Es sollte primär um Qualität und deren Sicherung gehen. Porsche in Leipzig, der Standort, der seit August 2002 den Cayenne zusammenbaut. Der Standort, der voll für den Macan seit seiner Einführung Ende 2013 zuständig ist. Der Standort, der fortan den neuen Panamera in mehreren Karosserieformen bauen wird und dafür in den vergangenen zwei Jahren ordentlich aufgerüstet hat.
Und nicht nur bauen wird, sondern schon baut. Bereits für Mai 2016 ist der Produktionsbeginn des neuen Panamera angesetzt, obwohl die Premiere erst Ende Juni sein wird. Dabei spielt der Heimatmarkt kaum eine Rolle mehr, denn über 70% der Produktion aus Leipzig gehen direkt Richtung Bremerhaven auf See. Egal ob China oder Nordamerika, nur gut ein Drittel von Cayenne, Macan und Panamera bleibt aktuell überhaupt in Europa. Vielleicht ändert sich dies mit dem einst so starken Kombi-Markt in Deutschland eventuell mit dem neuen Porsche Panamera.
Großauftrag MSB: der neue Panamera erst der Anfang?
Der Bau für den MSB-basierten Panamera misst 70.000 Quadratmeter, der für den Macan nur etwa die Hälfte. Da ist die leichte Andeutung von Dr. Andreas Schmidt, Leiter Qualitätsmanagement Leipzig, von „und was da noch alles kommen mag“ durchaus ernst zunehmen. Immerhin wird in Weissach schon fleißig an der Zukunft entwickelt. Auch in Sachen Qualität bewegt sich mit der „Mission 2025“ etwas. Da heißt es „Qualität neu denken“. Stand heute stellen nur übertroffene Erwartungen die Marke Porsche zufrieden.
Dabei ist es von Frank Moser, Leiter Qualität Porsche AG, ausgehend gar nicht so einfach dies zu erfüllen, denn jeder Porsche muss neben einer Alltagstauglichkeit auch auf der Rennstrecke bestehen. Zweifelsohne sind bisher nur wenige Macan oder Cayenne auch nur nahe einer Rennstrecke gesichtet worden, doch im Entwicklungsprozess ist dies eine Hürde, welche auch die SUV nehmen müssen.
In diesem Prozess müssen die Prototypen bzw. deren seriennahen Ableger durch das erst am 02. Mai fertig gestellte Qualitätszentrum. Geschulte Augen und scharfe Laser vermessen die Modelle an vorgegeben Punkten und vergleichen diese mit dem CAD-Modell. Abweichungen werden nur bis 0,3 mm toleriert – erlaubt wären 0,5 mm. Eine Fläche von 6.000 Quadratmeter misst das kürzlich fertiggestellte Gebäude, indem auch der Vorstand oft gesehen wird, um die aktuellen Produkte in der Entwicklungsphase abzunehmen. Dabei ist in puncto Qualität der Mensch (noch) nicht verzichtbar. Produktionsfehler sind von aktuellen Scannern nur bis 0,05 mm auflösbar, das menschliche Auge schafft noch fünf Mal mehr.
In der Entwicklung wird jedes neue Bauteil, ob nun vom Zulieferer oder intern hergestellt, für 30 Minuten intensiv auf Schäden geprüft. Händisch! Im späteren Serienbau bleibt einem Mitarbeiter hierfür nur noch vier Minuten Zeit für die gesamte Karosserie. Bei der Tagesproduktion von 670 Stück geht man allerdings auch von einer minimalen bis nichtigen Fehlerquote aus. Denn bereits nach jedem Arbeitsschritt wird die Qualität geprüft. Die Großserie prüft lediglich „mal eben“ am Ende des Produktionsbandes. Porsche prüft nach jedem größeren Arbeitsschritt. Also etwa nach der Lackiererei oder der Zusammensetzung der Rohkarosse. Das klingt nach mehr Aufwand, hält laut Porsche allerdings die Folgekosten im Keller. Denn ein Fehler ist leichter kurz nach der Entstehung zu beheben, als etwa am fertigen Produkt.
Der Panamera in Leipzig in mehreren Karosserieformen
Zurück zum Panamera, der nicht in seiner vollen Pracht, aber dafür so nackt wie nie zu sehen war. Von außen mag er sich vom aktuellen Modell nicht groß unterscheiden, dafür hat die Rohkarosse ein paar Neuerungen parat. Aluminium- und Stahlbauteile werden verklebt, sowie anschließend mit mehreren Fließloch-Schrauben verbunden. Dabei presst ein Roboter mit 1.000 Newton (100 kg) eine Schraube (vergleichbar mit einer Holz-Schraube) durch die Materialen. Das Ganze wird mit bis zu 8.000 U/min eingedreht, kurz vor Ende gestoppt, wodurch sich die Materialen unlösbar miteinander verbinden. Eine Art geschraubte Schweißnaht ohne den Effekt der Kontaktkorrosion.
Zwischen Alu und Stahl steckt zudem für den neuen Panamera insgesamt 205 Meter Kleber. Das Endprodukt wird erneut vermessen und das anhand von circa 1.000 Punkten. Auch innerhalb der Produktion wird zwischen den Arbeitsgängen vermessen, allerdings nur etwa 10% davon, was im Prototypenbau vermessen wird. Die Qualität muss stimmen. So ist zwar die Produktion für den neuen Panamera schon für Mai 2016 angesetzt und doch werden in den unscheinbaren Hallen noch die Prototypen auf die gewünschte Perfektion hin untersucht. Auch der Messeauftritt wird schon geübt, es dauert also nicht mehr lange, bis wir etwas vom neuen Panamera sehen werden. Der selbstredend nur dann vom Band läuft, wenn er als emotionales Produkt die Erwartungen, die wir an das viertürige Coupé haben, übertrifft.
Fotos: Porsche, Standort Leipzig