Walten statt Schalten: Fahrbericht des Honda CR-V mit 9-Gang-Automatik

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Im Bestseller Honda CR-V kann seit einem Jahr gegen einen Aufpreis von 2.100 Euro auch in neun Stufen automatisch geschaltet werden. Damit auch ausreichend Leistung zu verteilen ist, spendiert Honda einen 160 PS starken BiTurbo-Diesel dazu, der in Verbindung mit der 9-Gang-Automatik immer mit Allradantrieb ausgeliefert wird.

Von außen sieht man ihm weder den Allradantrieb, noch die Neun-Stufen-Automatik an. Die den Scheinwerfer umgarnenden LED-Tagfahrlicht-Streifen hat auch die Topversion des CR-V inne. Im letzten Jahr, so Honda ganz stolz, zählte man den Honda CR-V als das bestverkaufte SUV der Welt. Das will schon etwas heißen und gerade in Deutschland gäbe es ohne den CR-V wohl kaum einen Honda auf den Straßen.

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Der 1.6 i-DTEC im CR-V ist die nächste Ausbaustufe der Blue Earth Technologie, wobei dieses Aggregat bereits die Euro 6b-Norm erfüllt. Dazu kommt, dass er 65 Kilogramm leichter ist, als der 2.2 i-DTEC zuvor. Das mag auch an der Verkleinerung des Hubraums liegen, allerdings hat Honda auch bei den Materialen selbst Gewicht einsparen können. Dafür finden sich nun zwei Turbolader mit dem Motor verbunden im Maschinenraum. Ähnlich dem BiTurbo-Diesel im neuen VW Passat, ergibt sich dadurch ein konsequentes, wenn auch zurückhaltendes Beschleunigungsintermezzo. Vom Einsetzen einer der beiden Turbolader ist kaum etwas zu spüren, eher ist die Leistungsentfaltung an einen typischen Saugmotor angelegt. Das Turboloch hat also nun auch bei Honda das Ende gefunden.

Mit der optionalen 9-Gang-Automatik verschlechtert sich die Umweltbilanz um 0,2 Liter, wodurch der CR-V sich laut Norm mit 5,1 Liter pro 100 Kilometer begnügen soll. Bedenkt man die Ausmaße und den Allradantrieb (1.728 kg Leergewicht) ist es ein durchaus angemessener Wert, der in der Realität mit 5,9 bis 7,7 l/100km niederschlägt.

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Durch die manuelle Sechsgangschaltung im CR-V lässt sich also nicht nur beim Einkaufspreis, sondern auch beim Sprit sparen. Wo kann die Automatik also punkten? Laut Honda beim Komfort, allerdings tritt der Komfort erst ein, sobald alle Flüssigkeiten auf Idealtemperatur sind. Gerade nach dem Kaltstart sind alle Gangwechsel äußerst ruppig und mit hohen Drehzahlen verbunden. Das bessert sich, sobald die Motor- und Getriebetemperatur stimmt. Wobei der Wechsel von Fahrstufe eins in zwei teils nie völlig ruckelfrei von statten geht.

Wer dazu die Nerven hat, kann im kalten Zustand über die kleinen Schaltwippen die Gänge wechseln. Doch deren Dimension und Ausführung zeugt von der eher sekundären Wichtigkeit. Zudem auch hier kein sofortiger Gangwechsel gewährleistet ist; erst wenn der CR-V warm ist, kann von Komfort gesprochen werden.

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Mit dem Facelift des Honda CR-V wurde auch ein hypersensibler Abstandstempomat eingeführt. Der i-ACC soll intelligenter sein als andere Lösungen von der Konkurrenz. Mit Verlaub gesagt, er ist intelligenter, allerdings auch ein kleiner Angsthase. Der i-ACC überwacht nicht nur die Spur auf der man sich bewegt, sondern auch alle Spuren, die zu der Spur der CR-V Zugang haben. So reagiert der Tempomat eigenständig, wenn beispielsweise ein Fahrzeug in die Spur einfährt.

In der Theorie ist das ein sinnvolles, wunderbares Werk der Technik. In der Realität ist das System viel zu sensibel eingestellt. So kommt es vor, dass bereits ein nervöser LKW, welcher jedoch die Spur hält, dafür sorgt, dass der CR-V automatisch den Anker wirft. Der Hintermann ist dementsprechend erfreut. Und es war leider kein Einzelfall, sondern an der Tagesordnung jeder Fahrt, dass mindestens einmal unbegründet die Bremsung eingeleitet wurde. Eigentlich ein perfektes elektronisches System für Versicherungsbetrüger! Und dazu kommt, dass der Spurhalte-Assistent nur in einem bestimmten Geschwindigkeitsfenster (80 bis 160 km/h) gut funktioniert und dabei manchmal auch die gelben Linien in den Baustellen ignoriert.

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Der Android-basierte 7-Zoll Touchscreen (Honda Connect) arbeitet auf App-Basis, sodass auch weitere hinzukommen dürfen. Da ich allerdings mit Android nicht auf einer Welle bin, kann ich hierzu nur sagen, dass es funktioniert. Die Garmin-App, welche navigiert braucht allerdings genauso eine Internetverbindung (per Smartphone), wie alle anderen Apps. Mitunter lässt sich dieses System – es funktioniert an sich sehr gut – nur voll funktional mit einem Android-Gerät nutzen.

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Zusammengefasst sind die technischen Neuerungen ein enormer Schritt in eine sichere Zukunft, allerdings muss an den Einstellungen noch etwas gefeilt werden. Da der Aufpreis für die Automatik ziemlich happig ist, würde ich nur dazu raten, wenn man viele und langen Strecken zurücklegen will. Wer nur hin und wieder Auto fährt, dabei nur Kurzstrecken zurücklegt, der wird nie in den Komfort-Modus „schalten“, da die Schmierstoffe nie so schnell warm werden können.

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Honda CR-V Executive 1.6 i-DTEC

Vierzylinder-Reihenmotor (quer) 1.597 cm³ (Biturbo)
160 PS bei 4.000 U/min
350 Nm bei 2.000 U/min
9,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 202 km/h
Kombinierter Verbrauch 5,3 l/100km (CO2: 139 g/km)
Testverbrauch 5,9 – 7,7 l/100km
Modellgrundpreis 41.390,00 Euro
Testwagenpreis 44.301,99 Euro

Text/Fotos: Fabian Meßner

3 Gedanken zu „Walten statt Schalten: Fahrbericht des Honda CR-V mit 9-Gang-Automatik“

  1. Bezüglich i-ACC: Viel zu nett geschrieben. Das System ist schlicht und einfach unbrauchbar. Ein Skandal ein solches Extra anzubieten, geschweige denn noch Geld dafür zu verlangen!!

  2. Ich fahre diesen Wagen seit 30.oookm. Viele davon auf der Autobahn mit eingeschaltenen i-ACC und habe hier beschriebenes nicht einmal erlebt. Im Gegenteil wenn er wirklich mal gebremst hat gab es auch Gründe wie hektische Drängler und Spurwechsler vor mir. Sonst arbeitet das System feinfühlig und hält sauber den Abstand zum Verkehr in meiner Spur. Entweder war der getestete Wagen nicht in Ordnung oder mann will den Kundenfluss bewusst steuern. Die Darstellung der sonst viel gelobten 9 Gangautomatik ist reichlich überzogen. Für mich einer der konfortabelsten Automten am Markt und in dem Preissegment sowieso.

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