Der CLS hat mir nie so richtig gefallen wollen, bis zu dem Moment als Mercedes-Benz der Limousine einen Kofferraum geschenkt hat. Der Shooting Brake hat meine Ansicht auf diese Fahrzeugklasse um circa 180 Grad gedreht, denn ja, ich brauche so ein Auto! Das Design läutet mit Sicherheit eine neue Ära ein und beendet damit das biedere Image eines Kombis, auch wenn er eigentlich gar keiner ist.
Die bullige Front, die aufgesetzte Motorhaube, leicht spitz zulaufend zum Stern hin, ein Kunstwerk in sich. Die an der A-Säule ansteigende Linie, fällt bis hin zu den LED-Rückleuchten wieder ab, eine geschwungene Linie, die ihres Gleichen sucht. Von den vorderen Radläufen zieht sich eine ausgeprägte Linie am Schweller entlang über die hinteren Radläufe und geht dann in die Rückleuchten über, darüber entspringt aus den Frontscheinwerfern eine Konturlinie, die leicht abfällt und sich in den hinteren Türen verläuft. Dynamik schon im Stand. Dann wäre da noch, dass wie amerikanischen Kollegen gerne ausdrücken „Dat Ass“, auch das Heck lässt sich wunderschön im Sonnenuntergang betrachten. Die Voll-LED-Rückleuchten schließen die fortlaufende Form der Seitenlinie ab und zentrieren den Blick auf den Kofferraumdeckel, der den Blick in das Herz des Shooting Brake frei gibt, den riesigen Kofferraum, der für ein wenig Extrageld auch mit einem edlem amerikanischen Kirschbaum ausgelegt werden kann – einer Yacht nachempfunden. Das Heck ist übrigens auch die einzige Stelle, an dem sich ohne Typenschild die einzelnen Versionen anhand der Endrohre auseinander halten lassen. Gleichmäßig oval, ein Diesel, etwas flacher, rechteckig, ein Diesel, und sind es zwei pro Seite, also vier insgesamt, dann besser den Fahrer nicht ärgern, denn der befehligt den 525 PS starken CLS 63 AMG.
Der in „designo kaschmirweiß magno“ angestrichene CLS Shooting Brake 350 BlueEFFICENCY zeigt diese Linien durch die mattweiße Lackierung noch deutlicher als alle anderen. Förmlich im Design verschwindet auch der Tankdeckel, der nicht irgendwo mittig angebracht ist und damit die Linienführung komplett durcheinander bringen würde, nein direkt unterhalb der dritten Seitenscheibe, sodass er keine Linie unterbricht. Im Innenraum habe ich zwischen den ganzen Knöpfen und luxuriösen Extras auch schon meinen Lieblingsknopf gefunden, die in drei Stufen einstellbare Sitzlüftung. Bei 28° Celsius bei strahlendem Sonnenschein wird der Rücken von zarten Luftströmen schön geschmeidig gehalten. Die Kommandozentrale strahlt hell in „Exklusive mandelbeige“ Leder und Pappelhölzern in „hellbraun seidenmatt“.
Gleich am ersten Fotopoint stoppt Roman mit seinem mattgrauen CLS 350 (Edition 1), der nicht nur durch die Lackierung „designo alanitgrau magno“ auffällt, sondern auch im Innenraum vom Schriftzug Edition geziert wird. Nach ein paar Bildern mit den Brüdern geht es mit den zwei V6 Benzinern auf die Piste, durch die verwinkelten Gassen von Florenz, wo so gut wie jeder Blick an den zwei 306 PS starken Shooting Brakes hängen bleibt. Es kommt, was folgen muss, eine kurvenreiche Landstraße, Roman schießt voraus, checkt die Lage, ich hinterher. Die zwei Sechszylinder durchziehen im Kanon die Weinberge von Florenz, erst rauf, dann wieder runter, immer schön auf Drehzahl, das zweiflutige Orchester im Heck unterhält mich besser als meine eigene MP3-Sammlung. Das Drei-Speichen-Lenkrad folgt exakt meinen Befehlen, genauso das Gaspedal; gut das Roman vor mir aufräumt. Die 7G-Tronic Plus knallt die Gänge rein, der Tacho rast gerne mal jenseits der 100er Marke, Haarnadel, anbremsen, wieder zwei Gänge runter, sauber einlenken und wieder voll drauf. Für fast fünf Meter in der Länge und gute zwei Meter in der Breite, lässt sich der Shooting Brake äußert agil in den engen und kurvigen Straßen zwischen den Weinbergen bewegen.
Ein wenig vermisse ich das hohe Drehmoment des Diesels aus engen Kurven heraus, aber dazu braucht es nur eine kleine Umstellung der Fahrweise. Den Motor auf Drehzahl halten, die 255er Pneus melden sich hin und wieder auch mal und bitten um eine langsamere Gangart in den Kurven, keine Chance, da müsst ihr nun durch, wir sind doch gleich da. Viel zu schnell ging die Abschlussfahrt zu Ende, doch ein gutes hatte es, ich konnte den Sechszylinder schon in einer anderen Form testen, kommt er doch in einer auch sehr schönen Form bald hier vorbei.
Um die Leistung in Relation zu setzen, wäre ich dieselbe Strecke gerne noch mit dem Diesel gefahren, doch es stand so langsam wieder die Heimreise an und damit auch das Ende eines wunderschönen Wochenendes mit netten Menschen, schnellen sowie schönen Autos vor einer eindrucksvollen Kulisse in der Hauptstadt der Toskana.
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner
CLS 350 BlueEFFICENCY Shooting Brake
V6 Benziner 3.498 cm³ (Euro 5)
306 PS bei 6.500 U/min
370 Nm bei 3.500 – 5.250 U/min
6,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 250 km/h (elektr. Abgeriegelt)
Kombinierter Verbrauch 7,3 l/100km
Testverbrauch – nicht gemessen –
Grundpreis 66.818,50 Euro
Was meine geschätzten Blogger-Kollegen zu den Benziner Modell sagen:
Angefahren: Mercedes-Benz CLS Shooting Brake
Fahrbericht: Mercedes-Benz CLS Shooting Brake – der Shooting Star?!
Praktische Avantgarde: Mercedes-Benz CLS Shooting Brake Fahrbericht
Car Photography – Mercedes-Benz CLS Shooting Brake – Florence, Italy
Speeddating mit der Toskana im Shooting Brake – Roadtrip per Instagram
5 Gedanken zu „In den italienischen Weinbergen erfahren: Mercedes-Benz CLS 350 Shooting Brake“
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