Auf 4.656 mm Länge setzt Mercedes-Benz die erfolgreiche Geschichte des GLK fort. Statt einem K ziert das Heck ein C, was darauf hindeutet, dass dieses Mittelklasse SUV die C-Klasse unter den SUVs ist. Noch einige weitere sollen in der ausbaufähigen SUV Modellpalette folgen. Wie sich der Längen-Zuwachs des neuen Mercedes-Benz GLC im Innenraum niederschlägt klärt die erste Sitzprobe direkt auf der Weltpremiere in Metzingen.
Ein SUV im Maßanzug heißt es und das wohl nicht nur bedingt durch die Präsentation im Hause von Hugo Boss. Dieser Stuttgarter Maßanzug präsentiert sich wie ein zweischneidiges Schwert. Je nach persönlichem Belieben kann der neue GLC für den Einsatz im unwegsamen Gelände ausgerüstet werden oder auch für den urbanen Verkehr in stilsicherer AMG-Line Ausführung. Auf den ersten Blick weckt das Offroad-Paket primär Erinnerungen an den kleineren Bruder GLA, der bei weitem nicht so hohe Offroad-Fähigkeiten vorweisen kann wie der GLC.
Wer statt den Stahlfedern noch das optionale Air Body Control Luftfahrwerk bestellt, der kann seinen GLC um bis zu 50 mm anheben, was Fahreigenschaften ermöglicht, die man ihm optisch gar nicht zutrauen mag. Die Möglichkeit zum Ausflug ins Gelände besteht, doch nutzen wird der potentielle Kunde des GLC – eher getrieben um den Kofferraum maximal bis 1.600 Liter Ladevolumen auszureizen und mit Einkaufstüten vollzupacken – die eher nicht.
Wer sich die Luftfederung bestellt, kann das Heck um 40 mm absenken lassen, sodass die Ladekante deutlich erträglicher wird. Beim Plug-in Hybrid GLC 350e kommt jedoch hinzu, dass durch die unterhalb des Kofferraums verstaute Batterie die Ladekante immer geschätzte acht Zentimeter hinzukommen. Beziehungsweise im gesamten Ladevolumen fehlt es eben an acht Zentimeter in der Höhe durch die höhere Ladekante.
Obwohl die maximale Kopffreiheit verglichen mit dem GLK um sieben Millimeter auf 1.005 mm abgenommen hat, merkt man davon nicht viel. Primär wird ein großer Fahrer für die Fondpassagiere zum Komfort-Problem. Dann wird es um die Kniefreiheit etwas knapp, bei einem normal gewachsenen Fahrer / Beifahrer-Duo können hinten drei ebenso normal gewachsene Personen angenehm sitzen. Die gut gepolsterten Ledergarnituren machen es leicht hier länger zu verweilen. Eine einfache Klimasteuerung für die Rückbank (optional) lässt hier auch eine dritte Klimazone einstellen. An jener Stelle ist auch das einzige „billiger-wirkende“ Manko am GLC festzustellen. Die Rückseite der Fahrer-Armlehne ist mit gewöhnlichem Plastik verkleidet und geht qualitativ gegen die Holzzierteile bzw. die geschwungene Mittelkonsole total unter.
Da der GLC der Gelände-Ableger der C-Klasse ist, finden wir im Innenraum auch dieses schöne für Mercedes revolutionäre Innenraumdesign wieder. Abgesehen davon, dass subjektiv betrachtet in jede Richtung noch etwa 10% mehr Platz als in der C-Klasse ist, steckt jeder Schalter genau dort, wo er auch in der C-Klasse ist. Die Drehschalter klicken leicht und das offenporige Holzzierteil verleiht dem Mittelklasse-SUV einen Hauch Oberklasse.
Eben jenes C im Namen des GLC weist auch schon aus, was unter der Haube stecken wird. Neben den vier Aggregaten zum Marktstart – mehr dazu in der Meldung von der Weltpremiere – kommen alle Motorisierungen, die auch in der C-Klasse angeboten werden. Soll heißen neben einem GLC 400 4Matic dürfen wir uns demnächst auch zur Meldung eines GLC 450 AMG Sport erfreuen, der den potenten V6-Turbobenziner auch in das Mittelklasse-SUV einführt. Darüber hinaus, das wird zwar bisher nur gemunkelt, aber auch der 4,0-Liter V8 Biturbo aus Affalterbach steht für den GLC auf dem Plan.
Das Design geht völlig weg vom G-Image, wie es noch der GLK in kleiner Form auslebte. Statt neben dem echten G noch einen kleineren Ableger zu bauen, gehen auch die Stuttgarter zum Trend über ein deutlich runderes Fahrzeug auf den Markt zu bringen. Die Front adaptiert die an einigen Concept Cars gezeigte neue Form. Je nach Ausstattung blitzt hier viel Chrom (Offroad-Paket) oder es schaut ein leicht aggressiv dreinblickendes SUV in deine Augen (AMG-Line). Persönlich muss ich auch direkt zugeben, völlig gegen die optische Ausrichtung eher zum „leicht“ tieferen GLC in der AMG Line zu tendieren. Die seitlichen Lufteinlässe mit zwei darin liegenden Blades verleihen dem ansonsten (in meinen Augen) fragwürdigem Fahrzeug „SUV“einen durchtrainierten Charakter. Da muss der GLC nicht nur dazu dienen die Frau zum Einkaufen zu schicken, damit lässt sich auch problemlos im Anzug morgens noch schnell Brötchen für die ganze Familie holen.
Das Heck war etwas kritischer, da die Kante oder Stufe – wie auch immer man das bezeichnen möchte – auf den Presse-Bildern deutlicher herausgestellt wurde. Wo die Modellbezeichnung in Chrom funkelt, stellt sich beim ersten Eindruck heraus, es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Das damit erzeugte Volumen führt quasi einmal auf eben jener Höhe um den GLC herum. Auf den nunmehr zweiten und dritten Blick wird es einfacher Gefallen am runden Heck des GLC zu finden. Es wird vermutlich noch ein Weilchen dauern bis schlussendlich eine gefestigte Meinung zum Heck steht. Keinesfalls muss man hier aber von „man liebt es oder hasst es“ sprechen. Der GLC ist definitiv kein „hässliches Auto“ – da gibt es ganz andere. Wo der GLK ein Beststeller war, wird der GLC mit dem leichten Mainstream-Charakter noch mehr Kunden finden.
Text/Fotos: Fabian Meßner