Viele Jungs wollen Feuermann werden und viele Mädchen träumen von einer Karriere als Prinzessin. Nachdem ich der GT Academy in Silverstone einen Besuch abstatten durfte, würde mein Wunsch ganz klar lauten: Mami, ich möchte Rennfahrerin werden!
Die GT Academy basiert auf der Idee, die besten Spieler des Playstation-Spiels Grand Turismo (GT) zu suchen und diese auf ihre realen Fähigkeiten auf der Rennstrecke zu testen. Dabei werden von den anfangs 16 Gamern, die 12 besten nach Silverstone in das so genannte Race Camp geschickt. Hier erwarten sie täglich neue Prüfungen, Tests und die wohl härteste und schönste Woche ihres Lebens.
Mittlerweile wird diese Idee rund um die Welt umgesetzt. So zum Beispiel auch in Deutschland seit dem Jahr 2012. Vor einigen Wochen startete die zweite Suche nach dem besten Rennfahrer Deutschlands und ich hatte das Glück, einige Challenges der 12 ausgewählten Jungs zu beobachten und teils sogar selbst zu erleben.
Zwei Sachen blieben mir dabei aber direkt erspart: zum Einen, die typischen Rennfahrer-Bedingungen, die hier schon vorherrschen. Die Jungs müssen nämlich alle zusammen in Feldbetten in einem Raum direkt an der Rennstrecke schlafen und sich in Festival-ähnlichen Duschen vor dem Gebäude nach einem anstrengenden Tag wieder herrichten. Dazu müssen sie das Essen, was ihr Traningsplan und die „gute britische“ Küche zulässt. Dabei werden ihnen zwar die intimsten Momente gelassen, aber an sich ist ihnen ständig ein Kamera-Team auf den Fersen. Und zum anderen: die ständige Beobachtung und Bewertung durch alle Verantwortlichen, inkl. der Jury, die dieses Jahr aus Nick Heidfeld, Sila Sahin und Jean-Pierre Kraemer besteht.
So unangenehm das auch klingt: Wirklich zu stören scheint das niemanden. Alle sind hier, um ihren Traum zu verwirklichen. Da interessieren die Rahmenbedingungen kaum. Und ich kann das gut nachvollziehen, denn mein Tag begann mit einer nachgestellten Challenge, in der ich mit dem Nissan GT-R über den National Circuit heizen durfte.
Ich persönlich war zwar zunächst zögerlich und habe mich nicht direkt getraut, viel Gas auf der nassen Strecke zu geben, aber dank meinem wahnsinnig geduldigen Instructor Markus, konnte ich mich Runde für Runde steigern. Und es hat einfach wahnsinnig Spaß gemacht! Man kann sich kaum vorstellen, wie es ist, solch eine Rennstrecke (fast) für sich allein zu haben und diese mit 550 Pferdchen unter sich auszunutzen. Da würde auch ich jede Unannehmlichkeit sofort vergessen.
Auf dem Stowe Circuit konnten alle Pressevertreter (wie am Tag zuvor auch die Academy Teilnehmer) anschließend den Nissan Juke Nismo austesten. Bei dieser kleinen Strecke zählt ganz klar mehr das fahrerische Können als die PS-Zahl des Wagens.
Apropos fahrerisches Können: Dieses wurde anschließend auf einem freien Platz mit dem 370Z anhand eines Drift-Parcours getestet. Ich versagte dort kläglich, musste aber durchgehend lachen und genoss den anschließenden Gummigeruch in meinen Haaren richtig! Mir tut rückblickend irgendwie nur der arme Wagen leid.
Am zweiten Tag meines Besuches konnte ich dann die Jungs selbst schwitzen sehen. Bei nasser Kälte und am frühen Morgen joggten sie zu ihrer ersten Challenge des Tages und ahnten nicht, dass dieses Joggen schon Teil der Challenge selbst war. Was anschließend auf sie wartete, hatten sie auch noch nicht im Sinn. So viel sei gesagt: Es blieb nass, kalt, anstrengend und hatte natürlich mit Geschwindigkeit zu tun. Dass die Jungs am gleichen Tag in einer zweiten Challenge aber auch noch auf einem ehemaligen Militärgelände Gas geben mussten, wussten sie ebenfalls nicht – aber wir. Ich persönlich hätte mich gern an dieser Übung versucht, denn die Laser, Leuchtkörper und Paintball-Pistolen sahen sehr verlockend aus. Wer jetzt schon neugierig geworden ist: Im Oktober strahlt RTL auch dieses Jahr die besten Bilder des Race Camps aus.
Bei der Tour durch die so genannte Nismo Lab, konnten dann alle Pressevertreter testen, ob sie selbst das Zeug zum Rennfahrer hätten. Unter anderem wurde dabei eine komplette Analyse des Körpers durchgeführt, bei der neben vielen weiteren Daten auch Muskel-, Wasser- und Fettanteil (!) im Körper gemessen wurden. Wenn mein Freund ab heute noch einmal sagt „Schatz, du bist nicht zu dick.“ dann weiß ich genau: Er lügt! Aber zurück zu den Rennfahrerqualitäten und der Frage, wer das Zeug zum Rennfahrer hätte: Die zwei einzig anwesenden Frauen räumten ab! Simone landete mit einem Prozent mehr auf Platz 1, gefolgt von mir.
Später gab es dann die Möglichkeit, genauso wie die GT Academy Teilnehmer, den 370Z als Rechtslenker über den National Circuit zu treiben. Ich nutzte dabei die Chance, den russischen Gewinner 2012 Mark Shulzhitskiy und ebenso den deutschen Gewinner 2012 Peter Pyzera um eine Mitfahrt zu bitten. Diese zwei leben ihren Traum wirklich, denn sie genossen es sichtlich, Gas zu geben.
Nach diesem Wochenende bleibt also als Resümee: Ich brauche ganz schnell eine Playstation!
Text: Larissa Rutkowski
Fotos: Nissan, Simone Armores