Fahrt im ABT RS6: Go Straight or Go Home

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Der Audi RS6 in der aktuellen Generation ist ein wenig verwaschen, vielleicht auch ein bisschen ein Warmduscher verglichen mit den Varianten davor. In einem kleinen Ort im Allgäu allerding, weiß man, an welcher Stellschraube gedreht werden muss, um aus dem 4,0-Liter V8 Biturbo gewaltige 700 PS zu zaubern sind. Drehmoment ohne Ende auf alle vier Walzen in der endlosen Dimension von 22 Zoll, da kann es doch eigentlich nur noch geradeaus gehen!

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Vom grauen Mäuschen kann man bei diesem Power-Kombi nicht mehr sprechen. Auch wenn die matt-graue Lackierung natürlich den Anschein erwecken will, es sei nichts besonders, was da vor einem steht. Oder eben die Floskel, dass es eine „Trendfarbe“ ist. Der Trend, der sich inzwischen schon weiterbewegt hat, während Hersteller nun auf matte Lackierung gehen, die immense Aufpreise verlangen, wobei die Welt der Folierer sich bereits weitergedreht hat. Walzen, wirkliche Walzen verglichen mit einer Planierraupe haben sie dem RS6 aufgezogen. Die Äbte, sie wollen nicht nur Leistung, sie wollen auch Individualisierung. Bereits die 21 Zöller von Audi werfen Fragen auf, denn mehr als schnell damit geradeaus fahren geht dann auch nicht mehr. Deswegen gibt es dann wohl die 10×22 Zoll Felge ER-C, die mit einer rundum Bereifung von 295/25 ZR22 einfach nur noch verdammt riesig ist.

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Im Radhaus versteckt sich durch die kürzeren Fahrwerksfedern keine Luft mehr, nur noch Gummi und Felge. Und vom Gummi mit einem 25er Querschnitt auch nicht mehr wirklich viel. Dementsprechend hart ist wahrgewordene „Pampersbomber“ dann auch. Auf Wunsch gibt es neben der kleinen Leistungssteigerung von 140 PS auf eben 700 PS, sowie 880 Nm Drehmoment auch noch eine frische Abgasanlage. Beim Roadtrip war noch die Originale verbaut und alter Falter, leck mich am Arsch, in jedem Tunnel den wir durchquerten bröckelt der Putz noch heute ab. Es klingt wie eine Urgewalt aus einem V8 Triebwerk, die beim Gasstoß losbricht. Definitiv besser als in der zahmen Serienversion. Was wohl erst die Edelstahl-Schalldämpfer und der Vorschalldämpfer von ABT anrichten. Herrliches Gedankenspiel.

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Die Werte, die nicht vergessen werden dürfen: 3,4 Sekunden (inoffiziell sogar noch etwas weniger) vergehen nur bis 100 km/h. Die frischen Gesichtszüge aller fünf Passagiere sind dabei im Kaufpreis enthalten. Zurück zu den mächtigen Radhaus-Ausfüllern: es mag sein, dass die 9,5×20 Variante noch etwas sportlicher unterwegs sein könnte, doch mit 22 Zoll geht nicht nur Show&Shine vor den Kumpels an der Tankstelle. Nein auch der Großglockner lässt sich damit erklimmen, ziemlich zügig. Schlaglöchern sollte man in jedem Fall ausweichen und wenn überhaupt, dann nur schieben, sollte doch eines vor einem aufkommen. Mit Fahrkomfort hat das nichts mehr zu tun. Tief, breit und bretthart fährt sich der zwei Tonnen Kombi.

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Für das, was er gebaut ist, macht ihm wohl kaum einer etwas vor. Die deutsche Autobahn ist sein Revier, eben ohne die angesprochenen Schlaglöcher. Dort beherrscht er die linke Spur bis 320 km/h und der Weg dorthin ist kräftezerrend. Nicht für das Auto, nein für die Insassen, denn 880 Newtonmeter verlangen nach Körperspannung und Kondition. Wenn der rechte Fuß das Gaspedal kitzelt fühlt es sich an, als ob plötzlich die Hölle losbricht.

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Eine eindeutige Verbesserung gegenüber dem Serien-RS6, die der weltgrößte Audi-Veredler anbietet. Wer nach den 110.000 bis 150.000 Euro RS6 Grundpreis noch Geld übrig hat, der sollte unbedingt den Weg nach Kempten einlegen, dort gibt es nicht nur „mehr“, sondern auch wieder Brutalität, wie es ein RS6 verdient.

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Text: Fabian Meßner

Fotos: ABT sportsline

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