Es war der Sommer 2014, da gab Audi einen kleinen Einblick in die Entwicklung des „EAV“. Der elektrische Verdichter war damals an einen V6-TDI im „Audi RS5 TDI“ angeschlossen. Ein paar Jahre später findet sich dieses 48-Volt-System im Audi SQ7 wieder und sorgt in dessen V8-Biturbo-Diesel für mächtig Bums ab verschwindend geringen Drehzahlen. Ein 2,3 Tonnen schweres SUV muss keinesfalls träge sein, es gibt Abhilfe in Form eines kräftigen Motors.
In dieser Form setzt der Konzern diesen Antrieb allerdings nur in zwei Modellen ein, aber neben dem Panamera wird auch der Bentayga folgen. Aber wie wäre es mit einem A6 Avant oder noch besser einem A4 Avant, der aufgrund seines geringeren Gewichts absolut jeden Handelsvertreter unendlich glücklich machen würde.
Der Dampfhammer mit 900 Nm Drehmoment
Aber genug geträumt, hin zu dem, was wir bereits bekommen haben. Über zwei Tonnen Trockengewicht auf 20 Zoll Rädern mit Luftfederung, sodass im Dynamic Mode nur noch minimal bis kein Platz im Radhaus bleibt. 435 Pferde, also 320 kW, zählt der V8 Biturbo zwischen 3.750 und 5.000 Touren. Dabei kommt im Audi SQ7 nicht nur der elektrische Verdichter zum Einsatz, sondern auch eine Registeraufladung. Im unteren Drehzahlbereich reicht dem 4.0 TDI ein Lader aus. Erst oberhalb von 2.200 U/min wird über das zweite Auslassventil auch der größere Lader angestrahlt. Der Durchzug der Maschine ist phänomenal und bis knapp 210 km/h zieht er wie am Schnürchen. Erst dann und wohl auch wegen den Ausmaßen wird es etwas zäh, aber keinesfalls langweilig.
Eigentlich darf ein solcher Koloss keinesfalls so schnell fahren, denn der Komfort überwiegt, sodass man als Insasse die Geschwindigkeit schnell vergisst. Erst mal eben der Kickdown rüttelt wieder wach. Wenn die 8-Gang-Automatik zackig einige Gänge überspringt, sodass das maximale Drehmoment von 900 Nm anliegt und der Hammer marschiert. Gerade im unteren Drehzahlbereich – ab 1.000 Touren gibt’s volle 900 Nm ab dem zweiten Gang – drückt sich der Audi SQ7 gar vom Asphalt ab. Wie ein 100-Meter-Sprinter drückt das SUV die Gummis in den Asphalt und sprintet der Konkurrenz davon.
Fahrdynamisch kaum noch ein SUV
Dank der Wankstabilisierung, welche auch über das 48-Volt-System arbeitet, wird der verhältnismäßig hohe Schwerpunkt gemindert und die Physik ausgetrickst. Audi’s Dickster fährt sich keinesfalls so. Im Cockpit fühlt es sich – abgesehen von der hohen Sitzposition – eher wie in einem stark motorisierten A6 an. Warum auch immer man die Ingenieure zwingt ein „hohes Teil“ so zu optimieren, dass es sich wie ein Kombi fährt. Die in Ingolstadt haben das auf jeden Fall erfolgreich umgesetzt.
4.0 TDI plus kleinere Karosse? Man wird doch noch träumen dürfen
Am Ende bleibt nur ein Problem. Nicht etwa der Startpreis von 91.000 Euro, sondern der Endpreis unseres Testobjekts von fast 140.000 Euro. Ziemlich viel für ein SUV, welches nur bedingt in typische städtische Parklücken passt. Volle Zustimmung für den Motor, aber gerne auch in einer kleineren Karosserie.
Video-Fahrbericht Audi SQ7 4.0 TDI
Text/Fotos: Fabian Meßner