Schneller, höher, weiter, die alte Sportmetapher geht doch immer, wohl auch beim neuen Audi S3, der mit neu entwickeltem 2.0 TFSI sowohl Direkt- als auch Saugrohreinspritzung ganze 300 PS leistet, über 100 Kilogramm abgespeckt hat und sich ehrlich gesagt, von außen deutlich besser und kerniger anhört als von innen. Handgeschaltet, Allradgetrieben rennt der Kompakte am liebsten auf der Landstraße, doch auch auf der Bahn steckt viel Potential im Ingolstädter.
Optisch unterscheidet den stärksten Audi A3 nur sehr wenig von seinen mindestens 120 PS schwächeren Ringträger-Kollegen, die Außenhaut lehnt sich am S line-Paket an, dass im Prinzip für jeden Audi A3 verfügbar ist. Nur der Kenner wird ohne den kleinen S3 Badge im Singeframe Grill mit den verchromten Doppelstreben von den gewöhnlichen Grills den Unterschied ausmachen können. Erst am Heck wird deutlich, der kann mehr als nur schön dastehen. Vier verchromte Endrohre blitzen am Ende der zweiflutigen Abgasanlage hervor. Soundcheck? Es geht, Audi selbst ist vom Innenraumklang sehr überzeugt, aus meiner Sicht könnte problemlos etwas mehr durch den Sound Symposer durchgeben. Von außen klingt der Vierender mit dem in den Abgaskrümmer integrierten Turbolader phänomenal gut! Noch ewig weit durch den Wald klingt der S3 und kündigt sich auch schon von weitem an, ohne dass man die Voll-LED-Scheinwerfer erblickt.
Im Innenraum ein klassischer Audi A3, MMI, bekannte Klimaanlage alles vorhanden. Neu ist das abgeflachte Sportlederlenkrad, die allgegenwertigen S-Markierungen und die Ladedruck bzw. Boost-Anzeige des Turboladers im Drehzahlmesser – ein nettes Gimmick. Die in unserem Fahrzeug befindlichen Ledersportsitze, die sich perfekt mit den roten Akzenten verbinden, wären nicht meine erste Wahl, da würde ich vielmehr die feinen Leder-Nappa-Sportsitze wählen, die sich mit der Rautensteppung so auch im RS6 Avant finden. Dezent und doch nobel, edel, passend, luxuriös.
Das optionale LED-Licht hat so viele futuristische Funktionen, dass dazu ein ganz eigenständiger Testbericht sinnvoll wäre, ganz kurz und knapp, sieht aufsehenerregend aus und hat für einen einzigen Lichtleiter mehr Funktionen als aktuelle Smartphones. Autobahn-, Stadt- und Landstraßenlicht sind nichts neues, das können auch andere Hersteller schon, doch mittels Audi connect werden die Navigationsdaten im MMI Plus und damit die Streckendaten zu Rate gezogen, sprich das Auto weiß ob es an eine Kreuzung heranfährt und aktiviert so das „Kreuzungslicht“ oder stellt auch die Frontbeleuchtung anhand der GPS-Daten von Rechts- auf Linksverkehr um.
Aber wie fährt sich der kleine Super Plus-Vernichter denn nun? Mehr oder weniger wie man es von einem Audi mit 300 PS erwarten würde, obwohl offiziell bei 250 km/h abgeriegelt zeigt der Tacho mehr als 270 an, bevor sich ein verirrter Sonntagsfahrer an einem Samstag mit 140 km/h auf die linke Spur dazwischen schiebt. Gefühlt wäre noch etwas mehr gegangen, von daher ein verschmähtes Grinsen für den kleinen elektronischen Fehler (Edit: Sebastian hat mich inzwischen über meinen Fehler informiert, der Tacho hat einfach einen enormen Vorlauf). Dabei braucht der S3 kombiniert nur exakt sieben Liter auf 100 Kilometer, ob dem wirklich so ist, vermag ich nicht zu bestätigen, wohl aber kann ich sagen, dass die Durchschnittsanzeige im Windschatten des Sonntagsfahrers schnell wieder gen der zehn Liter Marke purzelte. Und dabei verpestet der Kompakte nicht einmal die Luft, erfüllt er doch schon die strenge EU6-Norm mit 162 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer.
Der Gecko, gehört eigentlich zum Wiesmann, doch Audi bewirbt mit ihm auch den permanenten Allradantrieb quattro, der auch im Audi S3 verbaut wurde. „Als würde man auf der Straße kleben“, wohl auch weil die radselektive Momentensteuerung über das Verteilergetriebe und die Haldexkupplung dauerhaft die Antriebskraft auf die besser haftende Achse verteilen oder in im Extremfall auch das einzelne Rad. Wirklich bemerken tut man diesen blitzschnellen Austausch der Momente nicht, wohl aber die Möglichkeit sehr früh aus der Kurve wieder aufs Gas zu gehen. Insbesondere die unebenen Abschnitte auf der passion:driving Teststrecke scheinen das Lieblingsterrain des quattro-Antriebes zu sein. Wo der Heckantrieb des GT86 ein wenig Richtung Kurvenausgang zog, der 500 Abarth leicht über die Vorderachse entgegen Gegenverkehr schob, zieht der quattro sauber seine Kurve, fast wie auf Schienen. Bei zu starkem Lenkeinschlag ist noch immer ein leichtes Untersteuern zu bemerken, für die übrigen Fälle gibt es für diese Strecke wohl keinen besseren als den permanenten Allradantrieb. Verlust von Kontrolle oder gar Bodenhaftung – nicht im geringsten, mehr noch, der Audi markiert ab sofort meinen neuen Benchmark auf dieser Strecke, auch wenn er noch nicht ganz an den WRX STi heranreichen wird.
Optisches Understatement und kraftvolle Entfaltung der Motorleistung. So muss es doch in einem Auto sein, insbesondere, wenn jemand wie ich, gerne Leute ärgert. Wer denkt bei einem so dezent gestylten A3 schon an den stärksten Premiumkompakten, den Audi je gebaut hat? Klar die Soundkulisse lässt sich schlecht kaschieren, irgendwie muss der 2.0 TFSI auch ausatmen, doch ansonsten würden nur wenige den S3 richtig einschätzen können. Der Punkt, der mir zudem fast noch mehr gefällt als der Mini-Wolf im Schafspelz ist die Tatsache, dass sobald das Gas nicht mehr voll durchgetreten wird, der Audi S3 ein sicherer, komfortabler und vor allem sparsamer Reisebegleiter ist – ich bin mir sicher, auf langen Strecken fällt die sieben Liter Marke!
Audi S3 2.0 TFSI quattro
Reihenvierzylinder (quer) 1.984 cm³
300 PS bei 5.500 – 6.200 U/min
380 Nm bei 1.800 – 5.500 U/min
5,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h (6-Gang-Handschaltgetriebe)
VMax 250 km/h (abgeriegelt)
Kombinierter Verbrauch 7,0 l/100km
Testverbrauch 13,4 l/100km
Modellgrundpreis 38.900 Euro (6-Gang-Handschaltgetriebe)
Testwagenpreis 54.175 Euro (6-Gang-Handschaltgetriebe)
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Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner
14 Gedanken zu „Auf allen Vieren: Audi S3 angefahren“
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