, die den 991 GT3 zum Klassensieger machen. Die Entwicklung nach vorne bringt aber auch Downsides mit sich. Die Hinterachslenkung würde ich nie mehr missen wollen. Ein vorausgehendes Training für die den hohen Querbeschleunigungswerten kann sicherlich von Nutzen sein. Das 7-Gang-PDK in der speziellen Abstimmung, auf den GT3 zugeschnitten, ist für schnelle Rundenzeiten perfekt, doch es fehlt der Kitzel selbst den Alcantara-Schaltknauf des 6-Gang-Getriebe des 997 anzupacken und noch freier zu sein, selbst zu walten, Herr über Getriebe sein. Das fehlende Stück zwischen Motor- und Getriebespiel – du bist nicht mehr du wie früher. Das ist nun ein Computer. Und die Lenkung! Richard Hammond ist wohl der größte Kritiker, weil selbst Porsche Besitzer und Fan, der sich mit den 991 Modellen überhaupt nicht anfreunden kann. Der elektromechanischen-Lenkung fehlt es an Feedback, wie es noch die 997 hatten. Für den Hausgebrauch im Stadt, Land, Fluss Stil ist das keine große Sache – auf der Rennstrecke schon. Es muss nicht mehr so gearbeitet werden. Die Einheit Mensch und Maschine ist nicht mehr so eng verbunden, wie sie es einmal war.
Text: Fabian Meßner
Fotos: Porsche AG / Fabian Meßner
10 Gedanken zu „„Nur noch 5 Minuten“ Porsche 911 GT3 (991) Quickspin“
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