Viele Wege führen nach Rom oder in diesem Fall nach Genf. Der einfache, über die deutsche und schweizerische Autobahn. Doch, wenn einem für eine solche Fahrt ein VW Golf R mit Schaltgetriebe hingestellt wird, dann nimmt man nicht den einfachen Weg. Immerhin ist es kein Fahrzeug, dass die Schonbehandlung wünscht, sondern Kurven bevorzugt. Und die geben wir ihm gerne auf einer Tour durch Luxemburg und Frankreich, bevor es auf die Zielgerade nach Genf geht.
Mit 300 PS zum 86. Genfer Auto Salon
Das große Ziel war der 86. Genfer Auto Salon, welcher neben zahlreichen Studien auch einige Highlights in Serie bereit halten sollte. Wie sonst so oft per Flugzeug, sollte es diesmal auf „eigener Achse“ in das französisch angehauchte Genf gehen. Die 300 PS Fahrmaschine aus Wolfsburg schien da ganz passend für. Doch bevor sich die 380 Nm Drehmoment mit voller Kraft auf den Antrieb stürzen konnten, ging es relativ gemächlich über die deutsche Autobahn in Richtung Trier und von dort aus nach Luxemburg.
Mit entspannten acht Litern pro 100 Kilometer fährt der Golf R fast teil-autonom über die Autobahn, dem Eco Modus und Lenkassistenten sei Dank. So können die Hände in der REM-Phase verweilen, bevor das Handgemenge in der Mittelkonsole startet. Der ACC sorgt dafür, dass sich die Treter entspannen können, sodass sie fit sind, für den späteren Tanz auf der Pedalerie.
VW Golf R kann neben Eco auch Böse!
Die Fahrt zum spannenden Teil Frankreichs zieht sich über Metz und Nancy, bevor wir um Vesoul herum zu einem kleinen Mittagsimbiss halten. Statt Schokoriegel oder Fast Food von dubiosen Unterhändlern in der französischen Provinz gibt es hausgemachte Frikadellen mit Kartoffelsalat an Joghurt Dressing. Vielleicht kein luxuriöses Essen, aber bei weitem besser als alles, was es in einem Umkreis von 100 Kilometer gegeben hätte.
Nach einer kurzen Erholungsphase geht es weiter Richtung Besancon. Und plötzlich tauchen sie auf. Malerische Bergstraßen, es ist förmlich zu spüren, wie sich der Grill des Golf R zu einem Lächeln verbiegt und der Turbolader schon voller Vorfreude hochdreht. Hier gehört der Golf R her. Auf solche sich eng windenden Bergstraßen, in denen der 4Motion Allradantrieb endlich arbeiten kann.
Schneller dank 4Motion Allradantrieb
Der kurze Traktionsverlust an der Vorderachse ist nur für eine Millisekunden zu spüren, da drückt der Golf R schon von hinten. Die Verteilung der Antriebsmomente flutscht einfach so durch und bald wird es schon fast gefährlich schnell im Hot Hatch. Die passgenau darauf eingestellte Progressivlenkung macht es möglich den Golf R genau dort zu positionieren, wo man es haben will. Und jeder Kurvenausgang verführt zu einem tieferen Druck auf das Gaspedal, sodass noch mehr Moment an die Hinterachse geht und den Golf R aus der Kurve schiebt. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.
Die Krönung findet die Tour mit der Fahrt durch den Parc Jura vaudois. Hier vertreiben sich auch die Einheimischen die Zeit, jagen mit Clio RS und Lotus Elise durch die Berge. Doch am Gefährlichsten sind die Familien-Vans, die am Rande der Belastungsgrenze von den Franzosen durch die Bergepassagen gedrückt werden. Hier eine Rallye-Fahrschule zu etablieren wäre nutzlos, hier ist jeder sein eigener Meister.
Das Schaltgetriebe: emotionaler Grundbaustein
Handgeschaltet erlaubt der Golf R dir sich miteinander zu verschmelzen, zu einer Einheit zu werden. Das Erlebnis zu intensivieren. Er lässt das typische „plopp“ des 6-Gang-DSG keine Sekunde vermissen, weil er ganz eigen Töne spielt. Ganz vorne dran das schon fast erzürnend klingelnde gluckern, wenn vom Gaspedal abgelassen wird. Es hat einen gewissen Unterton von „Gibst du schon auf du Lusche?“ 300 PS sind wahrlich genug, um damit das kurvige Frankreich voll auszunutzen. Mehr Leistung würde wohl schnell zum Problem in den engen Gassen mit fatalem Leitplanken-Schaden führen.
Von wegen „nur Fliegen ist schöner“. Alleine wenn ich an das Gerangel, Gequetsche und Gepöbel beim Einstiegen in den Flieger denke, ist mir ein heißer Ritt mit viel verbranntem Super Plus weitaus lieber. Und dann noch diese Berge. Rauf und runter genau dort, wo sich die 300 Pferde des Golf R pudelwohl fühlen. Es war die richtige Wahl den langen, umständlichen Weg nach Genf einzuschlagen.
Weitere Bilder des Golf R Roadtrip nach Genf
Text/Fotos: Fabian Meßner