Das Urgestein Volvo XC90 ist 13 Jahre nach der ersten Generation nicht mehr wiederzukennen. Eigentlich teilen sich die beiden Luxus-SUVs nur den Namen. 99% des neuen Volvo XC90 sind auch neu. So neu, dass das völlig neue SUV mit Innovationen und Sicherheitsfeatures sogar die deutsche Premium-Konkurrenz technisch hinter sich lässt. Auch der erste Fahreindruck überzeugt, ob der neue Audi Q7 da wirklich mithalten kann?
Nur noch Vierzylinder-Motoren
Zur Testfahrt dient der Volvo XC90 D5 AWD, ein 225 PS starker Turbodiesel Vierzylindermotor. Aber dazu später mehr. Die neue Ära, wie Volvo selbst sie nennt, beginnt damit das schon über die Hälfte der für Deutschland vorgesehenen Fahrzeuge vor Markteinführung im Juni bereits verkauft sind. Die neue Ära bezieht sich vor allem auf das komplett neue Fahrzeuge, welches auf der SPA (scalable plattform architecture) aufbaut.
Auch das Fahrwerk bekam durch eine neue Doppel-Querlenker Vorderachse (das ist Volvo erst durch den Einsatz der Vierzylinder-Motoren möglich), eine Integral-Hinterachse mit einer quer verbauten Blattfeder eine komfortablere Fahreigenschaft. Letztere ersetzt die zwei nötigen Federbeine an der Hinterachse, ist teurer, ermöglicht durch den platzsparenden Einsatz aber eine dritte Sitzreihe mit viel Platz. Und das auch für den Plug-in Hybrid bzw. jetzt T8 Twin Engine genannt.
Zudem ist die teure Feder deutlicher leichter im Gewicht und trägt damit zur Gewichtsersparnis von knapp 100 Kilogramm bei. Mit dem optionalen Luftfahrwerk (betrifft nur Dämpfer) wird das Fahrzeug in Dynamic und Eco Modus um zwei Zentimeter abgesenkt werden und wird dabei etwas straffer; der Off Road Modus hingegen hebt die Karossiere insgesamt um vier Zentimeter an.
Der Benzin-Hybride steht ein halbes Jahr vor Markstart (er startet später) in der Entwicklung bei ca. 80%, daher gehe ich erst später im Verlauf diesen Jahres darauf ein. Aktuell kann er „mehr als 40 km“ elektrisch fahren, bis zum Marktstart sollen die versprochenen 50 Kilometer elektrische Reichweite möglich sein.
Exzellente Sicherheitsfeatures im XC90
Neue Fahrassistenten neben den üblichen voll gepackten Sicherheitsfeatures bei Volvo ist unter anderem der Kreuzungsassistent, der den Raum vor dem eigenen Fahrzeug beim einfahren in eine Kreuzung überwacht. Fährt „urplötzlich“ gegenüber doch während dem linksabbiegen ein Auto los, wird der Volvo XC90 durch einen kurzen Bremsimpuls vor einem Zusammenstoß bewahrt.
Sicherheit wird bei den Schweden immer in Großbuchstaben geschrieben, so kommt neu die Run-off-Protection, diese greift zu, wenn der XC90 ungewollt von der Straße abkommt und quasi off-road geht. Die Gurte werden gestrafft und innerhalb der Sitze werden die vertikalen Kräfte auf die Wirbelsäule durch zusätzliche „Crash-Elemente“ im Sitz aufgenommen. So sollen Wirbelsäulenschäden deutlich gemindert werden. Darüber hinaus wird das Bremspedal geklappt. An und für sich ist man in der warmgeformten Borstahl (aktuell härtester Stahl) Karosserie des Volvo XC90 ohnehin extrem sicher unterwegs.
Neben einem Head-Up Display (zeigt Navi, Geschwindigkeit, Musik), einen aktiven Spurassistenten und den genannten signifikanten Neuerscheinungen für Volvo zieht auch das hochkant Touchdisplay mit 9,2 Zoll Diagnole ein. Ein zackiger Touchscreen in Tablet-Größe, welcher in meinen Augen der aktuell am besten umgesetzte Touchscreen in einem Fahrzeug ist. Über den Home-Button (vgl. iPhone) kommt man immer wieder zur der Startseite zurück. Auch wenn eine der vier Hauptpunkte (fünfte kann als App dazu gewählt werden) groß ausgewählt ist, verschwinden die anderen nicht komplett, sondern rutschen nur nach oben und unten – die Klima-Steuerung verschwindet nie.
Apple Carplay soll Ende 2015 auch Einzug in den Volvo XC90 halten, der Release von Android Auto ist noch unbekannt, auch an MirrorLink (etwa für Windows Phone) wird gearbeitet. Mit einfachen Wischfunktionen kommt man durch die Menüs, in denen alles festgelegt ist, was irgendwie im entferntesten mit dem Auto zu tun hat. Jede Funktion, die zu verstellen ist, „versteckt“ sich und ist mit drei tipps auf den Touchscreen gefunden.
Nach den ersten zehn Minuten ist verstanden, was wo steckt, etwa dass das Head-Up Display auch über den Touchscreen verstellt werden muss. Soll heißen der Innenraum ist wirklich von Knöpfen bereinigt, links neben dem Lenkrad findet sich nur noch der Schalter für die elektrische Heckklappe. In der Mittelkonsole sind die (gesetzlich) notwendigen Funktionen wie Warnblinker, Front- und Heckscheibenheizung, die Media-Grundfunktionen und der Knopf um das Handschuhfach zu entriegeln.
Das optionale Soundsystem von Bowers&Wilkins ist jeden Cent der 3.280 Euro Aufpreis wert. Zwar ist mir persönlich in manchen Lagen der Bass etwas zu schwach, doch die im Konzertsaal von Göteburg abgestimmte Anlage mit gleichnamiger Akustik-Option „Concert Hall“ ist beeindruckend. Klanggenuss auf allerhöchstem Niveau, besonders die zeitversetze Zündung der 19 Lautsprecher (je nach Sitzposition) bringt genau diesen Konzertsaal-Klang auch auf die vier Räder des Schweden.
Fahreindruck des Volvo XC90 D5 AWD
Zurück von den Luxus-Accessoires, die allesamt sehr gut funktionieren, zum 2,0-Liter Vierzylinder Dieselmotor. Der D5 AWD im Volvo XC90 liegt knapp eineinhalb Liter über den Angaben des Herstellers von 5,7 l/100km. Das fast fünf Meter lange und auch deutlich höhere SUV als die Konkurrenz fährt sich mit der optionalen Luftfederung äußerst entspannt und federt immer leicht nach. Ein minimal dezentes „Nachwippen“ ist daher an der Tagesordnung, jedoch keinesfalls so stark, das man seekrank werden sollte. Die digitale 12 Zoll Tachoeinheit (in der Darstellung sehr übersichtlich gehalten, dafür sehr genau in der Wiedergabe) und auch der Touchscreen dimmen bei der Fahrt durch einen Tunnel ab und schalten nicht direkt auf den Nachtmodus.
Wow. Wow. Wow. Dieses Auto ist einfach eine Weiterentwicklung in riesigen Schritten – your move Audi! Gibt es Negativ-Punkte? Ich würde mir wünschen ich hätte welche gefunden, um Kritik an diesem Bericht aus dem Weg zu gehen. Vielleicht hätten die Drehknöpfe mit der Wellen-Form auch aus einem hochwertigen Material (vielleicht Aluminium) anstatt hochwertigen Plastik hergestellt werden können, doch das ist jammern auf hohem Niveau, denn auf die reine Haptik bezogen sind die Drehknöpfe erste Klasse.
53.400 Euro kostet der D5 AWD (ohne schicke Extras) mindestens, dann muss man noch einiges drauf legen und landet in diesem Fall hier wohl schnell bei 80.000 bis 90.000 Euro, doch die wären es mir wert zu investieren. Insbesondere auf den Hinblick, wenn ich mich für ein solches Fahrzeug entscheiden müsste, es in meinen Augen keine andere Alternative gibt. Denn der Volvo XC90 geht einen emotional neuen Weg, mit einem unglaublich eindrucksvollem Design, vorbildlichen Motoren und hat ein interessantes Infotainment-System (Sensus), welches direkt den Weg in die richtige Richtung eingeschlagen hat und die Konkurrenz für’s Erste auf der linken Spur überholt.
Text/Fotos: Fabian Meßner
Gratulation an deinem Fahrbericht!
Die Formulierungen des Berichts sind genial, die Details tiefe welche du gehst einfach nur krass.
Der Beste Text ever, welche ich im Internet über den XC90 gelesen habe! Man merkt, dass hier mit Herz und Seele daran gearbeitet hat. Volvo sollte dich Anstellen als Journalisten ;)
Danke dir, obwohl ich finde, dass er noch ziemlich oberflächlich ist. Alleine das neue Sensus System bräuchte sehr viel mehr „Tiefe“. Gibt aber anscheinend schon einen ganz guten Eindruck.
Soweit ich weiß, stellt Volvo keine Journalisten ein, wieso auch :D
Hallo, toller Bericht!
Wie war der Verbrauch vom D5?
Bzw. Was ist die Einschätzung wie hoch der Verbrauch realistisch sein wird?
Steht doch im Text geschrieben: „Der D5 AWD im Volvo XC90 liegt knapp eineinhalb Liter über den Angaben des Herstellers von 5,7 l/100km. “
5,7 + 1,5 = 7,2 l/100km!
Nach einer Woche D5 liegt mein Verbrauch bei 8,9 L/100km
Verbrauch ist auch immer eine Angabe durch persönliche Einstellung gegenüber dem Gaspedal :)
Zufrieden mit dem Verbrauch oder eher enttäuscht?
Da gebe ich dir recht, vermutlich wird man auch etwas sparsamer fahren können, aber unter 8L halte ich für unrealistisch …
Challenge accepted! :D
nach 5.700km gefahren war 8.3L der niedrigste Wert …
Hmmm ok. Also so sehr angestrengt habe ich mich für die knapp 7,5 l/100km nicht einmal. Allerdings, in Spanien gibt die Autobahn auch nicht viel her ;)