Elektrisch im Alltag ohne Einschränkungen, dass ist mit dem Nissan Leaf 30 kWh kein Problem, wäre da nicht das Dilemma mit der Infrastruktur der Ladesäulen in Deutschland. Der Stromer aus Japan, der inzwischen für Europa in Großbritannien gefertigt wird, bietet einen idealen Ersatz für alles, was sich heutzutage in den Städten konventionell fortbewegt. Es fehlen nur ausreichende Schnellladesäulen.
30 kWh-Version im Nissan Leaf mehr als ausreichend – theoretisch
Statt 24 kWh fasst die optionale Variante nun 30 kWh, damit kommt der Nissan Leaf in der NEFZ-Theorie 250 Kilometer weit. Realistisch und durchführbar sind 230 Kilometer bei durchschnittlichen Temperaturen von 20 bis 25 Grad Celsius. Da „der Deutsche“ im Schnitt nur 80 Kilometer pro Tag zurücklegt also eigentlich überhaupt kein Problem. Kompromisse muss man dafür nicht machen, denn wir sind auch problemlos mit dem Leaf über die Autobahn (Vmax 144 km/h) gefahren. Klar sein Hauptmetier sind Werte wie „0 bis 50 km/h“ doch auch darüber lässt er sich fahren und das in erster Linie extrem leise.
Ein optischer Leckerbissen sieht wahrlich anders aus. Doch der Nissan Leaf weiß er ist nicht derjenige, der die zahllosen Schönheitspreise den Magermodels von der Nase wegstiehlt. Er ist mir das Kind aus der Ecke, das lange keiner beachtet hat und irgendwann zu unverhofftem Erfolg gekommen ist. Wird es dem Nissan Leaf 30 kWh bald oder in nächster Zukunft so ergehen? Wenn sich die Gerüchte um die 60 kWh-Batterie bewahrheiten, dann ist dies gut möglich.
Ruhig, gelassen, entspannt: elektrisch
Der Alltag mit dem Nissan Leaf gestaltet sich direkt ruhiger. Nicht unbedingt weil der Antrieb im Verhältnis zu einem Verbrennungsmotor deutlich leiser ist, sondern weil der Antrieb den Druck rausnimmt. Der Stromer macht auf wundersame, leider nicht zu erklärende Art und Weise, entspannter. Vielleicht ist es doch das fehlende Motorgeräusch, was die Nerven so nicht strapaziert. Entspannung und Gelassenheit, selbst im morgendlichen Horror-Stau zum Flughafen. Klar! Und von Angst nicht wieder zurückkommen ist keine Spur. Etwas ernüchtert sind wir schon, dass die Ladesäule am Flughafen mal wieder von einem anderen Versorger angeboten wird, aber so ist das eben 2016 in Deutschland. Elektromobilität Version 0.2 Public-Beta.
Das E-Fahrzeug an sich gibt sich keine Blöße. Wenn er lädt, dann lädt er auch. Doch auch CHAdeMO verspricht weitaus mehr, als es halten kann. Bis auch die letzten Zellen im 360 Volt Akku geladen sind vergehen doch 54 Minuten bei einem vorherigen Batteriestand von 18 Prozent. Zuhause laden geht auch, aber nur wenn der „Backstein“ es für problemlos empfindet. Im Selbstversuch war eine Steckdose aus der Hausmitte, also quasi die Zentral-Steckdose notwendig, um den Ladevorgang zu starten. Die Steckdose in der Garage war dem Lade-Kontroll-Element zu weit von der Hauptversorgung entfernt.
Fazit zu zwei Wochen purer elektrischer Mobilität
Das Elektroauto funktioniert auch schon im Hier und Heute. Überall sonst wo besser als in Deutschland, aber daran hat unsere Politik Schuld. Angst liegen zu bleiben hatten wir nie, denn die restliche Reichweite wird immer akkurat und je nach Fahrweise angezeigt. Ein ordentlicher Druck auf das Gas – pardon – Strompedal verkürzt die restliche Reichweite direkt und unvermittelt. Damit kann man also gut planen und fahren. Der Leaf selbst hat einen ordentlichen Nutzwert, kann trotzdem einem Besuch beim schwedischen Möbelhaus trotzen und kommt sogar mit optionaler Sitzheizung für den Fond. Ganz ehrlich: was will man mehr, außer mehr Ladesäulen?
Video-Fahrbericht Nissan Leaf 30 kWh-Version
Text/Fotos: Fabian Meßner
Der LEAF kann mit Option 6,6 kW laden. Auch zu Hause. Eine Wallbox ist eigentlich Standard für einen seriösen LEAFer mit eigenem Ladeplatz. Und auch fehlt der Hinweis, dass die Unterhaltskosten massiv günstiger sind.
Hatten leider keine Wallbox, auch weil kein Stellplatz nahe dem Haus verfügbar ist ;)