Herausstechen scheint für Lexus mit dem Ausbruch aus dem Limousinen-only-Geschäft das non plus ultra zu sein. Der Lexus NX unterscheidet sich grundlegend von anderen SUVs in seiner Klasse. Primär natürlich auch durch die Optik, genauso wie ein Hybrid-Antrieb in der Klasse der Kompakt-SUVs eher selten gesehen wird. Warum es sich für Deutschland dennoch lohnen sollte, auf den 2,0-Liter Turbomotor zu warten, steht nun im ersten Fahrbericht.
Vorerst geht nur der Lexus NX 300h an den Start. 2,5-Liter Motor (Atkinson-Zyklus) gepaart mit (im Fall des AWD) zwei Elektromotoren. Primär wird dabei der Elektromotor an der Vorderachse genutzt, der über die Räder Energie rekuuperiert. Diese gibt er auch wieder an die vorderen Räder ab. Der hintere Elektromotor mit 50 kW Leistung dient vorzugsweise als „Dynamo“. Er lädt die Batterie durch die Bremsenergie etc. wieder auf. Erst, wenn es der Antrieb für nötig hält, wird Energie über den hinteren Elektromotor an die Hinterachse gegeben. Sei es in „offroad“ Gefilden oder wenn die flotte Fahrweise über kurvige Straßen nach einem agileren Heck verlangt.
Die Häufigkeit, dass ein Lexus NX 300h abseits von befestigten Straßen gesichtet wird, kann wohl mit großer Sicherheit als sehr gering eingeschätzt werden. Eher wird man ihn nur oder fast ausschließlich in der Stadt sehen. Genau dort gehört er als 300h hin, denn im Umfeld von 50 bis 80 km/h lässt er sich als Hybrid angenehm fahren ohne das man mehr erwarten würde. Auch weil man nicht mehr braucht und genau dann klinkt sich der Durchschnittsverbrauch bei 3,8 Liter/100km ein. Nur wehe dem, der mit dem NX 300h auf die Autobahn will, dann kippt der Verbrauch und liegt bei exakt sechs Liter auf 100 Kilometer. Für Langstreckenfahrer fällt dieser SUV also komplett raus, da es bisher keinen Dieselantrieb gibt.
Auch für Deutschland als generellen Markt sehe ich den NX 300h hier nicht wirklich stark, eher wieder etwas für die Individualisten, die gerne (teilweise) die Umwelt schonen wollen. Wie gesagt elektrisch funktioniert er vor allem gut in der Stadt. Es heißt warten bis mindestens März 2015, dann sollte der Lexus NX hierzulande mit dem neuen 2,0-Liter Turbomotor beim Händler stehen. Ob dieser Antrieb nun wirklich besser ist müsste dann ein Vergleichstest herausstellen, für den deutschen Autofahrer wird es dennoch mit Sicherheit der angenehmere Antrieb sein.
Der Lexus NX als solches lebt im Innenraum einem Mix aus aktuellem Zeitgedanke und den 80er Jahren. Da wären Holz- oder Titan-Applikationen, die gut aussehen, aber sich eben nicht gut anfühlen, da es leider nur (gut verarbeitetes) Plastik ist. Rein optisch machen die Streben in Tür und Armaturenbrett schon etwas her, aber eben nur bis man sie einmal anfasst. Die Mittelkonsole hat ein neues, deutlich bessere reagierendes sowie zu bedienendes Touchfeld spendiert bekommen, muss sich aber dem 80er Jahre-Charme von Gangwahlhebel und Knöpfen unterordnen. Der Screen steht zu zwei Drittel frei und lehnt sich nur unterhalb etwas an, wirkt aufgewertet, leider machen die überholten Grafiken den guten Eindruck wieder zu Nichte. Aber so eine Software lässt sich ja schneller überarbeiten, als eine Bedieneinheit. Vielleicht wird in diesem Feld noch nachgebessert.
Womit der NX dagegen im Innenraum punkten kann ist Platz und Raumgefühl, sowie netten Gimmicks wie etwa die auf Berührung reagierenden Deckenleuchten. Auf den Fondsitzen ist (hinter mir) noch gut und gerne ausreichend Luft für unseren zwei Meter Mann Daniel. Auch bei einer längeren Fahrt sollten sich seine Knie nicht beklagen können. Auch die ansonsten eher unschöne Lüftung/Kühlung der Hybrid-Batterie ist nicht mehr in der Sitzlehne der Fondsitze, sondern unterhalb der Sitzbank angeordnet und verschwindet dadurch komplett aus dem Sichtfeld. Eine bei umgeklappter Rückbank plane Ladefläche erhöht den Multifunktionscharakter des NX. 1600 Liter sind dann zum Verladen frei, bei aufgestellter Rückbank sind es noch immer akzeptable 555 Liter.
Die 2.200 Euro für Head-up Display in Verbindung mit Fernlicht-Assistent und Spurhalte-Assistent (LKA) sind ein empfehlenswertes Investment. In erster Linie wegen den beiden erst genannten Technologien. Das Head-up Display deswegen, weil es Informationen wie aktuelle Geschwindigkeit und Drehzahl bzw. Fahrstufe anzeigt. Kurzzeitig auch etwaige Änderungen in der Playlist der Musikwiedergabe. Gut gelungen sind die Anzeigen der Navigation, die dort dynamisch im HUD angezeigt werden. Sprich eine Abbiegung, die nach links führt und der Balken, der nach links zeigt, „füllt sich mit Farbe“, welche in Richtung der Abbiegung läuft. Der Spurhalte-Assistent kann nicht mit aktuell geläufigen Systemen mithalten. Er signalisiert durch einen Warnton das Verlassen der Spur, kann dann aber nur sehr sanft eingreifen, mit anderen Worten das Auto nicht in der Spur halten – also auch ein Verlassen der Spur nicht vermeiden.
Wer sich für die optisch (noch) aggressivere Variante F Sport entscheidet, der bekommt auch eine total überflüssige Technik mitgeliefert. Ein Sound-Generator der absoluten Extraklasse. Ein synthetisches Geräusch, dass über die Boxen des Audiosystems ausgegeben wird, welches so gar nicht zur Beschleunigung des Verbrennungsmotor passen will. Der Motor dreht hoch, hält diese Drehzahl (Planetenradgetriebe) während der Soundgenerator lustig vor sich her röhrt und dabei Schaltwechsel imitiert. Die wir nicht haben! Gehen wir nun bei Vollgas vom Pedal, passiert etwas unglaublich witziges: aus den Boxen ertönt ein Geräusch das entweder ein vom DSG inspirierter Zwischengasstoß sein soll oder vielleicht Fehlzündungen. Wie auch immer, der generierte Sound hat so gar nichts mit dem echten, hart arbeitenden Motor zu tun. Einzig und alleine im „Eco“-Mode klingt der F Sport wie er eben klingt: natürlich laut.
Fassen wir zusammen: der Lexus NX ist ein Auto, dass optisch einiges hergibt und zumindest mich begeistert. Alleine die Rückleuchten; an dieser freistehenden Architektur von bloßen Streben werde ich mich so schnell nicht satt sehen. Dann wäre da auch noch ein sehr gutes Platzangebot auf insgesamt 4,63 Meter Länge. Nur eben im Innenraum finden sich ein paar traurige Punkte, die man besser lösen kann. Innovativ hingegen ist die induktive Ladeschale (kompatibles Smartphone vorausgesetzt) in der Armlehne – die bringen anderen Hersteller erst Mitte nächsten Jahres auf den Markt. Beim Antrieb heißt es eben einfach warten bis der Turbo Einzug hält, dann könnte der NX den Markt vielleicht etwas auffrischen.
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Text/Fotos: Fabian Meßner
4 Gedanken zu „Erste Testfahrt: Lexus NX 300h (E-Four)“
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