Vor nun über fünf Jahren habe ich meine Führerscheinprüfung abgelegt. Die Überlegung neben dem Autoführerschein der Klasse B auch direkt den Lappen für Zweiräder zu machen ließ mich nicht los. Daher folgte nach knapp zwei Monaten auch die Fahrerlaubnis für die heißen Öfen auf zwei Rädern. Schon fast in Vergessenheit geraten, habe ich die Freiheit und Liebe „den Hahn aufzudrehen“ wiederentdeckt. Gut, dass Honda nicht nur Autos baut.
Meine Erfahrung auf dem Zweirad hält sich ehrlicherweise in Grenzen, nach der bestandenen Prüfung stand das eigene Moped immer auf dem Einkaufszettel, doch schlussendlich kam immer irgendetwas dazwischen. Weshalb ich mich hin und wieder mit Mietmotorädern über Wasser gehalten habe. Obwohl in den ersten zwei Jahren nach der Führerscheinprüfung begrenzt auf 34 PS, gab es nie einen als auf dem Bock zu sitzen, den Hahn aufzudrehen und frei zu sein – auch wenn mehr Leistung auch mehr Spaß bedeutet. Jedes Mal kam mir der Gedanke, dass es die richtige Wahl war, dass Geld so anzulegen und nicht etwa in Nonsens wie immense Felgen für mein erstes Auto.
Dann kam lange nichts mehr, bis der Kauf einer Maschine wieder eine Option wurde. Die erste offene Probefahrt mit 78 PS aus zwei Zylindern direkt unter dem Hintern. Abgesehen davon, dass es mit der Größe nicht ganz passte war er wieder da, der „Verdammt-nochmal-muss-ich-haben“-Moment. Ich war wieder angefixt. Das eigene Motorrad war wieder ein Thema. Der Schicksalsschlag „grüne Umweltplakette“ machte wieder gekonnt einen Strich durch die Rechnung. Und nun sind wir in der Gegenwart. In einer Zeit, in der ich als Blogger mit Herstellern zu tun habe, die nicht nur Autos bauen, sondern sich auch auf andere Fortbewegungsmittel verstehen. Es ist schon fast peinlich, dass mir der Gedanke nicht schon früher gekommen ist, doch erst im Frühjahr 2013 hatte ich Honda die clevere Frage gestellt: „Ihr baut doch auch Motorräder, richtig?“.
Und siehe da ich hatte richtig geraten, die bauen dort auch Motorräder. Die Frage stand nun im Raum, was genau will ich mir eigentlich vornehmen oder was „überlebe“ ich ohne mich direkt umzubringen. Meine persönliche Wahl würde im Fall von Honda mit Sicherheit auf die Hornet treffen, alleine schon weil der Name Programm ist. Knapp 100 PS unter dem Tank, die mich für den Anfang wohl direkt in den nächsten Straßengraben befördert hätten. Also eher etwas bodenständigeres. Die Wahl fiel damit auf die Honda CB500F, die mit 48 PS eine besondere Attraktivität für Inhaber der Führerscheinklasse 3 bietet. Eben die praktische Prüfung auf dem Zweirad abgelegt und schon dürfen, wenn der Führerschein vor Frühjahr 1962 erworben wurde, ganz einfach und simpel bis zu 48 PS motorisierte Krafträder bewegt werden.
Nach einer übertrieben langen Einleitung endlich zum Motorrad selbst. Leider musste ich mir nach den ersten Tagen direkt eingestehen: verdammt hättest du dir mal lieber etwas mit mehr Bums geben lassen. Ich hätte nach einer so langen Fahrpause nicht gedacht, dass ich mich so schnell an 48 PS satt sehen würde. Zum Beginn eher zögerlich und herantastend an die Leistung der kleinen, konnte ich schon kurz danach nicht davon ablassen jeden Gang bis über 9.000 Umdrehungen auszudrehen. Ehrlichgesagt benötigt es das auch, um sich nicht zu schnell zu langweilen. Prinzipiell für Einsteiger oder Wiedereinsteiger konzipiert, macht die CB500F einen guten Job. Einem Hitzkopf wie mir wird das aber schnell zu wenig, dazu strengt es an so extrem viel zu schalten. Anders ausgedrückt: es muss geschaltet werden, eben schnell überholen und einfach den eingelegten Gang weiternutzen funktioniert nicht wirklich. Unterhalb von 6.000 Touren passiert nicht viel und ein schnelles Überholmanöver ist so fast unmöglich. Das definiert das Bike von Haus aus schon mehr zum Cruiser, als zur Rennmaschine. Interessanterweise ist der Schwerpunkt, der leicht nach rechts versetzt ist, mit Sozius unerheblicher als ohne. Das leichte Zucken am Hinterrad im Drehzahlbereich von knapp drei bis viertausend Umdrehungen (in Kurven) fällt nicht völlig heraus, ist aber deutlich angenehmer zu zweit zu fahren als ohne Beifahrer.
Im zweiten Gang einfach mal den Hahn aufdrehen, Idiotensicher aus dem Kreisverkehr herausbeschleunigen und die Gänge ausdrehen. Kein rucken, kein murren, kein zucken. Weder vorne, noch hinten bockt die Kleine, die ProLink-Hinterradaufhängung tut ihr Übriges dazu, ebenso wie das serienmäßige ABS. Nur schade, dass bereits bei 8.500 Touren schon der nächste Gang fällig ist. Mittels der kurzen Übersetzung geht dann auch nicht viel, 159 km/h und es ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Auf langer Autobahnfahrt fällt auf, dass nur neues Pflaster der Honda wirklich liegt, oberhalb von 140 km/h ist alles, was auch nur die kleinste Rille hat für Unruhe im gesamten Bike verantwortlich.
Dem Vorbild CB1000R nachempfunden sieht die Honda CB500F deutlich schneller aus, als sie in Wirklichkeit ist. In anderer Betrachtungsweise ist sie mit 79 cm Sitzhöhe auch mehr für die breite Masse konzipiert, kann mit Reisekomfort punkten und bringt auch zwei Personen sicher und einigermaßen flott von A nach B. Es fehlt ein wenig der „Bums“, der auch die Wiedereinsteiger bei Laune halten könnte, schlussendlich bleibt die kleine Honda ein Bike für Einsteiger, die verbrauchsarm (im Schnitt drei bis vier Liter auf 100 Kilometer) und sicher unterwegs sein wollen. Eine Maschine, die auch kleine Schnitzer verzeiht, bei welcher der Motorradfahrer nicht immer zu 200% konzentriert sein muss.
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner
Super Fazit! Mache grad auf der Maschine Fahrschule und muss sagen man kommt super klar, sie verzeiht einem doch sehr viele Fehler ;)
Das mit dem nicht vorhandenen „Bums“ kann ich leider nicht wirklich unterschreiben, da in der Fahrschule sowieso alles über 6000 Touren als Straftat zählt(zumindestens hab ich das Gefühl :))
Der fehlende Bums bezieht sich in dem Fall ja auch auf den Sozius. Wird eben mit der Zeit schnell langweilig, dann habe ich mich nach etwas mehr gesehnt :)