Äußerlich eine reine Evolution der Designsprache innerlich eine wahre Revolution. So kurz lässt sich die dritte Generation des Audi TT (8S) umschreiben. Natürlich sind die Motoren wieder leistungsstärker und effizienter zugleich geworden – was auch sonst. Der erste Eindruck ist an sich positiv, die Evolution überrascht nicht wirklich, die Revolution verlangt nach krasser Umgewöhnung.
Warum äußerlich kein großes Wow zu erwarten ist sei einmal dahin gestellt. Die Ikone von 1995 (damals noch als Concept) soll eben auch in der dritten Version erkennbar bleiben. Damit haben wir weiterhin einen TT, der die aktuellen Audi-Gesichtszüge trägt. Darunter natürlich der Single-Frame-Grill, der an keinem Audi mehr fehlen darf sowie irgendwie vom Rennsport inspirierte Züge. Am TT sind das ein Knick in der Motorhaube, der an den R8 erinnern soll, sowie horizontale LED-Streifen im Tagfahrlicht, die beim Kunden direkt Erinnerungen an den Le Mans-Sieg im R18 e-tron wecken sollen. Und die Verwandtschaft zu den genannten Modellen schon gefunden?
Genug von der Äußerlichen Unveränderlichkeit. Die wahren Werte des neuen TT liegen innen. Lenkrad, Cockpit, Mittelkonsole, alles neu, alles gut. Haptik wie gewohnt perfekt. Da liegt auch der Anspruch. Die Lüftungsdüsen sind Klimaanlage und deren Steuerung in einem. Sehr clever und auch schön. Das Lenkrad kleiner, neu gezeichnet, unten abgerundet und einfach passend. Wie die Faust auf’s Auge.
Doch dahinter, da scheiden sich die Geister. An sich ist das virtual cockpit eine nette Sache, die eine clevere Idee verfolgt. Nur für mich persönlich ist es eine Schwerpunkt-Verlagerung in die falsche Richtung. Audi möchte damit den Fahrer zentriert über alles informieren. Das damit auch eine Reizüberflutung einhergeht ist derzeit noch außen vor. Wahrscheinlich braucht es eine Eingewöhnungsphase von Wochen oder Monaten, um damit zurecht zu kommen. Die gewohnte Hand-Augen-Koordination muss neu angelernt werden, denn der Blick schweift nicht mehr seitlich, sondern vertikal.
In meinem konkreten Fall zu vertikal. Bei einer ordentlichen Sitzposition, also genau das Gegenteil vom Proll-BMW-Fahrer, ist der Wechsel zwischen Blick auf die Fahrbahn und Blick auf das Navigationsmenü sehr krass. Es reicht nicht die Augen schweifen zu lassen (wie etwa bei normalen Systemen), nein ich muss den ganzen Kopf bewegen, um mich im Navigationssystem zu orientieren. Der Beifahrer ist dabei überhaupt keine Hilfe, denn er sieht noch weniger als ich, mitunter gar nichts. Für den Sportwagen TT soll dies auch so sein, für weitere Fahrzeuge soll eventuell ein zusätzliches Display in der Mittelkonsole auch dem Beifahrer die Möglichkeit geben bspw. in der Musikbibliothek zu stöbern.
Ein Head-up Display scheint einmal im Gespräch gewesen zu sein, doch man hat sich bewusst dagegen entschieden, da es nicht annährend so viele Informationen darstellen kann, wie das virtual cockpit. Womit wir zurück beim Thema Reizüberflutung wären. Zu den bekannten Größen, wie Drehzahlmesser und Geschwindigkeit, kommen nun weitaus mehr Daten, die der Fahrer ‚auf einen Blick’ in seinem Cockpit verarbeiten muss. Für einen ersten Eindruck sind es mir persönlich zu viele Daten. Eine ruhige Kontrolle dieser Daten oder Einstellungen wollte sich bei mir nicht einstellen. Viel mehr reduzierte sich die „Spiel-Zeit“ auf rote Ampelphasen, denn alles andere ist mir in dieser Konstellation zu gefährlich.
Vielleicht mit mehr Zeit, dann wird das eventuell etwas. Immerhin lässt sich notwendiges auch per Spracheingabe bedienen, wie etwa ein Telefonanruf oder auch ein neues Ziel im Navi. Man muss nicht mehr gewisse Befehle sprachlich kommunizieren, sondern kann natürlich (Umgangssprache) mit dem System sprechen und wird verstanden.
Ansonsten ist der neue TT noch immer irgendwie der alte. Er schaut etwas aggressiver drein, von der leicht runden Knutsch-Kugel der ersten Generation zum leichten Ausflügler und nun zu beständigem Büblein-R8. Bewusst nicht mehr Baby-R8 oder auch Frauen-R8, der hier ist nun doch etwas mehr. Die Sounddesigner haben auch wirklich mächtig hand-angelegt, damit er ordentlich rotzt und röhrt – insbesondere, wenn TTS im Grill steht.
Insbesondere auf letzteren möchte ich gesondert eingehen, was den fahrdynamischen Teil beinhalten soll. Dafür waren wir auf der Testrennstrecke Ascari unterwegs, wo sich der TTS mit 310 PS und quattro-Antrieb als unterhaltsames Spielzeug herauskristallisieren sollte.
Zuerst im „Auto“-Mode des drive select Schalter, dann reagiert er noch nicht so scharf, das ESP bremst früher und härter. Schon der Wechsel auf „dynamic“ zeigt, er kann nicht nur Frauen zum Einkaufen fahren. Er kann auch agil auf einer Rennstrecke sein. In jede Kurve lässt er sich präzise hineinsteuern, nimmt Gas direkt an und dreht, wenn nötig, das Heck etwas mit ein. Er verzeiht genauso Patzer, wie er dich schnell über den eindrucksvollen Kurs bringt. Die nächste Runde fand dann in ESC Sport statt, wobei der TTS dann kaum noch durch Bremseingriffe behindert. Einzig und alleine das Heck wird schneller und flotter eingedreht. Subjektiv nicht unbedingt schneller in der Kurve, dafür aber mit erhöhtem Spaßfaktor. Und stets halten dich die Alcantara-Ledersitze fest im Sattel.
Er ist mit Sicherheit nicht für den täglichen Ausflug auf die Rennstrecke* gebaut, zumindest in der Konstellation „TTS“ – da müssen wir auf den RS warten. Für ein, zwei flotte Runden reicht es dennoch aus. Spaßfaktor ist trotz quattro-Antrieb gegeben, nicht nur weil die Vorderachse blitzschnell und sauber auf Lenkbefehle reagiert, sondern auch, weil das Heck sehr agil abgestimmt ist.
Audi bietet den TT auch noch als 2.0 TFSI mit nur 230 PS an. Auf der Rennstrecke konnten wir diesen nicht fahren, fahrdynamisch ist er eben so agil, zumindest als quattro (auch als FWD erhältlich) , es fehlt ihm eben nur etwas an akustischer Härte des TTS und natürlich an Leistung. Zusammengefasst eine beständige Weiterentwicklung, die nicht durch äußeres, sondern durch inneres punktet.
Audi TT auf 1300ccm, trendlupe und racingcarz sowie passion:driving und dem racingblog (TTS).
*meine Testfahrt fand früh morgens statt, die Autos waren davor noch nicht bewegt worden. Teilweise soll es später wohl zu Defizite an den Bremsen gekommen sein.
Text/Fotos: Fabian Meßner
15 Gedanken zu „Erster Fahreindruck: Audi TT und TTS in dritter Generation“
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