Spagat zwischen Komfort und Sport: Kia pro_cee’d GT Ersteindruck

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Weiter geht er, der Angriff auf den europäischen Markt. Die Koreaner werfen einen weiteren Heißsporn in den Ring der hart umkämpften Kompaktklasse. Dabei will der Kia pro_cee’d GT keinesfalls dem Golf GTI an‘s Bein pinkeln, sondern viel mehr eine Klasse darunter Käufer abwerben, die bisweilen eher Peugeot und Co. gefahren sind. 204 Turbo-PS, die den Kompromiss zwischen Sport und Komfort bestens vereinen sollen.

Durchgestylt bis in die letzte Sicke tritt er auf, stattlich, auch ein wenig angriffslustig. Die rote Lippe mag abgeschaut sein, genauso wie die Tagfahr-LEDs in der Frontschürze. Doch über Design lässt sich bekanntlich streiten. Der pro_cee’d GT „kommt gut“ wie es neudeutsch heißt, ab Werk auch mit passgenauen Recaro Sportsitzen, die in Leder und Velourleder bezogen sind. Der Halt sowie Komfort ist passend zum Auto, und sollte auch auf langen Strecken die Frontpassagiere betten ohne Schmerzen zu hinterlassen. Auf der Rückbank mag das wieder anders aussehen, hier gibt es keine sportlich ausgeformten Recaros mehr.

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Zügiges Fahren ist mit dem Kia pro_cee’d denkbar einfach, auch wenn er schnell durch Kurven geprügelt wird setzt erst spät ein Untersteuern ein. Die Emotionen kochen dabei eher weniger hoch, wie es Kia selbst sich von den GT-Varianten verspricht. Der Fahrer ist zu sehr entkoppelt, von dem was gerade passiert. Die Akustik im Innenraum bei geschlossenen Fensterscheiben ist nicht gerade verlockend. So klingt der Motor eher bemüht als aufregend. Beim Öffnen der Fenster ändert sich dies schlagartig, der Twin-Scroll-Turbolader, der direkt in den Abgaskrümmer integriert ist, gibt Laut, und das was da Druck aufbaut klingt echt nicht schlecht. Schade, dass Kia hier zu sehr den Komfort in den Vordergrund stellt, denn das hätte ich auch gerne so im Innenraum vernommen. Trotz spritziger Fahrweise stand nur ein Verbrauch von knapp über 11 Litern zu Buche, was an sich ein respektabler Wert ist. Die Werksangabe im Mittel liegt bei 7,4 Litern auf 100 Kilometern. Clever gewählt ist die Art der Übersetzung des manuellen Sechsganggetriebes, so reicht es im zweiten Gang fast bis zur magischen Marke von 100 km/h. Aber eben nur fast, für die letzten drei km/h auf der Uhr benötigt der Kompakte den dritten Gang. Schlussendlich ist die Marke dann bei exakt 7,7 Sekunden (Werksangabe) geknackt.

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Die Lenkung, an sich teilweise sehr direkt, ist einer variablen Lenkunterstützung unterworfen, was sie mitunter gesagt „komisch“ macht. Im Stadtgeschwindigkeitsbereich logischerweise etwas leichtgängiger, dies hält sich darüber hinaus auch bis knapp 70 km/h. Dann wird das Lenkgefühl sehr direkt, der Kompakte lässt sich sehr zielgenau navigieren, doch das gute direkte Fahrgefühl verschwindet wieder knapp oberhalb der 140 km/h. Da ist nämlich wieder etwas Spiel in den Lenkbewegungen, was den Fahrspaß extrem mindert. Die Bremsbacken sind nicht nur einfach rot lackiert, sondern packen auch ganz ordentlich zu, wenn es mal wieder brenzlig wird.

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Interessant wird es und hier kann der GT punkten, beim Fahrwerk. Die Karosserie ist im Vergleich zu den Schwestermodellen nur um 2 Millimeter tiefergelegt, die Dämpfer und deren Abstimmung haben dafür rein gar nichts mehr mit den anderen Motorisierungen gemein. 480 Runden auf der Nordschleife haben sich bewährt. Die straffere Abstimmung gefällt, resultiert in weniger Wankbewegungen und bietet ein fast schon Idiotensicheres Fahrverhalten. Im Detail sind die Dämpfer an der Vorderachse 30% in Zug- und 10% in der Druckstufe härter eingestellt, hinten 50% in Zug- und sogar 200% in der Druckstufe (Vergleich zu gewöhnlichen Kia pro_cee’d). Des Weiteren wurde der Hinterachse ein stärkerer Stabilisator spendiert, sowie an der vorderen Radaufhängung steifere Fahrwerksbuchsen installiert.

Die Verbindung von Sport und Komfort gelingt dem Koreaner besser als einem, den Kia selbst nicht als Konkurrent sieht. Der Focus ST will den enormen Spagat schaffen, scheitert aber an der Kür, hier kann der Koreaner punkten, auch wenn der Schlag in den Nacken beim Einsetzen des Turbos (mir persönlich) fehlt. Am GT-Race-Modus lässt sich die Arbeit des Turboladers auch hübsch aufbereitet verfolgen. Fast schon kontinuierlich hält er den Ladedruck von knapp 0,8 bar. Ein plötzlicher Schub bleibt somit aus. Sein Fahrwerk ist zwar ebenso eher auf Komfort ausgelegt, dafür lässt es sich Kurvenräubern ohne die Gefahr gleich aus der Kurve zu fliegen. Die Wankbewegungen eben minimal. Vielleicht ist er mit dem sturen neutralen Verhalten gerade die richtige Portion Sportlichkeit für junge Fahrer, die sich nach den ersten Fahrversuchen in die 200 PS Region vortasten wollen.

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Für Schnellentscheider bietet Kia die 1st Edition an, davon gibt es in Deutschland nur 115 Stück, europaweit ist die Sonderedition auf 500 Stück limitiert. Zur Nummernplakette im Türschweller gibt es noch eine edle Schlüsselbox aus Holz, sowie kleine optische Details wie die speziell Glanz polierten 18 Zoll Felgen, die Dreischicht Lackierung Deluxeweiß Metallic sowie Außenspiegel in Klavierlackoptik.

Preislich beginnt der Spaß ab 22.900 Euro, für den sehr gut ausgestatteten weißen pro_cee’d GT „Track“ sind 26.990 Euro fällig. Hinzubuchen lässt sich dann nur noch das Navigationssystem inklusive Updates für sieben Jahre und die Metallic-Lackierung.
Grundsätzlich wäre auch eine Sportversion denkbar, die gänzlich auf ambitionierte Kurvenhast ausgelegt ist. Wir würden uns danach die Finger ablecken.

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Text: Fabian Meßner

Fotos: Fabian Meßner