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Fiat 500 1.2 Lounge im Fahrbericht

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Die wohl kultigste Knutschkugel vor dem Herrn hat in 2015 nach acht Jahren ein Facelift bekommen. Der Fiat 500 geht in seine zweite Neuauflage, allerdings erkennt man diese nur auf den zweiten Blick. Bei gleichen Abmessungen bleibt auch der Charme des kleinen Italiener bestehen, der vorwiegend die Frauenherzen höherschlagen lässt. Fahrbericht mit dem 1,2-Liter-Vierzylinder, der die bessere Motorisierung gegenüber den TwinAir Zweizylindern darstellt.

Fiat 500: Kleinwagen mit viel Charakter

Der Cinquecento bleibt typisch seinem Charakter. Auch in Version 2.0 der Neuzeit ziert die Front eine kleine Chromspange, die schon am Ur-Cinquecento prangte. Die Frontscheinwerfer haben ein kleines Update bekommen und sind nur ovaler geformt, darunter umgarnt die Nebelscheinwerfer ein kleiner Zierkreis – das Tagfahrlicht. Am Heck ist die Überarbeitung deutlicher, hier fehlt im Rücklicht das Innenleben. So strahlt am neuen Fiat 500 nur noch ein rechteckiger Bogen, der Mittelteil ist komplett ausgespart und gibt den Blick auf die Karosse frei.

Von außen bleibt die Kugel unverändert und vermittelt weiter den Eindruck, wenn man zu fest auf die Bremse tritt, macht der Fiat 500 einfach einen Purzelbaum nach vorne. Innen stellt sich ähnliches ein, die extrem männliche Lackierung in mint-grün findet sich auch innen am Armaturenbrett wieder. Wer braucht bei einer solch hoch platzierten Sitzgarnitur überhaupt noch einen Crossover? Viel zu hoch ist der Sitz platziert, sodass das Panoramadach zwingen notwendig ist, ansonsten fühlt man sich eingequetscht, wie in einer Sardinenbüchse. Die zwei Rücksitze sind entgegen aller Erwartung ausreichend dimensioniert. Auch an den Knien reicht der Platz aus, um mit vier normal gewachsenen Erwachsenen (1,80 bis 1,90m) auf Reisen zu gehen.

Probleme im Cockpit

Um gleich beim Cockpit zu bleiben, welches zwei Probleme aufweist. Der Blinkerhebel ist eine italienische Diva, die nicht immer macht, was du ihr aufträgst. Theoretisch kann der Fiat 500 über einen kurzen Tipp drei Mal aufblinken. Doch in der Praxis funktioniert dies nur bei jedem dritten oder vierten Versuch. Der Weg für ein „kurzes Antippen“ ist viel zu lang, so bleibt der Blinker meist aus. Keine Lappalie, sondern ein Sicherheitsrisiko, welches sich nur durch richtiges Blinken lösen lässt. Dabei muss der Hebel aus westlicher Richtung stark und weit gen Norden gedrückt werden.

Beim Thema Lichtempfindlichkeit ist jeder anders gepolt. Während der Nacht einen Tacho vor sich zu haben, der selbst auf der niedrigsten Helligkeitsstufe noch immer so hell ist, dass es ermüdend ist, zeugt von stark eingeschränkter Nutzbarkeit. Und sollte man doch einmal einschlafen, weckt einen spätestens die Anzeige für „mögliche Glätte“ wieder, die das Display voll aufdreht und die Pupillen vor eine Härteprüfung stellt. Wer denkt sich so einen Schwachsinn überhaupt aus?

Oder hängt es damit zusammen, dass der Fiat 500 zu 95% in der Stadt und das tagsüber bewegt wird? Was sagt die meist weibliche Kundschaft eigentlich zum fehlenden Schminkspiegel auf der Fahrerseite? Und jener auf der Beifahrerseite wird auch die Shopping-Begleitung nicht zufrieden stellen, da dieser aus einem Spiegelkabinett vom Jahrmarkt entwendet wurde.

Der Vierzylinder-Motor: gute Wahl im Fiat 500

Vollständig positiv verabschiedet sich der 1,2-Liter Vierzylinder. Zwar leistet er mit (nur) 69 PS deutlich weniger als die TwinAir Motoren, verbraucht dabei aber auch nur, was er selbst angibt. Die Zeit auf 100 km/h kann getrost vergessen werden, denn bis du dort angekommen bist, weißt du schon nicht mehr, warum du gerade Gas gegeben hast. Der typische Dragstrip eines Fiat 500 ist ohnehin auf 50 km/h begrenzt und nur wenige Meter lang. Total ruhig und entspannt treibt der kleine Vierzylinder (Saugmotor) den Cinquecento mit italienischer Gelassenheit an. Gelassenheit, die ansteckt, rasen will damit niemand. Für die Stadt ideal, auch nicht schlecht für Autofahrer mit konstantem Bluthochdruck. Der Fiat 500 entschlackt die Seele, denn man merkt schnell, dass hiermit kein Blumentopf auf der Autobahn zu gewinnen ist. Und genau das ist sein Vorteil.

Vergleichbare Fahrzeuge: Opel Karl (Fahrbericht) oder auch Citroen DS3 (Fahrbericht).

Fiat 500 1.2 Lounge

Reihenvierzylinder (quer) 1.242 cm³
69 PS bei 5.550 U/min
102 Nm bei 3.000 U/min
12,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 160 km/h
Kombinierter Verbrauch 4,7 l/100km (CO2: 110 g/km)
Testverbrauch 5,1 l/100km
Modellgrundpreis 12.250,00 Euro
Testwagenpreis 16.700,00 Euro

Text/Fotos: Fabian Meßner

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