Porsche 911 Facelift (991.2): der neue Biturbo-Motor im Detail

Mit dem optisch dezenten Facelift des Porsche 911 Carrera (991.2) konnten sich auch die Zuffenhausener dem Downsizing-Trend, beziehungsweise der Downsizing-Pflicht aus der EU, nicht mehr entziehen. Dennoch soll der typische Porsche-Charakter nicht verloren gegangen sein und mehr Leistung in den Basismodellen gab es auch noch. Ein kleiner technischer Exkurs zu den neuen 3,0-Liter Sechszylinder-Boxermotoren mit Biturbo-Aufladung.

Die Motoren als solches bleiben, obwohl 400 bzw. 800 Kubikzentimeter kleiner, (vorerst) als Sechszylinder-Boxer erhalten. Das ist die gute Nachricht direkt zu Beginn, denn es gab auch Gerüchte, denen nach gar ganze Zylinder wegfallen könnten. Das Layout mit je drei Zylindern pro Seite inklusive einem halben Kurbelgehäuse bleibt gleich. Der Aluminium-Block ist nun allerdings in den Bohrungen mit einem plasma aufgesprühtem Eisen überzogen. Um eine perfekte Verbindung zu schaffen, sind die Bohrung so gefräst, sodass die Legierung sich nahtlos anlegt und „hand-in-hand“ geht.

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Ziemlich genau 1,5 Kilogramm konnten beim Motorblock eingespart werden, die neue Öl-Pumpe spart knapp 1,1 Kilogramm ein, während die Kunststoff-Wanne satte zwei Kilogramm einspart. Die Bohrung am neuen Motor misst 91,0 mm, während der Hub bei 76,4 mm liegt. Insgesamt ist der Hubraum von 3.436 Kubikzentimeter (3.800 Kubikzentimeter im S-Modell) auf nun 2.981 Kubikzentimeter verkleinert worden. Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Hub nur um 1,1 mm verringert, während die Bohrung sechs beziehungsweise elf Millimeter weniger misst. In Summe soll die kompaktere Brennkammer für eine höhere Effizienz sorgen, wobei der fast gleich bleibende Hub für hohe Drehzahlen sorgt.

Der Zylinderkopf bleibt auch ähnlich, ist allerdings auf Ein- und Auslassseite kleiner dimensioniert. Eine große Änderung ist die Platzierung der Einspritzdüsen von der Seite des Zylinderkopfs zu einer Position oberhalb des Zylinders, von der aus gerade nach unten mit einem Druck von 250 bar – mehr als doppelt so viel, wie bisher – eingespritzt wird. Die neuen Einlasskanäle sorgen für eine bessere, effizientere Verbrennung und reduzieren die Emissionen des Motors. Das Verdichtungsverhältnis fällt von 12,5:1 auf 10,0:1, damit die zwei kleinen, von BorgWarner kommenden Turbolader, auch im idealen Bereich arbeiten können. Die Turbinen messen 45 mm im Durchmesser, auf der Kompressions-Seite des Carrera ist er das Schaufelrad 49 mm groß, im Carrera S 51 mm. Im Carrera liegt ein maximaler Ladedruck von 0,9 bar an, während es im Carrera S ein maximaler Ladedruck von 1,1 bar ist. Damit es nicht zu heiß wird, sitzt an jeder Seite des Motors ein Ladeluftkühler. Durch die zusätzlichen Anbauteile hat der Motor als solches um fast 35 Kilogramm zugenommen. Auf der anderen Seite sind die Einsparung, inklusive einem 6,8 Kilogramm leichterem Abgassystem, hoch genug, dass die Gesamtzunahme gegenüber dem 991 nur bei 20 Kilogramm liegt.

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Um dieses kleine Defizit auszugleichen und dem natürlichen Zuwachs an Leistung gerecht zu werden, steigt die PS-Ausbeute von 350 auf 370 PS im Carrera und ebenso um 20 Pferde auf 420 PS im Carrera S. Das maximale Drehmoment steigt von 390 auf 450 Nm, beziehungsweise von 440 auf 500 Nm. Allerdings ist der reine Anstieg des Drehmoments nicht der große Bringer, sondern, wann und wie es anliegt. Zuvor lag das maximale Drehmoment bei 5.600 U/min an, nun bereits bei 1.700 U/min. Das bringt besondere Vorteile im mittleren Drehzahlbereich, wo bisherige 991 Modelle nur einen Teil ihres vollen Drehmoments abrufen konnten, aber beispielsweise im neuen 991.2 um 3.000 Touren herum die volle Kraft bereit steht. Zeitgleich behält der Motor seine Drehfreude bis 7.500 U/min, wobei die maximale Leistung bereits bei 6.500 Touren ansteht.

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Was uns die ersten Videos unterschwellig beibringen, ist die Beibehaltung des typischen 911-Charakter, sowohl von der Performance und Kraftentfaltung, als auch vom Sound. Im NEFZ sinkt der Verbrauch gegenüber dem Vorgänger um 12 Prozent, was für den Carrera nun 7,4 l/100km statt wie bisher 8,2 l/100km sind. Bisher war es einfach den Normverbrauch eines Porsche zu erfahren, ob sich dies nun immer noch so leicht gestaltet ist fraglich. Rückblickend hatte Porsche bereits einen 3,0-Liter Turbomotor im 930 Turbo, der nun vom Basis-Carrera mit 110 PS mehr übertroffen wird und dabei etwa nur ein Drittel des Sprits benötigt. Eine nette Statistik, doch vorerst heißt es abwarten und Tee trinken. Es wird sich zeigen müssen, was die neuen Motoren in der realen Welt leisten.

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Fotos: Porsche