Neues Segment mit bekannten Teilen. Das „first-ever“ BMW 2er Gran Coupé tritt in ein für die Bayern neues Segment ein. Eines, welches prinzipiell vom Hauptkonkurrent Mercedes-Benz CLA bestimmt wird. Das Konzept ist hier kaum ein anderes und dennoch geht man die eine oder andere Sache etwas anders an. Allem voran das Design. Am Ende zählt hingegen auch, wie fährt sich das BMW 220d Gran Coupé und ist ausreichend Differenzierung zum BMW 1er zu erkennen?
Man liebt es…oder eben nicht
Das Design des BMW 2er Gran Coupé es spaltet. Manch einer, der sich ohnehin schon fragt, was bei der BMW Designabteilung in den letzten Jahren so abgeht, wendet sich dem Fahrzeug sofort ab. Andere wiederum begrüßen den „anderen“ Ansatz. Mit dem deutlich weicher gezeichneten CLA lässt sich das kompakte viertürige Coupé kaum vergleichen. Besonders das monströse, kräftige Heck ist ein Thema für sich. Aus einem hohen Blickwinkel teils attraktiv, aus einem niedrigen Blickwinkel schnell mit dem neuen X6 zu verwechseln. Vorne hingegen streckt sich die Motorhaube etwas länger als beim 1er und die Front zieht sich breiter. Insgesamt gefälliger als der 1er, doch umstritten bleibt auch dieses Design. Abgesehen vom Fondbereich – mehr dazu in unserem Video-Fahrbericht – ist dann auch wiederum das Cockpit identisch zum neuen BMW 1er.
Video-Fahrbericht BMW 220d Gran Coupé
Diesel, Frontantrieb und dennoch BMW-isches Fahrverhalten
Was wäre ein BMW nur ohne seine Fahrverhalten. Wenn auch dieses Segment durch das Design bestimmt wird, muss auch der Fahreindruck passen. Hier soll sich das kleinste Gran Coupé vom quasi baugleichen Bruder unterscheiden. Hardware und in vielen Bereichen auch die Software sind identisch zum BMW 1er. Sogar der Radstand ist identisch. Eine große Differenzierung ist so also nicht zu erwarten. Eigentlich. Und doch überrascht BMW mal wieder. Zumindest, wenn man den „unsportlichen“ Diesel im portugiesischen Hinterland ein wenig herausfordert.
BMW 220d Gran Coupé Fahreindruck
Das Einlenkverhalten ist präziser, weniger elegant als im 1er, sondern eher athletisch. Trotz oder vielleicht auch wegen der nassen Straße, lässt der reine Frontkratzer gar ein wenig Fahrfreude aufkommen. Kein Vergleich mit dem eigentlichen 2er Coupé mit längs verbautem Motor und Hinterradantrieb, aber auch keinesfalls langweilig und stupide für Stadtfahrten ausgelegt. Einen kleinen Hauch Feedback gibt es dann doch noch durch das von der Software her leicht veränderte Fahrwerk. Es fühlt sich leicht gering-synthetischer an als noch bei der Konkurrenz.
Am Ende ist der 2,0-Liter Turbodiesel (190 PS / 400 Nm) vielleicht nicht das richtige Aggregat für die Kurvenhatz, aber definitiv ist er lebendiger als der kleinste 3-Zylinder-Diesel. Mehr Spaß werden in jedem Fall die Kunden des Topmodells haben, die sich mit Allradsystem und bissigen (dennoch komfortablen) 306 PS (450 Nm) durch die Berge ziehen können.
Text: Fabian Meßner
Titelbild: Fabian Kirchbauer
Fotos: BMW