Über Jahre wurden die Hersteller durch die Abgasvorschriften gezwungen stetig Hubraum durch Turboaufladung zu ersetzen. Auch der Sportwagenhersteller Porsche war davon nicht ausgenommen. Mit der kommenden EU7 Abgasnorm könnte es statt Downsizing aber wieder Upsizing heißen. Zumindest die 911er Familie soll somit wieder größere Motoren verpasst bekommen.
Und alles wieder auf Anfang
Bis auf ein paar Ausnahmen besitzen derzeit alle 911er Modelle einen 3,0-Liter Boxermotor mit zweifacher Turboaufladung. In einem Interview mit „Wheels“ erklärte Frank-Steffen-Walliser, Motorsportchef bei Porsche, dass kommende Motoren für den Elfer wieder auf mehr Hubraum setzen würden. Der Grund dafür werden die neuen EU7-Abgasvorschriften sein, die 2026 in Kraft treten.
Trifft nicht nur Porsche: in Zukunft wird Hubraum wieder steigen
Eigentlich sind die neuen Vorschriften geschaffen, um die Hersteller in die Elektrifizierung zu drängen. Zudem wird eine natürliche Grenze im Zusammenhang mit dem Hubraum geschaffen. Somit wird die Leistung rechtlich an den Hubraum gebunden. Bis dato haben sich die Hersteller auf genau das Gegenteil konzentriert, möglichst viel Leistung aus möglichst wenig Hubraum zu zaubern. Walliser schätzt den generellen Anstieg durch die neue EU7-Regel auf rund 20 Prozent mehr Hubraum ein. Dabei werden, laut seinen Aussagen, einige Hersteller auch von vier auf sechs Zylinder oder von sechs auf acht Zylinder Triebwerke umsatteln.
Mehr Hubraum oder weniger Leistung
Kurzum sind die neuen Regeln gegenläufig zu den CO2-Vorgaben. Denn tendenziell stoßen größere Motoren auch mehr CO2-Emissionen aus. Die Entwicklungsabteilungen hätten damit die Wahl zwischen weniger Leistung oder einem aufwändigeren Abgassystem. Porsche soll angeblich auf die zweite Variante setzen, was wiederum eine „kleine chemische Industriefabrik“, so Walliser, im Auto zur Folge hat. Die Katalysatoren werden grob zwischen drei bis vier Mal so groß dimensioniert sein, wie aktuelle Modelle. Diese zusätzlichen Entwicklungs- und Produktionskosten werden mit großer Wahrscheinlichkeit 1:1 an den Kunden weitergeleitet. Porsche wird somit nach dem quasi erst kürzlich neu entwickelten Motor mit drei Liter Hubraum erneut einen komplett neuen Motor entwickeln, um eben auch den klassischen Sechszylinder-Boxer am Leben zu erhalten.
Das Ende des Saugmotors ist nah
Dies bedeutet in Summe allerdings auch, dass die Zeit eines Saugmotors im 911 GT3 dem Ende naht. Denn einerseits passt der kürzlich vorgestellte Motor, etwa im 718 GTS, nicht in den Neunelfer. Andererseits macht es finanziell keinen Sinn, einen komplett neuen Saugmotor zu entwickeln. Glücklich schätzen können sich dafür Märkte wie die USA oder Australien, deren Emissionsvorschriften etwas lockerer sind. In diesen Märkten könnte der 4,0-Liter Boxer in weiterentwickelter Form noch weiter angeboten werden, sollte die Nachfrage hoch genug sein.
Quellen: Wheels, evo
Fotos: Porsche