Einsteigen. Wohlfühlen. So soll, nein, so muss Autofahren sein. So und auch nicht anders kann ich den ersten Eindruck zum Lexus GS 450h zusammenfassen, ganz zu schweigen von der „riesen Glotze“ im Armaturenbrett. Wohlfühlfaktor egal bei welcher Geschwindigkeit und der Geldbeutel wird im 345 PS-starken Sechszylinder-Vollhybrid auch noch geschont.
Mit den Lexus-Armaturen bin ich schon aus dem CT 200h vertraut, viel getan hat sich an der Anordnung nicht, das Lenkrad ist fast dasselbe (wurde um einige Tasten erweitert), nur die Mittelkonsole ist mindestens doppelt so breit wie im Kompakt-Vollhybrid. Deutlich mehr Raum, wie auch die Zahlen beweisen, im Vergleich zum Vorgänger gibt es vorne 30 Millimeter mehr Kopffreiheit trotz flacher Bauweise der Limousine. „Remote Touch“ kommt in der zweiten Generation, zu anfangs etwas ruckelig daher, da sich das Bedienelement nicht mehr völlig frei auf dem Kugelkopf bewegen lässt, sondern nun stark die horizontale sowie vertikale Führungslinie vorgibt. Der Vorteil daran, im Menü wird direkt der logische nächste Punkt angewählt.
Zur Übersicht bei einem 12,3 Zoll großen Display muss ich wohl nichts sagen, oder? Noch etwas größer als iDrive bei BMW und von der Bedienerfreundlichkeit auf einem ähnlichen Niveau wie in den bayrischen Limousinen. Beim ersten „Zappen“ durch die Menüs habe ich auch schon eine Online-Suche entdeckt, diese werde ich mich noch gesondert näher anschauen, genauso wie den vollen Funktionsumfang des Entertainment-Systems. Soviel sei bereits gesagt, der Klang an sich ist wunderbar, mir fehlen ein wenig die Bässe.
Was auch direkt positiv auffällt das butterweich „schaltende“, stufenlose variable Planetengetriebe (mit zweistufiger Untersetzung), dass die Kraft zwischen Verbrenner, Elektromotor und Generator bedarfsgerecht an die Hinterachse verteilt. Egal ob gemütlich in der Stadt oder schnell auf der Bahn, an der Hinterachse kommt immer die benötigte oder auch verfügbare „kostenlose“ Energie aus der Batterie an und treibt die fast zwei Tonnen Limousine ohne wenn und aber nach vorne. Laut Datenblatt geht es bis 250 km/h, leider ist nur der Sprint bis 220 km/h wirklich flott erledigt, danach tut sich der 3,5-Liter Sechszylinder etwas schwierig weitere 30 Striche auf der Uhr zu erreichen.
Gut gebettet wird der Fahrer, sowie auch der Beifahrer in 16-fach elektrisch verstellbaren Sitzen, die sich auch in den Wangen verstellen lassen und somit etwas schmal geschnittenen Bloggern wie Jens Stratmann oder mir guten Halt bieten. Aktiv sind diese leider nicht, aber immerhin umfassen sie gut, wenn sich auch in den Kurven nichts an der Einstellung ändert. Ein kleiner Wehmutstropfen sind die Sitzbezüge selbst, hier hätte ich bei Lexus in der oberen Mittelklasse einen spürbaren Schritt nach oben im Vergleich zur Kompaktklasse erwartet. Leider gibt es nur dasselbe (Halb-)Leder wie auch im CT 200h. Die Konkurrenz à la BMW 5er kann hier den Unterschied von knapp 20.000 Euro (in einer vergleichbaren Ausstattung) deutlich markieren, dafür sind die billigen Plätze wiederum im Lexus um einen Hauch besser, was Seitenhalt und Verarbeitung an den Einstiegen betrifft.
In der verbleibenden Woche gibt es noch viel zu entdecken, insbesondere die Fahrmodi Sport und Sport+ bieten Raum für neue Möglichkeiten, zumindest die Veränderung der Kennfelder von Gaspedal und Motorsteuergerät sind deutlich bemerkbar, inwiefern es sich bei den adaptiven Gasdruckstoßdämpfern verhält werde ich mir wohl noch den Rat von Profi Sebastian Bauer einholen. Soweit macht der GS 450h einen guten Eindruck, besonders die Wendigkeit und gute Umsicht der 4,85 Meter langen Limousine in der Stadt überrascht positiv. Einen Wendekreis von nur 10,8 Metern (dank der Allradlenkung im F-Sport) toppt so schnell auch mancher Mittelklassewagen kaum noch.
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner