Nach gefühlten drei Tagen Anreise – offiziell waren es knapp eineinhalb Tage – ging es endlich los, im neuen Mazda 3 wahrhaftig über Stock und Stein. Was in Russland als Straße ausgeschrieben ist, würde selbst in Leipzig niemand mehr als solches bezeichnen. Liza unser Tour-Guide, war permanent damit beschäftigt, Ansagen durchzugeben, die sich ausschließlich auf die Straßenverhältnisse bezogen. Schon der erste Tag unserer 2.400 Kilometer Etappe war mit 636 km ein echtes Abenteuer.
Zusammen mit AutoBild Redakteur Bernd Volkens ging es im Soul Red farbenen, brandneuen Mazda 3 von Blagoveshcensk Richtung Westen. Mit dabei auf dem Rücksitz, oder irgendwo an der Karosserie hängend, war VJ Philipp Ludwig. Zu dritt also sollten wir die nächsten Tage beschreiten, die selbst im Convoy noch viel, viel Konzentration abforderten. Überall lauerten sie, hinter Kuppen, in Kurven, eben dort wo keiner sie erwartet: Löcher. Riesige Löcher, keine Schlaglöcher über die sich jeder Deutscher beschwert, mehr Bau-Löcher, um die unterirdischen Kabel auf Funktion zu testen. Krater so tief wie das Loch am Stuttgarter Bahnhof.
Voll beladen hatte es der 120 PS starke Mazda 3 nicht immer einfach. Früh stellte sich heraus: Der sechste Gang ist in Russland nicht zu gebrauchen. Einzig und alleine wenn einmal ein gerades und unzerstörtes, meist neu asphaltiertes Stück Straße den Weg kreuzt, kann er eingelegt werden. Ansonsten mussten wir durch Dörfer voller Kultur fahren, wo auf der Straße Hunde, Pferde oder Kühe herrenlos spazieren gehen.
Das bunt gemischte Feld von Engländern, Iren, Israelis, Türken, Deutschen und den einheimischen Russen war durchweg unterhaltsam. Es war nie langweilig. Ständig liefen Anekdoten vom Band. Ob nun passend oder schon grenzwertig: Gelacht wurde trotzdem. Team England hatte den ersten Platten auf der ganzen Tour. Nach knapp 2.000 Kilometern (Gesamtstrecke der Autos) stand bei der Nummer Fünf der vordere Rechte Reifen ohne Luft da. Im Radwechsel schienen die Inselbewohner verdammt geübt: In wenigen Minuten war der neue Pneu drauf.
Die Vegetation entlang der Straße war ähnlich wie die Straße gleich bleibend. Nur wenig änderte sich das Bild außerhalb der Städte. Es gab riesige Wälder und leere unbeackerte Flächen, die nur so danach schrien in irgendeiner Form genutzt zu werden. Schlussendlich stand und steht dem nur eines im Weg: Es war einfach weit und breit nichts; keine Infrastruktur, abgesehen von der Straße auf der wir fuhren. Ansonsten gab es weit und breit nichts. Hin und wieder ließen sich in der Ferne einsame Häuser entdecken. Wobei man statt dem Begriff „Häuser“ besser „Hütten“ sagen konnte. Ob diese bewohnt waren? Wer weiß das schon.
Die Fahrt im neuen Mazda 3 war ganz nebenbei trotz vermutlicher Überbeladung äußerst komfortabel, was nicht nur den Stoffsitzen geschuldet ist. Das Fahrwerk musste auf der Strecke bisher schon einiges wegstecken. Die russischen Bodenwellen waren, genauso wie die Schlaglöcher, nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen. Ganz einfaches Beispiel: Erwischt du einen Bump zu schnell, hebt sich das Auto auf der Hinterachse komplett aus den Federn – so bei Team Großbritannien direkt vor uns beobachtet. Aber prinzipiell bleibt eines schon nach dem ersten Tag hängen: Die Fabrikneuen Mazda 3 müssen schon auf den ersten 15.000 Kilometern mehr wegstecken als die meisten Autos in ihrem ganzen Leben: Schlaglöcher, Strecken die mehr Offroad als On Road sind, heftige Bodenwellen, die selbst mit verminderter Geschwindigkeit nicht gesund sein können.
Und das Wetter? Erst gab es 100 Meter feinsten Sonnenschein bei 24° Celsius und dann kam schlagartiger Platzregen. Zwischen zwei riesigen Wolken regnete es urplötzlich keinen einzigen Tropfen mehr und dann, auf einen Schlag, fing alles wieder von vorne an.
Nach knapp zehn Stunden Fahrt waren wir kurz vor 20 Uhr an unserem Ziel in Skovorodino angekommen. Bei Feierabendbierchen und ungewöhnlich gutem Essen durfte der Abend gemütlich ausklingen, bevor am nächsten Morgen der Wecker schon enorm früh klingeln sollte. Das Frühstück war für 6:30 Uhr angesetzt und der Start nur kurz später. Es ging auf die längste Tour überhaupt: 910 Kilometer!
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner
Das hört sich sehr spannend an und erinnert mich an die 90er Jahre. Damals sind wir alle ca. 2 Jahre mit dem Auto nach Russland gefahren. Die Löcher in den Straßen meiner Geburtsstadt haben sich kaum verändert, da sie 1x im Jahr laienhaft zu gemacht werden und nach dem Winter wieder da sind. Eigentlich dienen sie der Verkehrsberuhigung ;-)