Fahrbericht Infiniti Q50 S Hybrid

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Lange habe ich darauf gewartet, die Erwartungen hoch geschraubt – vielleicht zu hoch – und dann war es endlich soweit. Eigene Fahreindrücke mit dem Infiniti Q50 S Hybrid zu sammeln, natürlich nur mit Heckantrieb, wer braucht schon Allrad (auch wenn dieser verfügbar wäre). Viele neue Techniken gibt es im Q50 auszuprobieren, wie etwa die zwei Touchscreens namens Infiniti InTouch oder auch die Steer-by-wire Technologie. Er ist also deutlich mehr als nur der Nachfolger des M35h.

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Optisch, ich denke da müssen wir nicht mehr länger drüber diskutieren, ist der Infiniti Q50 ein echter Hingucker. Er bricht mit jeglicher Form seines Segments, bricht aus dem biederen Vorstadt-Leben heraus und bringt neuen japanischen Schwung im Kampf gegen VW Passat, BMW 3er und wie sie alle heißen mögen. Dennoch fehlt bisher der krasse Durchbruch. Im stark umkämpften Segment der Business-Limousinen ist das nicht wirklich ein Wunder, denn kaum irgendwo anders gibt es so viele Wahlmöglichkeiten. Bisher fehlt es Infiniti noch an den sogenannten „Full-Service-Leasing“ Angeboten, denn das Netz von Service-Stellen ist ähnlich dünn besetzt wie der Bundestag an einem Montagmorgen.

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Am Angebot des Autos als solches kann es nicht liegen, denn da deckt Infiniti mit Mercedes-Diesel und Mercedes-Benziner die gröbsten Wünsche ab. Beim Hybrid, dem Q50 S, kommt man allen möglichen Wünschen nach und packt dementsprechend die Hütte auch voll. Mit knapp 60.000 Euro ist dann alles drin, was man zum automobilen Leben braucht, inklusive dem kleinen Office-Paket mit den zwei Bildschirmen.

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Aus meiner persönlichen Erfahrung muss ich nun sagen, dass InTouch durchaus noch weiter ausgereizt werden dürfte. Bisher ist das eigene Angebot an Apps noch dürftig, zumal die Integration der Apps vom Smartphone auch nicht immer gelingt. Wo es doch intuitiv wie ein iPad sein soll, da frage ich mich noch immer, warum es mir nicht gelingt Facebook oder Twitter auf dem System zum Laufen zu bekommen. Auf meinem iPad klappt das doch immerhin auch, wenn ich es bediene. Abgesehen davon würde ich es als die aktuell beste (kaufbare) Touchscreen-Lösung ansehen. Zwei Bildschirme, bei der die Navigation immer sichtbar bleibt und sich dort auch Zusatzlösungen anzeigen lassen. Der untere der beiden Bildschirme hält dabei alle weiteren wichtigen Infos parat.

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Einfaches Beispiel in den Musikalben des iPod herum-navigieren und parallel die Navigation nicht aus den Augen verlieren. Bis auf einen kleinen Ausfall reagieren beide Bildschirme immer direkt und unvermittelt auf Befehle, auch Abstürze gab es keine. Die Navigationssoftware als solches darf inzwischen gerne überholt werden, nicht weil sie ungenau ist, sondern weil Ansagen teilweise im Moment der Abbiegung ausgesprochen werden. Bei komplizierten Kreuzungen mit hohem Verkehrsaufkommen wäre es hilfreich sich auf die Ansage verlassen zu können, sowie sie 50 Meter früher parat zu haben.

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„Auf kurvigen Straßen fühlt sich die Lenkung zwar anfangs etwas synthetisch, allerdings auch dynamisch und sehr einfach kontrollierbar an. Etwas geht natürlich auch verloren: Das direkte Feedback und der “mechanische” Kontakt zum Boden“  – im Bericht auf motoreport weiterlesen.

Zurück zu den wesentlichen Dingen: dem Fahren! Dabei möchte ich den Q50 S in zwei verschiedenen Arten betrachten. In der einen gefallen mir die neue Technik und der ganze Krims-Krams, in der anderen eher nicht. Mit der „DAS“ (Direct Adaptive Steering) getauften Lenkung gehen auch viele weitere technischen Helferlein Hand in Hand. Etwa Spurhalteassistent und ähnliche, die den Q50 bei eingeschaltetem Tempomat zentriert in der Spur halten. Manchmal braucht es dabei keine eigene Lenkunterstützung, wird die Kurve aber zu scharf und schnell muss man deutlich mitlenken, um in der Spur zu bleiben. Die helfende Technik ist in jedem Fall als Unterstützung gedacht. Dadurch dass das Lenkgestänge nur noch als Back-up vorhanden ist, ist die Lenkung frei von Einflüssen der Natur. Beispielsweise Schlaglöcher werden nicht mehr an den Fahrer weitergegeben. Ein zunächst verunsicherndes Gefühl, schnell macht sich dabei ein komfortabler Eindruck breit. Etwas verwunderlich ist es schon, dass rein gar nichts mehr von der Straße zu spüren ist. Komfortabel ja, aber auch nach zwei Wochen noch immer irgendwie befremdlich.

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Warum? Ganz einfach, denn ich möchte nicht komplett von meiner Vorderachse entkoppelt sein. Mit anderen Worten selbst im „absoluten Sportmodus“ mit direkter Übersetzung etc. spürst du rein gar nichts. Fühlen musst du nun quasi über eine Ohren, die dir gerade vermitteln, dass die Vorderachse am Grip-Limit ist und leicht untersteuert. In der Lenkung ist davon rein gar nichts zu merken. Ich würde mir wünschen, dass beim Druck auf „Sport“ die Back-up Lösung anspringt und die Kabel-Lenkung durch das Lenkgestänge „überbrückt“ wird. Mit anderen Worten als komfortabler Dienstwagen ist „DAS“ zu empfehlen, wer Sportlichkeit und eine (echte) direkte Lenkung erwartet, der wird bei diesem mit einem Playstation-Controller vergleichbaren synthetischen Gefühl enttäuscht sein.

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Der Antrieb des Q50 S von der Lenkung abgesehen ist hingegen „muy caliente“. Bis zu 364 PS Systemleistung, welche direkt an die Hinterachse geliefert werden, sodass gut und gerne mal etwas Gummi liegen bleibt, sobald man aus einer Einfahrt zu stark beschleunigt.

„Ein Turbolader macht den Motor leistungsstärker, aber der Direct-Response-Hybridantrieb von Infiniti macht den Motor intelligenter.“ – Fintan Knight, Vice President Infiniti für Europa

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Ich weiß nicht, ob der 3,5-Liter V6 Hybrid nun unbedingt besser rechnen kann als ich, die 1,8 Tonnen Leergewicht beschleunigt er in jedem Fall schneller als ich es je könnte. Sonorer, leicht bulliger V6 Sound gepaart mit der leisen Fortbewegung wie bei einer Stealth-Einheit und dabei erstaunlich effizient in seiner Verbrennung. Mit mindestens 5,1 Liter/100km gelang es sogar den NEFZ-Verbrauch zu unterbieten, allerdings auch nur, wenn man sich äußerst darauf konzentriert. Ansonsten liegt eher schnell ein Verbrauch um die sieben Liter an. Und dennoch lässt sich gut ein Drittel der üblichen Wegstrecke elektrisch zurücklegen. Ich war selbst überrascht, als ich das letzte Mal auf den Bordcomputer gesehen habe, der dort die zurückgelegte Wegstrecke aufteilt. Von 835,1 km waren 308,8 km rein elektrisch gefahren worden.

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Rein elektrisch fahren gelingt, in der Stadt für etwa 1.500 Meter, sowie Überland und auf der Autobahn im Segelbetrieb. Gerade in der Stadt lässt sich der Verbrauch senken, da das Anfahren als solches bis gut 30 km/h problemlos über den Elektromotor gelingt. Das 7-Gang-Automatikgetriebe knüppelt teilweise auch ganz ordentlich die Gänge rein, besonders beim Herunterschalten geht oft ein kurzer, heftiger Ruck durch die Karosserie – hier ist er dann wieder ganz der Sportwagen, der er manchmal auch sein möchte.

Interesse am Allrad-Hybrid-Infiniti? Dazu gibt es auf mein-auto-blog etwas zum nachlesen.

Infiniti Q50 S Hybrid (RWD)

V6-Motor (längs), 3.498 cm³
302 PS
350 Nm bei 5.000 U/min

Ein Elektromotor, 2 Kupplungen
50 kW / 67 PS
270 Nm
Lithium-Ionen-Batterie 50 kW

Systemleistung 364 PS / 268 kW
546 Nm maximales Drehmoment
5,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 250 km/h
Kombinierter Verbrauch 6,2 l/100km (CO2: 144 g/km)
Testverbrauch 5,1 – 7,3 l/100km
Modellgrundpreis 51.356,00 Euro
Testwagenpreis 61.276,00 Euro

Text/Fotos: Fabian Meßner

6 Gedanken zu „Fahrbericht Infiniti Q50 S Hybrid“

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