Das Konzept viel Kraft, die an der Vorderachse zerrt und auf selbiger lastet, ist eines, das immer beliebter wird. Eines dieser Exemplare ist der Opel Corsa OPC Nürburgring Edition. Vor allem der letzte Zusatz im Namen ist ein tragender, denn dieser „Green Goblin“, wurde auf dem Nürburgring gezeugt und in der Grünen Hölle geboren.
Für gewöhnlich kennen wir die Thematiken Unter- sowie Übersteuern. Der Corsa braucht eine Dritte! Kurz formuliert nenne ich es einfach Negative-Zentripetalkraft. An sich erwarten wir bei einem Frontgetriebenen Fahrzeuge, welches in einer Kurve beschleunigt wird, eine hemmungslos überforderte Vorderachse und ein dadurch resultierendes Untersteuern und baldiges Date mit der Leitplanke. Scheinbar hat der Corsa davon noch nie etwas gehört. Wiederholen wir nämlich selbiges Experiment mit dem 210 PS Kraftzwerg passiert nämlich etwas, das gegen die Fahrphysik spricht, wie wir sie kennen.
Schnell in eine Kurve rein, egal ob es der zweite, der dritte oder gar der vierte Gang ist und dann noch mehr den Stempel durch das Bodenblech drücken…dann werden wir Zeugen eines exorbitanten Schauspiels. Selbst bei Bodenwellen folgt der Corsa dann nicht den Naturgesetzen und fliegt aus der Kurve, nein er schraubt sich weiter zum Mittelpunkt der Kurve. Die Momente werden teilweise so schlagartig über das mechanische Lamellen-Sperrdifferenzial übertragen, dass es vor allem im ersten Moment gar einer Schrecksekunde gleicht. Die Linkskurve trägt dich dann nicht nach rechts, sondern du fährst noch weiter nach links, als du das Lenkrad bereits hältst.
Möglich wird das durch den Einsatz eines Vorderachs-Sperrdifferenzial von Drexler Motorsport. Auch hier ist der Name wieder Programm, für gewöhnlich versorgt der Zulieferer Teams aus dem Rennsport. Diese Kompetenz fließt auch in den 28.825 Euro teuren Rüsselsheimer. Nun wissen wir, wo die Performance herkommt, die durch die sehr direkte Lenkung „sweet“ auf der Straße dirigiert werden kann. Wo aber kommt die neue Leistung her? Denn die Green Hell Edition hat fast 20 PS mehr als der normale OPC. Hierfür wurde der 1,6-Liter Turbomotor zum einen zu 100% auf die Betankung durch 100 Oktan Benzin auslegt – also gewöhnliches Super Plus reicht nicht aus, es muss schon der gute Saft von Aral oder mindestens Shell sein – und zum anderen wurden Änderungen am Wastegate (Bypassventil) des Turboladers im Abgasstrom vorgenommen. Was genau, da lässt sich das Opel Performance Center leider nicht so gerne in die Karten schauen.
Zu sehen sind immerhin bewährte Komponenten von Brembo, 310 mm Scheiben an der Vorderachse, die für sich selbst innenbelüftet sind, über die Fake-Schlitze an der Karosserie aber keine zusätzliche Kühlluft erfahren. Oder wie etwa die Bilstein-Dämpfer samt Federn von Eibach. Er bringt die Kraft nicht nur brachial gut auf die Straße, die Bremse lässt sich so gut dosieren, dass es gar ein wenig Zweifeln lässt, inwieweit das noch ein Opel ist. Nur wer den Blick durch den Innenraum schweifen lässt, der erkennt es ist noch immer ein Opel, wenn auch ein schneller.
Für den OPC gibt es an sich nur ein echtes Arbeitsgebiet, die Nürburgring Nordschleife, gut das Kollege Mechthild dort auch mit ihm unterwegs war. Seine Erfahrungen gibt es auf asphaltfrage zum Nachlesen.
Wer sich dafür nicht in die Eifel traut der ist als Käufer für den schnellsten Serien-Corsa sowie so fehl am Platz. Er kann mit Sicherheit auch auf Landstraßen Freude bereiten, doch irgendwann kommt die Straße an ihre Leistungsgrenze, dabei ist der Corsa noch lange nicht ausgelastet. Er will nicht als sportlicher Einkaufswagen tituliert werden, er braucht schnelle Ecken und viel Kurven. Das kurz übersetze Getriebe will nur eines von dir: Beschleunigung, Beschleunigung und nochmals Beschleunigung. Da spricht nichts von Langstrecke, höchstens vielleicht noch 24 Stunden Langstrecken-Rennen. Nur unter voller Belastung fühlt sich der Grüne wohl und nur dann, wenn man ihm das auch geben kann, dann ist man der Richtige, um die Recaros auszufüllen.
Der Corsa alleine macht schon schick was her, wie nur wird er sich dann in unserem Vergleich der spritzig, frechen, schnellen „Pocket Rockets“ schlagen? Das Video gibt Aufschluss!
Opel Corsa OPC Nürburgring Edition
Reihenvierzylinder (quer), 1.598 cm³ (Turboaufladung)
210 PS bei 5.850 U/min
250 Nm bei 2.250 – 5.850 U/min (280 Nm mit Overboost Funktion)
6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 230 km/h
Kombinierter Verbrauch 7,6 l/100km (CO2: 178 g/km)
Testverbrauch 8,7 – 11,3 l/100km
Modellgrundpreis 28.265,00 Euro
Testwagenpreis 29.625,00 Euro
Text/Fotos: Fabian Meßner
3 Gedanken zu „Den Kreis enger ziehen: Opel Corsa OPC Nürburgring Edition“
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