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Das technologische Schlachtschiff: die neue E-Klasse getestet

Autophorie E-Klasse Test W213

Wer mehr als nur den Basispreis für die neue Mercedes-Benz E-Klasse ausgeben möchte, der kann sich seine Business-Limousine mit Technik bis zur Dachkante vollladen. Und nein, die Technik entmannt nicht den Fahrer, sie macht den Aufenthalt in der neuen Mercedes-Benz E-Klasse deutlich angenehmer. Fast schon schwer wiegt der Gang aus dem Auto in das alltägliche Arbeitsleben. Warum nicht im Auto leben und arbeiten?

Arbeiten und leben in der neuen E-Klasse?

Noch gibt es die E-Klasse nicht als T-Modell, so fällt das „im Auto leben“ direkt weg. Dafür ist in der Limousine doch zu wenig Platz. Aber ein entspannter Arbeitsplatz lässt sich hinten rechts einrichten. Die 23 Lautsprecher starke Burmester Anlage ist schnell auf den hinteren rechten Sitz ausgerichtet und schon klingt die akustisch klangvolle Lounge-Musik nur noch für eine Person. Wenn es noch weitere Passagiere gäbe, würden diese ein eher leises und schwaches Klangbild mit den Ohren empfangen.

Doch neben leben und arbeiten gibt es auch noch eine andere Tugend, die der neuen E-Klasse wahrlich besser steht: Fahren. Der Fahrer steht, anders als etwa in der Langversion der S-Klasse, im Fokus. Und das zeigt sich direkt nachdem im feinen Leder-Gestühl Platz genommen wurde. Die Massagefunktion, welche das Gesäß auch auf langen Fahrten bei Laune halten soll, wird schnell zur liebsten Nebensache der Welt. Belüftet, gewärmt, geknetet, so lässt es sich nach stundenlanger Autobahnfahrt völlig relaxed in das Meeting reinlaufen, während alle anderen fast vom Stuhl kippen.

Der Innenraum: ein farbenfrohes Technik-Feuerwerk

Das optionale Widescreen-Display, welches eigentlich aus zwei 12,3 Zoll Einheiten besteht, erschlägt einen kurz mit der Masse an Funktionen und Verstellmöglichkeiten. Alle Möglichkeiten sind nach einer kurzen Testfahrt kaum zu erschöpfen, dieses neue System verlangt nach tiefgründiger Recherche. Alleine 64 Farben passen das Ambiente der aktuellen Stimmung an. Dabei gibt es nicht nur grün, rot, blau, sondern verschiedene Nuancen, mit denen sich sogar zwischen passiv-aggressiv-sportliche Fahrten auf der Autobahn und Kurvenhatz-in-den-Bergen nach roten Farbtönen unterscheiden lassen.

Wer damit gar nichts anfangen kann, der wird sich an den Kilometer langen Kabelsträngen in der neuen Mercedes-Benz E-Klasse erfreuen. Sie machen es möglich, dass die Limousine in Nevada aktuell autonom (nur noch mit Aufpasser) über die Highways fährt. Die Technik dafür besitzt der „Drive Pilot“ schon heute. Ein Feature, welches davon auch im öffentlichen Straßenverkehr schon verwendet werden darf ist der Spurwechselassistent. Klar noch ist der Fahrer verantwortlich, aber das System wechselt auf Befehl (Blinker antippen) nur dann, wenn die zahlreichen Sensoren und Kameras die angepeilte Spur als frei erkennen. Funktioniert es? Auf der Autobahn ein Traum! Das darunter angeordnete „einfachere“ Systeme, wie ein Stauassistent oder Lenkassistent an Board sind ist selbstredend. Ja die E-Klasse hat was drauf, vor allem ist sie drauf und dran ihren großen Bruder ziemlich alt aussehen zu lassen.

Doch das ist nicht alles. Das neue Technik-Spielzeug aus Stuttgart kann noch mehr. Alleine einparken beispielsweise. Nicht allerdings über Knopfdruck im Innenraum, wie auch Wagen des Kleinwagen-Segment. Viel besser: austeigen, Smartphone rausholen, Totmann-Schalter drücken und zusehen, wie sich die E-Klasse völlig alleine (ohne Fahrer) in die Lücke manövriert. Kurz gesagt, die neue E-Klasse ist das erste Auto, bei dem die Garage nicht mehr mitwachsen muss! Die Car-to-X Kommunikation ist der nächste Schritt, den die Stuttgarter, aber auch andere Autohersteller gehen. Alles kann mit allem, was funkt, kommunizieren. Noch ist die Technik aufgrund der Infrastruktur begrenzt und kann alle vorhandenen Daten abrufen, doch keine Daten von anderen Fahrzeugen ohne dieses Car-To-X Modul. Sobald es soweit ist, können die Fahrzeuge der Zukunft sich gegenseitig selbst vor Gefahrenstellen oder Stauaufkommen warnen.

Punktlandung: der neue E 220d mit OM 654 Dieselmotor

Der neue OM 654 Dieselmotor– mehr dazu im Technik-Artikel – macht dem Attribut „neu“ alle Ehre. Wie versprochen ist er leiser, der Durchzug ist kräftig und die sanft schaltenden 9G-Tronic passt dazu, wie die Faust aufs Auge. Nur sobald er kräftig gefordert wird macht er sich akustisch bemerkbar. Zuvor ist nur ein leises Motorgeräusch wahrzunehmen. Das verminderte Gewicht von über 30 Kilogramm (nur noch 168,4 kg statt 202,8 kg) lässt sich die E-Klasse leider nicht anmerken, kein Wunder hat die Menge an Kabel das wohl wieder fast kompensiert. Obwohl ich eigentlich ein Verfechter des V6-Diesel (258 PS / 650 Nm) bin, konnte ich mich durchaus mit dem neuen Triebwerk anfreunden. Zumindest in Südeuropa braucht es nicht mehr Leistung und Durchzug.

Der Innenraum bietet natürlich wahre Vorzüge gegenüber der alten Plastik-Variante im W212 Mopf. Diese Zeiten sind vorbei, zumindest, wenn Geld keine Rolle spielt. Das neue Interieur ist etwas ganz feines, mit toll geschnittenen Sitzen und viel Technik zum Daddlen und spielen. Mehr zum Interieur gibt es in der Sitzprobe zum nachlesen.

Und zum Schluss noch die Frage: Wie lässt sich die E-Klasse nun von S- oder C-Klasse unterscheiden? Nehmen wir einfach an es handelt sich nicht um die Basis-Ausstattung mit Halogen-Scheinwerfern, dann ziert die Front eine Doppelaugenbraue (LED-Tagfahrlicht) und das Heck kann durch „Stardust“-Rückleuchten mit Lena Meyer-Landrut um die Wette funkeln. Wer dann noch das Maßband anlegt kommt durch die Länge von 4.923 mm schnell darauf, dass es weniger als eine S-Klasse, aber mehr als eine C-Klasse ist.

Fazit

Die neue E-Klasse ist vielleicht nicht das beste Auto der Welt, doch es ist das seit dem W222 technologisch fortschrittlichste aus Stuttgart. High Tech bei den Fahrassistent, die das Leben auf der Autobahn wirklich extrem angenehm gestalten, hin zu laufruhigen Motoren, die auch den Besuch an der Zapfsäule so lange wie möglich meiden wollen. Und dieses Soundsystem. Alleine dafür lohnt sich die neue E-Klasse. Wer viel Zeit im Auto verbringt, Musik liebt, aber nicht das nötige Kleingeld in der Tasche hat, darf sich dieses Auto einfach nicht ansehen. Ansonsten erledigt das Musikherz den Kauf von selbst.

Video-Fahrbericht

Titelbild: Daimler AG
Text/Fotos: Fabian Meßner

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