Im Rahmen der Vorstellung des Michelin Alpin5 lud das französische Unternehmen nach Finnland, um auf Eis und Schnee Erfahrungen zu sammeln. Dazu gab es noch zwei ganz tolle Bonbons, eines süßer als das andere. Erst die Fahrt auf Subaru WRX STIs mit 1,5mm Spike-Reifen und dann die Taxifahrt bei lappländischer Dunkelheit im Stile der Rallye Schweden mit Deutschlands Rallye-Ass Armin Schwarz und dem deutschen Meister von 2010 Mark Wallenwein auf denselben Fahrzeugen nur mit 6,5 mm Spikes.
Links der Wall, rechts eine kleine Lücke, wir fliegen drauf zu. Mark lenkt nach links ein, schaukelt den WRX auf, pendelt geschickt gegen und während wir im 90°-Winkel durch die Kurve mit über 100 Sachen fliegen stellt sich bei mir ein Gefühl von Schwerelosigkeit ein. Alles ist egal, der Moment zählt „und die Gedanken sind frei“. Der gekonnte Allraddrift mit unglaublicher Traktion nach vorne, auch dank der dicken Spikes, die sich in das Eis beißen, es ist zum Kinder kriegen – warum kann nicht jeder Tag einen oder zwei dieser Momente haben. Frei sein auf dem Beifahrersitz, es ist zu keiner Angst, die sich hier breit machen könnte, auch wenn ich faktisch nicht sehe, wo es als nächstes hingehen könnte. Mark sieht die Strecke anscheinend irgendwie oder fährt rein nach seiner Erinnerung. Eigentlich stört nur hin und wieder das nicht schallisolierte Geräusch der leicht gequälten Bremsen die Ruhe von Tanz auf den Pedalen und dem aufdrehenden Boxermotor. Jeder Mensch hat so seine ganz eigene Art des „Runterkommens“, der Meditation, wenn man so will. Ich für meinen Teil buche in Zukunft dafür Taxifahrten den Herren Schwarz und Wallenwein auf Eis.
Nach dem Eissee geht es wieder zurück in das Waldstück, aber keinesfalls langsam. Auch wenn die Spike-Reifen hier nicht mehr so viel Grip aufbauen können wird Mark nicht müde mir zu zeigen, welche hohe Kunst er beherrscht. Quer geht es die Auffahrt hinauf, wie auch zuvor nichts unterhalb des dritten Ganges und der schon eher im Begrenzer. Nicht rechts und links, sondern vorne und hinten grinsen uns die Bäume an, und sie würden sich doch so freuen, würde der Mann hinter dem Lenkrad versagen und sich um sie wickeln. Doch weit gefehlt, der WRX wird wieder gerade gestellt, während ich nur noch gen dunklen Himmel schaue und warte, ob sich gleich ein Polarlicht Schauspiel zeigt. Take off! Alle viere von sich gestreckt fliegt der Subaru nur kurz durch die Luft, ist er doch fast auf dem Stand des Serienautos (abgesehen von Schalensitzen und Überrollkäfig), der Magen hebt sich etwas an. Touchdown! Vollgas! Dieses Spiel auf der Zuschauerposition zu beobachten, wie exakt Mark das Gaspedal wieder voll durchdrückt im Moment in dem sich Schnee, Eis, Gummi und Spikes wieder verbinden. Wahnsinn!
Auch die gesammelten Erfahrungen auf den verschiedenen Modellen bzw. Rad-Reifen-Kombinationen sind für den späteren Praxisgebrauch nicht zu unterschätzen. Als da wären ein an sich langweiliger Golf auf den neuen Michelin Alpin5 Pneus, diverse Porsche Carrera 4S mit dem symmetrischen Pilot Alpin PA4 und für besonders fixe Runden auf Eis und Schnee acht Subaru WRX STI mit 1,5mm Spike-Reifen.
Golf ist und bleibt ein langweiliges Thema, nicht aber, wenn man von Instruktor förmlich gezwungen wird auf dem Kammschen Kreis zu tanzen. Grip an der Vorderachse, wo eigentlich keiner mehr sein sollte, ein Heck das gezielt einlenkt und dann das einzige Problem bei der Sache ist und bleibt die Elektronik von VW. Würden sich EPS/ASR und ABS komplett abschalten lassen, wäre es noch schneller mit dem Wolfsburger über das Eis gegangen. Gar so schnell, dass wir alle an unseren subjektiven Empfindungen gezweifelt hätten. Mein Vordermann hätte sich zu dem Zeitpunkt wohl schon die Spike-Reifen gewünscht, dass ich ihm nicht dauernd hätte anklopfen können.
Mit den selbigen ging es später auch weiter. Montiert an Subaru’s Speerspitze dem WRX STI. Wahlweise mit vier oder fünf Türen. Wobei manche Türen ohnehin ins Leere hinter den Rennschalen geführt hätten. Einfach nur am Überrollkäfig festhalten schafft bei solchen Fliehkräften eh keiner. Alle elektronischen Helfer hat das Team rund um Armin Schwarz bereits entfernt, das Differential auf Manuell gestellt und Feuer frei. Aber wie wir schon herausgefunden haben, schneller geht eben immer, wenn nur der richtige Fahrer hinter dem Lenkrad sitzt.
Noch mehr dazu im Automobil-Blog.
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner
10 Gedanken zu „Eiskratzen in Finnland: Michelin Winter Experience“
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