Der Motor sollte immer in Relation zur Größe bzw. zum Gewicht des Autos gewählt werden. Einen D3 mit 136 PS in einen über 1,8 Tonnen schweren Volvo V70 zu packen wirkt da schon sehr Unverhältnismäßig. Doch weit gefehlt! Im Gegensatz zu vielen „Ich-möchte-gerne-Mercedes-fahren“-Käufern, bei denen es nach dem Stern an sich nur noch für einen Mini-Benziner reicht und die selbst in der Stadt prinzipiell mehr im Weg stehen, ist der vermeintlich kleine Diesel schon fast die perfekte Kombination in Sachen Effizienz und Kosten/Nutzen-Rechnung.
In der Anschaffung sind es gegenüber dem deutlich größeren D4/D5 eine Ersparnis von 2.750 bzw. 6.790 Euro (Grundausstattung Kinetic), die zu Buche steht. Da reicht es dann ohne weiteres einfach eine teurere Ausstattung oder einen Satz Winterkompletträder zu wählen. Der Motor an sich ist sehr kultiviert. Vielleicht ist er etwas zu deutlich im Innenraum zu hören, aber noch nicht so, dass es als störend empfunden wird. Ferner ist er keinesfalls bemüht, das hohe Leergewicht in Bewegung zu bekommen. Wohl auch, da ein saftiges Drehmoment von 350 Newtonmeter bereits ab 1.500 U/min ansteht.
Die Fahrt ist sehr komfortabel, was zum einen mit den angenehmen, gut ausgeformten Sitzen zusammenhängt, zum anderen mit dem auf Komfort ausgelegten Fahrwerk, das in Zusammenarbeit mit den 18 Zoll Felgen einen guten Federungskomfort bietet. Selbst auf Sylts teilweise hoffnungslos verlorenen Straßen, bei denen überhaupt nichts mehr zu retten ist, werden die Insassen nicht allzu sehr wie ein Dry Martini durchgeschüttelt. Das Platzangebot ist enorm riesig – mehr als mancher Lifestyle-Kombi sich überhaupt je wünschen könnte zu laden. 575 Liter und 513 Kilogramm Zuladung sind das in nackten Zahlen, die obendrauf aber auch nutzbar sind. Die Werte an sich sind nichts schlagartig Neues, dafür ist durch den quadratisch geschnittenen Kofferraum auch sinnvolles Beladen überhaupt möglich, ohne ein Ingenieursstudium abgeschlossen zu haben.
Die auf Knopfdruck öffnende Heckklappe schwingt weit, bzw. sehr weit, nach oben auf, damit sich niemand den Kopf stoßen muss und eben auch sperriges Gepäck ohne weiteres dank niedriger Ladekante problemlos eingeladen werden kann. Geschlossen werden muss dann aber wieder über den Knopf in der Heckklappe. Auf Knopfdruck an der Fernbedienung schließt sich die Klappe leider nicht mehr. Er ist und bleibt eben der Klassiker unter den Volvos, der Schwede für den Härtefall. Wenn der Lifestyle-Kombi der Premium-Konkurrenz, die von „form follows function“ noch nie etwas gehört hat, an seine Grenzen kommt, dann springt der Volvo ein und gibt den Lademeister. Neu im Sinne der Aufwertung sind Chromleisten, sowie kleinere Details in Chrom, die sich überall an der Karosserie wieder finden und die damit, obgleich sie nur dezent überarbeitet wurde, deutlich frischer wirkt als vor dem Facelift.
Voll gepackt mit Sicherheitsfeatures, die nun auch Fahrradfahrer erkennen können, bringen auch auf Sylts Straßen laufende Schafe keine Schweißtropfen mehr auf die Stirn. Auch nach dem Facelift müssen die Schweden sich keine Gedanken um sinkende Absatzzahlen im Beriech der oberen Mittelklasse machen. Ob sich viele Kunden schlussendlich statt für einen Audi A6 Avant, einen BMW 5er Touring oder eine Mercedes-Benz E-Klasse T-Modell für den Volvo entscheiden? Dass bereits gehäuft Kaufinteressenten einen Volvo-Händler aufsuchen und dort die Statistik der von BMW und Mercedes abwandernden Kunden „verbessern“, zeigt sich bereits an den aktuellen Verkaufszahlen. Volvo ist sorgenfrei und blickt der Zukunft gelassen entgegen.
Volvo V70 D3 Summum
Turbo-Reihenfünfzylinder (quer) 1.984 cm³
136 PS bei 3.500 U/min
350 Nm bei 1.500 – 2.250 U/min
10,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 200 km/h
Kombinierter Verbrauch 4,5 l/100km
Testverbrauch 6,1 l/100km
Modellgrundpreis 36.500,00 Euro (Kinetic)
Testwagenpreis 70.250,00 Euro
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner
3 Gedanken zu „Schwedisch praktisch gut: Volvo V70 D3 Facelift erfahren“
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