Schwer zu glauben, doch 44 Jahre lang gab es kein Luxus-Cabriolet mehr aus Stuttgart. Auf der IAA stellt Mercedes-Benz das neue S-Klasse Cabriolet samt der 585 PS starken AMG Variante vor. Vorab gibt es nun schon einige wichtige Fakten zur offenen Variante des S-Klasse Coupé.
Um direkt beim Punkt des Coupé zu bleiben, laut dem Stuttgarter Autobauer bewegen sich Cabriolet und Coupé auf dem selben (Roh-)Gewichtsniveau. Das Cabriolet kommt durch die Schottwand zum Gepäckraum aus Aluminium und Magnesium sowie dem aus Aluminium konstruierten Heckwagen auf ein geringeres Rohbaugewicht, als man es vielleicht erwarten würde.
1961 bis 1971 wurde der W111 auch als Cabriolet gebaut, danach kam lange nichts mehr. Erst jetzt baut Stuttgart wieder die offene Extravaganz in Serie. Mehr Status-Symbol geht nicht, auch nicht für den Autobauer selbst, da ist die Maybach Variante ein absoluter Witz dagegen. Nur wer Geld im Überfluss hat kann sich ein Auto, das eigentlich als Chauffeurs-Limousine gedacht ist, auch als Cabriolet in die Garage stellen.
Zum vehementen Preis oberhalb des Coupé (S-Klasse Coupé kostet mindestens 125.000 Euro), gibt es ein über fünf Meter langes Designobjekt. Nicht unbedingt im geschlossenen Zustand, da sieht das Coupé durchdachter und schicker aus, aber offen. Dann, wenn sich die vier goldenen Nasen vom Fahrtwind die Haare verwuscheln lassen, zeigt sich die Benz’ische Schöpfung in voller Blüte.
Lange, fließende Linien untermalen die schier unendliche Länge des S-Klasse Cabriolet, während die Heckpartie gar einem Sonnendeck gleicht. Das hier die Bikini-Girls nicht in der Fußgängerzone aufspringen sollte weniger ein Problem, als die Tagesordnung sein.
Trotz dem Frischluft-Gefühl, soll ein gewisser Luxus noch Gegenstand des S-Klasse Cabriolet bleiben, so sorgt Aircap* dafür, dass die gestylte, toupierte Fönwelle nicht zu sehr durcheinander gerät. Das Stoffverdeck fährt auch in einen Teil des Kofferraums zurück, dort wird dieser Teil automatisch abgetrennt und wieder freigegeben, sobald das Verdeck wieder geschlossen wird. Ist nicht genug Platz im Kofferraum, öffnet sich das Verdeck auch nicht. Das Verdeck selbst kann bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h binnen 20 Sekunden „versteckt“ werden und der halbwegs offene Cabrio-Genuss darf beginnen.
Ein dreilagiges Akustik-Verdeck ist serienmäßig. Der äußere Stoffbezug besitzt als Wassersperre an der Innenseite eine Schicht aus Butyl statt des häufig verwendeten Neopren. Dies senkt das Geräuschniveau ebenso wie die weiter entwickelte Polstermatte und der ebenfalls akustisch optimierte Innenhimmel. Die Dämmschicht sorgt zugleich dafür, dass die elegante Silhouette nicht durch von außen wahrnehmbare Spriegel gestört wird.
Als Antrieb dient, wie auch im S500 Coupé, der V8 Biturbo mit einer Leistung von 455 PS, der sein maximales Drehmoment von 700 Nm bereits ab 1.800 U/min bereitstellt. Angetrieben wird mittels des 9G-Tronic Automatikgetriebe die Hinterachse. Wer mehr Power für erhöhte Frischluftzufuhr möchte, der kann auf das Mercedes-AMG S 63 4Matic Cabriolet zurückgreifen. Der 5,5-Liter AMG-Motor treibt mit seinen 585 PS (900 Nm) alle vier Räder an, die auf 19 oder 20 Zoll große Schmiederäder gezogen sind. Damit geht es in 3,9 Sekunden auf 100 km/h, während leider schon bei 250 km/h das erlaubte Ende der Fahnenstange erreicht ist.
Premiere feiern die beiden Modelle auf der IAA in Frankfurt am 15. September. Wer sich den wohl teuren, offenen Traum erlauben kann, darf ab Dezember bestellen und sein neues Cabriolet im Frühjahr 2016 beim Händler in Empfang nehmen.
*AIRCAP besteht aus zwei Komponenten: einer um sieben Zentimeter ausfahrbaren Windlamelle mit Netz im Frontscheibenrahmen und einem ebenso ausfahrbaren Windschott mit konvexer Kontur und Edelstahlzierblende hinter den Rücksitzen. Eine Weiterentwicklung stellen die Diffusorrippen an der Unterkante der vorderen Lamelle dar. Sie erzeugen gezielte Turbulenzen, die das Geräuschniveau verringern. Die Windlamelle ist beim S-Klasse Cabrio ferner in Exterieurfarbe ausgeführt.
Fotos: Daimler AG