Gehe über Start, ziehe kein Geld ein, fahre direkt an die Tanke und verprass alles für Hochoktaniges und Dopamin – denn du bist längst abhängig nach der körpereigenen Drogen, sobald du den Startknopf gedrückt hast. Im Leerlauf bollert die Symphonie von reinrassiger Züchtung aus den Endtöpfen – damit hast du bereits den ersten Fehler gemacht, denn du kommst nicht mehr von ihm los. Kernig und unverkennbar – der 2,5 l 4-Zylinder-Boxer imitiert dein Herz, völlig egal ob es deine maximale Herzschlagfrequenz in Antizipation vor dem Ausritt oder während deinem Turn über Stock und Stein, Schotter und Schlamm ist, der Subaru WRX STi setzt alleine 30 Schläge pro Minute nochmals oben drauf. Du merkst, du bist mit dem ultimativen All-Terrain-Spielzeug verbunden, denn deine Haare am Unterarm stellen sich instinktiv auf. Ob aus Ehrfurcht vor der Maschine oder der Spitzensprintzeit von 1,5 Sekunden auf 48 km/h, die fast jeden Konkurrenten stehen lässt.
Zwar mögen 300 PS die Leistung auf der Geraden beschränken, doch des Subis Metier ist ohnehin der Weg zum Ziel neben deiner ordinären Routenführung. Du siehst den Feldweg, den brach liegenden Acker um dem Stau zu entkommen oder einfach nur die Abkürzung durch den Wald, du nimmst sie! Der SI-Drive-Regler steht dabei entweder auf Sport oder Sport Sharp – beide Einstellungen verändern das Motormapping – ECU-Tuning auf Knopfdruck. Mehr Drehmoment, bessere Gasannahme und das verteilt auf die vier Räder. Der Sport#-Modus bringt das wahre Biest zum Vorschein: übler Antritt vor allem im zweiten Gang auf der Landstraße. Der Ritt gleicht der Erruption eines Vulkans, bitter wenn du dich nicht dafür entscheiden kannst hochzuschalten, um den Turbo wieder beim Komprimieren der Luft zu hören oder dem grölenden Motor noch das letzte Quäntchen entziehst – Highway to Hell! Der symmetrische Aufbau des Allradantriebs wie auch der tiefliegende Boxermotor sorgen für einen niedrigen Schwerpunkt, der dem gerade einmal 1,5 Tonnen leichten Ubersportler unfassbar wendig erscheinen lässt. Wem die direkter gewordene Lenkung nicht ausreicht, der verändert einfach per Kippschalter die Kraftaufteilung des Mittendifferentials ausschließlich auf die Hinterachse – kontrollierbare Drifts stehen nun nichts mehr im Wege. Der gewachsene Radstand auf 2,65 Meter verbessert das allgemeine Handling und raubt dem traditionsgemäß in WR Blue Pearl gehaltenen Kraftprotz nicht seine Exzellenz im Kurven fressen.
Wer den Normverbrauch auf über 17 Liter hievt, der muss auf entsprechend oft an- und abbremsen. Es entsteht kein Fading, obwohl du als erstes daran denkst, wenn du mal die Bremse antippst. Doch wer ständig das Gaspedal über 40 % durchtritt und fortwährend lupft nur, um dann wieder drauf zu latschen, der muss auch lernen, dass das Fahrzeug bremst wenn es muss. Das veranlasst du schlicht und einfach, wenn du genauso fest das äußerst linke Pedal gefühlt im Bodenblech versenkst. Mechthild beschreibt es ganz zutreffend im Abschiedsbericht des 2013er WRX STi über und durch die französischen Seealpen: „Diese handfeste Ehrlichkeit zieht sich durch das gesamte Auto. Im Innenraum ist das natürlich am offensichtlichsten, aber hey: Fuji Heavy Industries. Hier erwartet keiner skandinavische Designkunst. Das Fahrwerk ist vom gleichen Schlag. Hart aber doch herrlich, blüht es vor allem auf grobem Belag auf. Da wippt nichts nach, der federt nichts durch, es ist ein Fest. Hier merkt man, dass die japanischen Ingenieure nicht zum ersten Mal ein Rallyefahrwerk abgestimmt haben. So auch bei der Bremse: zwar glüht sie gerne mal, läuft blau an und wandert mit dem Druckpunkt, doch sie jammert nie und gibt nie auf.“
Built to sustain. Durchgeprügelt, völlig verdreckt und immer noch ein echter Blickfänger. Anerkennend drehen sich die Köpfe um, wenn du klein und groß, alt und jung mit der Rallye-Legende passierst. Die Pommestheke steht symbolisch für die atemberaubende Fahrleistung, welche die gerade einmal 45.000 € teure Höllenmaschine abliefern kann. Würden sie Hüte tragen, sie würden diese ziehen – nicht vor dir, sondern vor der Ingenieurskunst. Im Innenraum ist alles wie immer, selbst nach etlichen Kilometern über die rauen Wege zu den Höfen und Gemeinden. Die Stoßdämpfer schlucken alles, geben auch einiges weiter an die Insassen – ich muss schließlich wissen, was sich unter mir abspielt. Trotz dünner Türverkleidungen und dem spärlichen Einsatz von neuen Materialien wissen die Ingenieure worauf es ankommt. Perfekter Halt in den Ledersportsitzen, ein abgerundetes Lenkrad mit griffigem Wulst und hier und da ein paar Carbonapplikationen – für alle, welche Freiheit nicht mit Fahrdynamik verbinden können – ein netter Reminder. Wer hier das exzellente Harman/Kardon-Soundsystem gegen die Geräuschkulisse des Höllenfeuers ausspielt – der hat sie nicht mehr alle: der WRX STi ist wirklich zu einem perfekt angepassten Raubtier geworden, dass seine Nische irgendwo zwischen Leistungssportler und komfortabler Familienkutsche findet. Keine Kompromisse.
Das STI-Emblem leuchtet in der Dunkelheit, das tiefe Dröhnen der vierflutigen Auspuffanlage versetzt jeden losen Gegenstand im Innenraum in Schwingung – du bist auf dem Heimweg und fährst ihn kalt. Der Schaltblitz, der erst bei 6800 U/min im Drehzahlmesser grell erscheint lässt dich daran erinnern, was dir am meisten fehlt: der brutale Schlag in den Nacken, wenn der Turbo den Spannungsbogen wie bei einem Drama erklimmt, nur um am Tagesende wieder von seinen 1,2 bar Ladedruck abzulassen. Jeder weiß, wer der wahre Champ im Ring ist und warum dieses dreckig klingende Monster im Schafsfell alle deine Sinne in einer neuen Dimension beeinflusst.
I miss you. Only hate the road when you’re missing home.
Durchschnittsverbauch bei sportlicher Fahrweise: 13,9 l/100 km
Durchschnittsverbrauch im regulären Betrieb: 9,6 – 10 l/100 km
Niedrigster Verbrauch auf der Pendlerstrecke (80 % AB, 20 % Stadt): 8,8 l/100 km
Man kann also auch gediegen mit 10 l Super Plus auskommen.
Ein Gedanke zu „Subaru WRX STi: Turbo spool makes you drool!“
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