Zum Marktstart wird es vorerst nur den C 220 Bluetec geben, der war dementsprechend rar mit freiem Fahrergestühl gesegnet, daher durfte die neue C-Klasse als C 250 Bluetec für eine flinke Hatz durch die Provence herhalten. Und eigentlich wollten wir doch nur Bilder machen.
Es sind wohl die roten Ledersitze, die ein wenig die Zuckungen hervorrufen, die gerade danach schreien wieder hoch in die Berge zu fahren und nochmal diese Kurvenkombinationen auszutesten. Diesmal mit Seitenhalt. Leider ohne aktive Sitze wie etwa eine Klasse höher, daher sind schmale Mitfahrer auch auf dem Beifahrersitz nicht vor einem urbayrischen Schunkel-Stündchen gefeit.
Die Effizienzklasse A+ wahrt den grünen Daumen, egal bei welcher Fahrweise; und im AMG-Line Paket kann ohnehin kein einziges der 109 Gramm CO2 entweichen, denn die Chromauspuffblende ist zu. 204 PS bringt der 2 143 Kubikzentimeter fassende Aluminiumblock mit klassischem Nageln dabei auf die Straße. Bei viel Hubraum kann auch viel Sprit verbrannt werden, eine ganz einfache Regel, dass wir oberhalb von vier Komma drei Litern liegen würden, war schon vor dem Motorenstart klar.
Aufwärmen, locker machen und dann tief rein. Nein nichts schweinisches, sondern in das Auto, dass gerne schon ein AMG wäre, doch nur ein Diesel ist. Auch bei den anderen fiel es immer wieder auf: Tiefe Sitzposition – geil! Kein Omnibus-Gefühl mehr wie es aktuell anscheinend der allgemeine Wirtschaftswille ist („wir brauchen (noch) mehr SUVs“), sondern ein ebener Blick über das Armaturenbrett (gegeben falls über das Head-up Display) auf die Straße. Das Lenkrad steht dabei auch fast senkrecht, wenn man es denn so einstellt und lädt mittels der gut übersetzen Direktlenkung zum Wedeln ein.
Eins, zwei, drei, legst du die Gänge lieber selber ein. Das traurige Lied des Siebenganggetriebes. Aber reiten wir nicht weiter darauf rum, die Besserung kommt ja wohl schon bald. Direktansprechender Motor mit 500 Newtonmeter, dass ist doch genug Durchzugskraft für schnelle Wechsel der G-Kraft Richtung. „Stop, dreh um“, ruft Can von der Beifahrerseite. Kein Thema, fest in die Bremse getreten und die Vierkolben Faustsattel an der Vorderachse packen zu, parallel zwei Gänge runter, einlenken, rum und wieder angasen. Der Beifahrer hatte einen Spot entdeckt, der prompt für spätere Trips gebookmarked wurde. Erst unscheinbar, dann erschien es doch sinnvoll, den Schwung so elend und herzlos gekillt zu haben.
Aber das wahre Highlight fanden wir erst später. Denn die verstecken sich in Frankreich meist bei den Privatstraßen, wirklichen Zugang haben wir mit dem Stuttgarter Kennzeichen nicht. Aber was soll‘s, immerhin sind wir aktuell auf der Suche nach geilen Spots, Locations, die sonst keiner hat. Und wir sollten sie finden. Ich war schon froh, dass ich die neu asphaltierte Straße hinauf fahren durfte, sah aber auch dufte aus. Warum war hier irgendwo inmitten von aufgebrochenen Straßen ein Teil komplett neu. Irgendwie muss einfach wohl noch mehr abgebrannt sein, als nur die zwei Kleinwagen, die da total ausgebrannt standen.
Und als hätten wir nicht schon genug erlebt; einmal genau anders abgebogen als die Tante im Navi es dir vorgibt und schon bist du im Straßenverkauf von allerlei Ramsch mitten im Ghetto der Provence. Um unsere Geldbörsen zu schonen, schlossen wir uns vorsichtshalber selbst im C 250 ein – wir wollten ja nicht noch in den Shoppingwahn verfallen. Es gab wirklich alles, was man sich hätte denken können. Nicht das die Franzosen nicht interessiert gewesen wäre an der neuen C-Klasse, hier schien man sich ganz besonders für das neue Auto begeistern zu können. Ich frag mich woran das wohl gelegen haben mag…
Weitere Beiträge zur C-Klasse findet ihr auch hier im Blog. Innenraum, Kurztest zum C200 oder C300 Bluetec Hybrid.
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner / Can Struck
Ein Gedanke zu „Von Schunkel-Stündchen bis Ghetto: Mit dem Mercedes C250 Bluetec durch die Provence“
Kommentare sind geschlossen.