Im Januar hatten Martin und ich zusammen das erste Auto-BBQ auf die Beine gestellt. Bei eisigen Temperaturen grillten wir am Rheinufer feinstes Fleisch auf Kohle. Wie kann man das noch toppen? Vom männlichen Auto zum immens teuren Auto, von Kohle auf Gas und statt „Dosenbier“ ein Single-Malt Whisky. Mit dem Bentley-Barbecue haben wir uns selbst einen schweren Stein in den Weg gelegt, denn wie sollen wir das noch einmal toppen?
Für die Fahrt nach Köln haben wir uns ein kleines Upgrade gegönnt. Circa 180.000 Euro, noch ohne Mehrwertsteuer, sind nötig, um den Bentley Continental GT W12 sein eigen nennen zu dürfen. Die 358 Liter Kofferraumvolumen sind für einen Grill-Ausflug leider äußert unpassend geschnitten, daher brauchte es diesmal auch noch ein Begleitfahrzeug, um uns sowie eine Servierdame mit nach Köln zu bringen. Wer auf diesem Preisniveau grillt, der lässt sich natürlich standesgemäß alles anreichen.
575 Pferde verteilt auf sechs Liter Hubraum traben brav und phlegmatisch nach vorne. Von den zwei Turboladern, die dem Zwölfzylinder zusätzlich Feuer machen sollen merkt man kaum etwas. So soll es auch sein, kraftvoll aber unaufdringlich. First Class im Coupé nach Köln flanieren. Der Brite ist kein ungestümer Raser, auch wenn er die 2,3 Tonnen problemlos auf über 300 km/h beschleunigen könnte. Es ist stilechter vom sanft untermalten W12-Klang dahinzugleiten. Wir sind schließlich nicht in Eile, das Fleisch wartet.
Angekommen in einem Industriegebiet in Köln bei Brennwagen*. Dort haben wir mal eben den neuen GT 1200i an unseren Gran Tourer angebunden und ihn zum #BentleyBBQ entwendet. Florian Wagner, Gründer von Brennwagen, kommt als ehemaliger Formel 1 Ingenieur aus dem Motorsport, er hat sich mit seinem Motorsport Enthusiasmus und der Passion Grillen einen Traum erfüllt. Wir haben uns einer der Beststeller ausgeliehen. Einen enormen Gasgrill auf Rädern, der auch noch zwei Kisten Bier transportieren kann. Mit dem GlenMorangie Single-Malt Scott Whisky waren wir in der flüssigen Form schon bestens ausgerüstet.
Während auf der einen Seite die Philosophen sich hinsetzen und darüber diskutieren, was der GT 1200i und der GT W12 gemeinsam haben, bereitet Martin schon die ersten Häppchen vor. Nach erster Warmlaufphase des Gasgrills serviert er kleine Spieße. Auf den ersten Blick Tomate mit Käse, nein ist es nicht! Eben noch hat er Wassermelone und Feta (mariniert mit Minze und Basilikum) flambiert. Ein geschmacklich überraschender Einstieg in den ersten Gang.
Und auch das Stauferico ist wieder dabei. Der Mix aus Iberico und Schwäbisch’Hallem Schwein, von dem wir schon beim letzten Mal kaum genug bekommen konnten. Diesmal als kleines Fingerfood am Spieß. In kleine relativ dünne Scheiben geschnitten, dann kurz auf die Sizzling Zone des Brennwagens, dann nochmal für ein paar Minuten ziehen lassen. Saftig, voller Fleischsaft und Aromen. Die Spieße hat er dann mit einer Birnen-Feigen Salsa serviert.
Wirklich neu und gespannt darauf, war ich auch auf das Flat Iron Steak vom Rind. Das dünne Stück Bauch würde die Sizzling Zone wohl nicht lange überleben. Schon dreißig Sekunden von jeder Seite sollten reichen und die feine Struktur des Grills hatte sich im Karo-Muster eingebrannt. Nochmal ziehen lassen bei leichter Flamme und immer unter kontrollierten Temperatur-Bedingungen. Es mag auf den ersten Blick so aussehen, als ob es nicht im Geringsten „fertig“ wäre. Aber Kinders ich muss euch sagen, so etwas zartes und vollmundiges hatte ich schon lange nicht mehr genossen.
Dazu hatte sich Martin auch noch eine „hausgemachte Steaksauce“ einfallen lassen. Die Stauferico Spieße wurden zuvor auch kurz mit dem „Server Dust“ genannten Gewürz leicht gewürzt und etwas mit Öl überzogen. Im finalen Gang ging es an die Dekoration sowie an das passende Anrichten zusammen mit den Saucen. Saltim Boccia vom Stauferico Filet ging dabei fast unter, war dabei kaum weniger schmackhaft als die anderen zwei Fleischbeilagen.
Wie schon erwähnt ließen wir uns diesmal anreichen. Stilecht, wie es sich gehört neben dem sinnieren über Form und Kraftentfaltung des GT W12 gehört, wurde das Fingerfood gereicht. Und der krönende Abschluss: eine Whisky-Probe auf den gut gefüllten Magen. Fruchtig wie auch würzig im Abgang massiert der Glenmorangie Single-Malt die Geschmacksnerven. Der feine Tropfen aus Schottland ist wahrlich eine mit Gusto begleitenden Note des Barbecues.
*Brennwagen entsteht aus den Worten Rennwagen und brennen.
Text/Fotos: Fabian Meßner