Stell dir vor du wohnst im Ruhrpott. Du weißt genau an sich kommt hier ohnehin keiner voran und eigentlich genügt ein 50 PS Zweizylinder Motor, um flüssig im stockenden Verkehr mitzufließen. Doch dann kommt er, der Tag an dem du mal wieder schnell bist. Schnell frustriert. Das Vierfache an Leistung aus doppelt so vielen Zylindern, verpackt in einen kleinen Franzosen, fertig ist der Too-fast-and-not-welcome-Immigrant Peugeot 208 GTi.
Erst vor kurzem zog es mich aus dem schönen Schwabenländle mitten in den Ruhrpott. Auf die Gründe möchte ich nicht weiter eingehen, wohl aber auf das, was hier fehlt. Freie Straßen für freie Bürger. An die extrem und quasi permanent existenten Staus (egal wo!) habe ich mich bereits gewöhnt. Freie Straßen sind auch keinesfalls dort, wo die Schilder grau sind. Dort aber, wo ich mich meist frei fühle, dort meint die Landesregierung in NRW, sollten ihre Bürger lieber noch langsamer fahren, als sie überall im Durchschnitt vorankommen.
Achtung, Kurve, Tempo 30. Was hier als „gefährlich“ eingestuft wird, dass würden Rallye-Fahrer locker im vierten Gang unter Volllast nehmen. Selbst eine seichte Kurve gilt hier schon als brenzlig, warum kann ich nicht erklären. Und mitten drin stehe ich nun, mit diesem Franzosen, der weitaus mehr kann, als sein graues Äußeres vermuten lässt. Erster Gang einlegen, die Drehzahl auf 3 000 Touren erhöhen, perfekt dosiert die Kupplung kommen lassen und ab spurtet er mit leichtem Traktionsverlust an der Vorderachse. Stadtgeschwindigkeit, 6 000 Touren die maximale Power von 200 PS liegt an, zweiter Gang, der Turbo macht direkt Druck und *pling* schon ist die 100 km/h Marke erreicht. 6,8 Sekunden sind eben dahingeflogen, einzig und alleine unterbrochen von einem Gangwechsel. Dritter…nein, es bremst schon wieder das nächste Schild. Tempo 70. Warum nur?
Und schnell macht sich das Gefühl breit, der Direkteinspritzer mit einem maximalen Ladedruck von bis zu 1,9 bar ist hier völlig fehl am Platz. Als auf gen blaue Schilder, Autobahn, irgendwo hin, wo es noch etwas kurviger ist und nicht jedem Grashalm die nächste „Gefahrenzone“ drohen könnte. Dorthin, wo sich solch ein spritziger 1 600 Kubikzentimeter Vierzylinder Reihenmotor wohlfühlt. Dort wo vielleicht auch mal öfter sein Rallye-Pendant drüber bügelt. Dort wo sich wirklich niemand drum schert, wie nun die sechs Gänge des MC6 A über die Knüppelschaltung eingelegt werden und sei es auch mal ein kurzer Traktionsverlust, der zu leichten Rauchschwaden führt. Dorthin, wo es noch Spaß macht Auto zu fahren.
Dann finde ich mich wieder, in der großen weiten Welt von Kühen, Weiden und herausragenden Landschaften. Nein Landstraßen. 1 265 und 70 Kilogramm bereit ein wenig die Sau raus zu lassen. Mit 800 kg vorne, nur leichte 465 kg hinten ist klar, in welche Richtung der Hobel eher überreagiert. Auch die mehr Belastung durch ein zufällig mittransportiertes Gewindefahrwerk verbessert die Straßenlage auf der Hinterachse nur dezent. Jede noch so kleine Bodenwelle fordert ihren Tribut am Lenkrad, der kleine springt rechts, springt links, hier ist noch Arbeit hinter dem kleinen Go-Kart ähnlichen Sportlenkrad gefragt.
Dabei passt die Übersetzung der Zahnstangenlenkung perfekt für den kleinen Spaßbereiter, auch wenn er viel tanzt, der feste und präzise Handgriff hält ihn in der Spur. Die Sportsitze wiederum halten den Fahrer fest im Sattel, auch wenn es auf Schulterhöhe gerne etwas ausgeformter sein dürfte. Die Gänge rasten punktgenau ein, dabei rotzt der verchromte Auspuff noch passend seinen Senf auf den Asphalt während des Gangwechsels, bevor der Turbolader vorne wieder weiter aufdreht und die vier Brennräume befeuert werden. Es ist eine Wonne aus jeder Kurve heraus von neuem hoch zu beschleunigen. Auch wenn er etwas nach Kurvenausgang ausreißt, was soll’s, dass gehört hier eben zum Programm.
Doch es folgt auch wieder der verhasste Trip nach Hause, zurück in den Pott, dort wo das Team 208 GTi und Fahrer sich nicht wirklich einig sind, ob sie hier richtig sind. Die 5,9 l/100 km (Werksangabe) machen ihn auch irgendwie ganz alltagstauglich, doch will er das? Nein! Er muss, wenn auch nur hin und wieder mehr Super Benzin (ROZ 95) durch die Leitungen ziehen und darf dann auch gerne oberhalb dieser sechs Liter dem Geschmack des süßen Brennstoffes gelüsten. Mit 7,4 Litern im Schnitt, war das über einen Zeitraum von zwei Wochen auch echt nicht viel, nur der kleine Tank lässt einen dann doch des Öfteren den Tankwart des Vertrauens aufsuchen.
Stefan über den Peugeot 208 GTi in seinen ganz eigenen Worten.
Auch der Peugeot durfte sich im Test gegen die anderen Kleinwagen behaupten. So viel können wir bereits verraten; er ist aktuell die neue Nummer eins und schiebt sich damit im Ranking vor den Fabia RS. Warum das so ist, entweder ihr grübelt darüber nach oder schaut euch schnell unser Video dazu an.
Peugeot 208 GTi
Reihenvierzylinder (quer), 1.598 cm³ (Turboaufladung)
200 PS bei 6.000 U/min
275 Nm bei 1.700 U/min
6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 230 km/h
Kombinierter Verbrauch 5,9 l/100km (CO2: 139 g/km)
Testverbrauch 7,4 – 8,1 l/100km
Modellgrundpreis 23.100,00 Euro
Testwagenpreis 24.710,00 Euro
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner
4 Gedanken zu „Zu viel Power für’n Pott: Peugeot 208 GTi Fahrbericht“
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