Langsam fahren oder Sprit sparen sind nicht gerade Attribute, die man mit einem Porsche in Verbindung bringen würde. Und dennoch ging es für mich bei der Porsche Eco Rallye genau darum. In einem Duell gegen Österreich und die Schweiz ging es für mich nicht nur um die Ehre, sondern auch darum den niedrigsten Verbrauch über eine Strecke von fast 400 Kilometer in einem Cayenne S e-Hybrid herauszufahren. Keine einfache Aufgabe, immerhin sprechen wir hier von einem SUV von gut über zwei Tonnen Leergewicht.
Die schön gerechnete Werksangabe (ECE-R101*) von 3,4 l/100km ist natürlich nicht zu erreichen, besonders nicht, da es rauf und runter rund um den Bodensee geht. Alle drei teilnehmenden Länder wollen auch bereist werden, so geht es durch das Drei-Länder-Dreieck. Die voll geladene Batterie (bis zu 36 Kilometer elektrische Reichweite) reicht für 31 Kilometer, bei wohlgemerkt realistischer Fahrweise vom Startpunkt Zürich aus. Die Zellen der Lithium-Ionen Hochvoltbatterie sind in der Anzahl gleich, wie auch im Panamera S e-Hybrid, allerdings wurde das Ladungsvermögen der einzelnen Zellen verbessert, sodass sie nun 10,8 kWh fasst.
Die volle Systemleistung von 416 PS (590 Newtonmeter) kommt heute eher kaum bis gar nicht zum Einsatz. Erst auf dem Rückweg, doch der ist außer Konkurrenz. Der 3,0-Liter V6 Kompressor arbeitet nur im Teillastbereich, fühlt sich als Porsche Motor heute wohl gar total unterfordert. Mehr im Fokus steht der 70 kW / 95 PS Elektromotor, der sowohl als Antrieb als auch Generator agieren kann. Der zwischen Motor und Getriebe platzierte E-Motor ist im Fokus der Eco Rallye, denn ohne ihn wären die real erfahrenen Verbräuche nie möglich.
Es geht gut los mit einem Null-Verbrauch durch das Umland von Zürich, bis eben die Batterie schlussendlich leer gesaugt ist. Dann setzt der Verbrenner ein und der Durchschnittsverbrauch steigt. Und er steigt, doch nicht so schnell und drastisch, wie man es etwa erwarten würde. Bevor es in die etwas bergigeren Regionen geht, pendelt sich der Verbrauch bei etwa vier Litern ein. Vier Liter für einen Cayenne, der genauso gut in 5,9 Sekunden auf 100 km/h sprinten könnte. Vier Liter für ein Auto, welches bis zu 3,5 Tonnen ziehen kann. Ein magerer Verbrauch für ein Auto mit dem cw-Wert eines Einbauschranks.
Zurück zur wesentlichen ersten Etappe (insgesamt sind es vier, ich fuhr drei). Das Auto kennenlernen, ein Gefühl für den Plug-in Hybrid aus Zuffenhausen bekommen. Immerhin röhrt es mächtig los, wenn das Gaspedal zu weit gedrückt wird oder die Batterie schwach ist. Ist diese auf der anderen Seite gut mit Strom aus der Steckdose gefüllt, dann kann die Leitungselektronik das mächtige SUV problemlos bewegen. Ohne das sich der Verbrenner zuschalten muss (wie etwa Outlander PHEV). Nein hier kann wirklich rein elektrisch gefahren, beschleunigt und vor allem Porsche gefahren werden. Wie sich das erst im 918 Spyder anfühlen muss?
Am Ende von rauf und runter der ersten 111 Kilometer steht der einzige deutsche Wagen in der Wertung ziemlich genau im Mittelfeld. 5,4 l/100km sind es, die mich weit vor den Schweizern (5,9 l/100km) und dennoch hinter Österreich (hier in Form eines Ingenieur von Porsche mit 5,0 l/100km) platzieren. Doch meine Stunde hat auf Etappe zwei geschlagen, mit knapp 8 Minuten Vorsprung konnte ich mich mit 5,2 l/100km an die Spitze setzen. Und damit sogar den Ingenieur (5,3 l/100km), welcher am Auto mitgeschraubt hat, kurz hinter mir lassen. Wie das wahrhaftige Wunderwerk gelang? Ziemlich einfach: auf der Autobahn macht der Elektroantrieb keinen Sinn, daher volle Power aus dem V6 Kompressor, der bei 120 km/h noch unterfordert ist. Und die Batterie für die (langsame) Bergetappe aufgespart. Diese ist mit 1,7 km nicht lang gewesen, hatte es dafür in sich. Am Treffpunkt blieben von der am Fuß prognostizierten Restreichweite (19 Kilometer) magere sechs Kilometer übrig.
In der letzten Etappe galt es mit mehreren Problemen zu kämpfen. Im meinem Fall die mangelnden Zeit, denn es galt einen Flug zu erwischen (die anderen hatten diese Problematik nicht) und zum anderen war da noch die weitgehend leere Batterie. Nicht gerade perfekte Bedingungen, um nun im finalen Schlussspurt noch etwas auszurichten. Und doch half mir meine Unwissenheit gegenüber den anderen Teams. Die schienen doch mehr unter der leeren Batterie gelitten zu haben als ich, denn schlussendlich sah es für mich auf Etappe 3 nicht übel aus. Und auch insgesamt konnte mich nur der Herr aus dem Porsche Entwicklungsteam (trat für Österreich an) an diesem Tag schlagen.
Mit einem Durchschnittsverbrauch von 5,7 l/100km (auf einer Strecke von fast 400 Kilometern) war ich gewissermaßen nie langsam unterwegs. Eigentlich mehr exakt nach Vorschrift, die einzige Hilfe für den verbrauchsarmen Vortrieb war das vorausschauende Auge. In meinen Augen auch kein schlechter Wert für ein Fahrzeug mit einem Leergewicht von 2.350 Kilogramm.
Was bleibt am Ende? Lohnt sich ein Plug-in Hybrid SUV? Abgesehen von den höheren Anschaffungskosten, ja definitiv. Auch wenn es etwas verwunderlich ist ein Fahrzeug mit dem Ausmaß eines Cayenne flüsterleise durch die Stadt zu bewegen, hat es doch etwas für sich. Es ist sauber und belastet die Nerven weniger als das Grummeln, An-und-Aus des Verbrenners. Zumindest in der Stadt trägt dies ein Gewinn an Ruhe und Gelassenheit mit sich. Ist er trotzdem noch ein Porsche? Naja ist ein Cayenne generell ein Porsche? Darüber lässt sich mit den 911er-Enthusiasten wohl über Wochen und Monate am Stück streiten. Der Cayenne S e-Hybrid ist mindestens genauso viel Porsche, wie jeder andere Cayenne auch. Wenn er nicht sogar noch etwas mehr 918 Spyder ist.
Fotos: Porsche
*Anmerkung zu ECE-R101: eine „komplexe Formel“, die aus mehreren Bestandteilen besteht. Der rein elektrischen Fahrt (voll geladene Batterie) und der hybridischen Fahrt. Im ersten Teil erreicht der Cayenne S e-Hybrid so 36 km bei 0 l/100km. Im zweiten Teil verbraucht das Fahrzeug für 25 km Wegstrecke im Schnitt 8,3 l/100km. Multipliziert man nun Weg mit Verbrauch und addiert beide Werte, teilt man diese noch durch die Gesamtwegstrecke und heraus kommt der Wert von 3,4 l/100km.
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