Eine Schönheit wie Giulia war uns lange Zeit vergönnt. Doch nun ist sie (wieder) da. Als Langstrecken-Diesel oder Rennstrecken-Waffe. Und irgendwo dazwischen als Alfa Romeo Giulia Veloce mit dem neuen 2,0-Liter Turboaggregat. Ein Vierzylinder, der sich deutlich unterhalb der bissigen Quadrifoglio platziert. 280 italienische Pferde gezähmt vom Q4 Allradantrieb, verpackt in einer der schönsten Karossen auf dem Markt. Fahrbericht.
Giulia: Nicht nur ein schöner Name
Die Giulia ist unverkennbar eine wahre Schönheit. Simpel, elegant und perfekt. In der Mittelklasse stellt sich die Italienerin vor alles, was man sich vorstellen kann. Klar technisch gibt es wieder ein paar typische Alfa Romeo Macken, aber das gehört einfach dazu. Wie Clarkson so schön sagt, falls ein Alfa je perfekt wäre, würde das QM noch einen kleinen Fehler einbauen. Als kleines Beispiel ist das Infotainment von der Bedienung einem BMW iDrive nachempfunden, es fehlt aber die Raffinesse.
Dafür ist man als Fahrer viel besser eingebunden als in den Mitstreitern. Wenn überhaupt kann nur ein AMG-Sportsitz hier noch mithalten. Ein dick gepolsterter, eng umschlingender Sportsitz mit rotem Leder. Tief positioniert mit fast senkrecht stehendem Lenkrad vor sich. Der Blick fällt direkt auf die riesigen Alu-Schaltpaddle. Genial! Manuell heißt hier manuell. Wenn es nicht vom Bändiger befohlen wird, verharrt die 8-Gang-Automatik im gewählten Gang.
Spaßbremse Allradantrieb – aber perfekte Lenkübersetzung
Die Lenkung ist einfach ein Träumchen. Direkt und auf den Punkt. Die Verbindung zur Vorderachse ist da, wenn auch gleich ein paar störende Faktoren wie Straßenunebenheiten herausgefiltert werden. Der Antrieb der Giulia geht, auch mit Allradantrieb Q4, meist nach hinten. Allerdings ist der Q4 eher ausgelegt wie ein Audi quattro und nicht wie ein emotionaler Alfa Hecktriebler. Wird es kritisch schiebt die Giulia meist über die Vorderachse. Erst wenn man die Giulia bis an den Grenzbereich herandrückt, übersteuert sie endlich. Ein Punkt, den man bei einer an sich heckgetriebenen Italienerin so nicht erwarten würde.
Das Alfa Romeo hier auch anders kann zeigen die vielen Unfälle mit der Quadrifoglio Version. Vielleicht fehlt der Veloce auch deswegen der scheinbar unzähmbare „Race“ Mode in der d-n-a. Allen Giulia Modellen gleich ist eines. Der fehlende ESP-Off-Knopf. Nicht das der Knopf nicht existiert, auch die Funktion fehlt. Und nein der Mode „dynamic“ gibt nicht ausreichende Freiheiten her. Zwar ist die Giulia somit noch direkter, aggressiver, aber an sich weiterhin harmlos. Leider.
Die Giulia Veloce könnte so perfekt sein
Auch der Sound hat ein wenig das Nachsehen. Klar mit der Giulia Q kann der Vierzylinder-Turbo nicht konkurrieren, doch das selbst ein stinknormaler Golf GTI lauter und emotionaler klingt ist verwunderlich. Dafür packen die Bremsen extrem bissig zu. Auf den ersten Metern knutscht man fast immer das Lenkrad, da ein so kurzer Pedalweg verbunden mit so enormem Bremsdruck selbst für die leicht sportliche Mittelklasse ungewohnt ist.
Kurzum die Giulia Veloce ist in vielen, wenn nicht gar allen Punkten typisch Alfa Romeo. Viel Potential, überschwängliche Emotionen und doch an ein paar Stellschrauben Leistungsvermögen verschenkt. Und es ist ja nicht, als wüsste Alfa Romeo nicht – siehe Quadrifoglio – wie es geht.