Das autonome Fahrzeug kommt. Und teilweise sind sie sogar schon unter uns. Wie etwa die Prototypen des Automobil-Zulieferer Continental. Denn die Testläufe des Technologieunternehmen werden nun ausgeweitet, in Niedersachsen sind die Fahrzeuge auf der Autobahn und in den Städten unterwegs. Völlig autonom mit einem Entwickler als Passagier hinter dem Lenkrad.
Cruising Chauffeur testet Level 3 und Level 4 Autonomie im Realbetrieb
Aktuell erlaubt ist in Deutschland das Autonomie Level 2. Dabei werden die Fahrer vom System unterstützt, etwa beim Abstand, der Geschwindigkeit oder auch dem Halten der Spur. Der Fahrer hat dabei die volle Verantwortung und ihm ist nicht erlaubt die Hände vom Steuer zu nehmen. Die Prototypen in Niedersachsen arbeiten bereits auf Level 4. Bei Level 4 kann der Fahrer theoretisch etwas anderes unternehmen, da der Wagen die Fahrt als solches alleine bewältigt. Das spätere Level 5 umfasst dann nur noch eine Zieleingabe des Fahrers und der Wagen fährt selbsttätig dort hin.
Gesamte Software- und Hardwarelösung aus einer Hand
Die Fahrzeuge in Niedersachsen haben dabei nicht nur aus rechtlichen, sondern eben aus der Entwicklung dienlichen Gründen noch einen Ingenieur an Board. Jener überwacht wie die Systeme im aktuellen Realbetrieb auf den Straßen arbeiten. Dabei liefert Continental die gesamte Hardware an Sensorik, Rechensystemen, Bediensystemen und auch die Software für Fahrzeuge, welche in Japan, China, den USA und Deutschland unterwegs sind.
„Als Technologieunternehmen wollen wir die Akzeptanz des automatisierten Fahrens stärken. Dazu gehört, dass wir auf dem Weg zur Serienreife unsere Systeme ständig auf Herz und Nieren, auf Bit und Byte, auf Linse und Chip genau testen. Das automatisierte Fahren wird den Autofahrern nicht nur einen Zeitgewinn bringen. Es führt zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr und wird Emissionen reduzieren. Daher arbeiten wir an allen Formen des automatisierten und autonomen Fahrens – auf der Autobahn, in der Stadt und beim Parken.“ – Ralph Lauxmann, Leiter Systems & Technology in der Division Chassis & Safety
Vision Zero: keine Unfalltoten mehr
Das oberste Ziel für Continental ist „eine nahtlose, automatisierte Mobilität ohne Unfälle“. Dies zeigt man etwa auch mit dem Robo-Taxi CUbE, welches vollautonom unterwegs ist. Der Serie am nächsten ist Level 3, wobei der Fahrer schon teilweise sich anderen Dingen widmen darf, aber noch im Notfall eingreifen können muss. Level 4 liegt darüber, wobei das System die volle Kontrolle hat und ein Notfall auch ohne Fahrereingriff „geregelt“ werden kann.
Testläufe auch in der Stadt und auf Landstraßen in Niedersachsen
Die nächste Herausforderung ist dabei die Landstraße. Denn hier tritt querender Verkehr auf, genauso wie unterschiedliche Randbegrenzungen sowie schlussendlich auch unterschiedliche Fahrzeuge (Landmaschinen). Etwas komplexer wird es dann noch in der Stadt mit Fußgängern, Radfahrern und teilweise unübersichtlichen Kreuzungen. Niedersachsen eignet sich dabei laut Continental als ideales Testgelände mit einem guten Mix aus eben genau diesen Teilabschnitten.
„Zu unseren Tests gehört immer die Zusammenarbeit von verschiedenen Bausteinen: Umfelderfassung, System-Architektur, Vernetzung, der Mensch-Maschine-Dialog, Aktuatoren, Fahrfunktion und das Verhalten im Fehlerfall. Alles muss aufeinander abgestimmt werden – unter allen erdenklichen Außenbedingungen. Das schafft schließlich Akzeptanz für die neue Technik.“ – Oliver Fochler, Testingenieur bei Continental.
Cruising Chauffeur erstellt Umfeldmodell aus allen Sensoren
Der sogenannte „Cruising Chauffeur“ sieht dabei durch seine Sensorik aus Kamera, Radar und Lidar-Sensoren weitaus mehr als das menschliche Auge. In der Software werden die einzelnen Bilder dann als „Umfeldmodell“ zusammengeführt, wodurch die Markierungen auch bei starkem Regen oder starker Blendung durch ein anderes Fahrzeug wahrgenommen werden können.
Fotos: Continental