Es ist fast ein ähnlich tragisches Lied wie bei den V8-Saugermotoren: es ist aus, aus, das Spiel ist aus. Das Spiel des Škoda Fabia RS. Der Spieltrieb des kleinen, frechen Flügelspielers wird ab der kommenden Generation unterbunden. Zum letzten Geleit legen die Tschechen ihm noch ein neues Gewand an und wir dürfen ihn noch einmal mit auf den Rasen nehmen und seinem freudigem Spieltrieb gedenken.
Regularien, Einschnitte, Veränderungen in der Ausrichtung der Marke. Vieles hiervon, vor allem aber der bald nicht mehr EU konforme Motor bedeuten das Aus für den Fabia RS. Nicht aber für den an sich fast baugleichen Polo GTI, der bekommt einen EU6 Motor, doch der flotte Tscheche wird im nächsten Generationenwechsel einfach mal still und heimlich nicht mit übernommen. Schade eigentlich oder sogar mehr als das. War er doch immer etwas ganz besonderes. In der ersten Fabia Generation ein RS mit Dieselmotor, seiner Zeit der stärkste und einzige dieser Art in der Kleinwagenklasse (130 PS, 1.9 TDI). Und jetzt aktuell in der zweiten Generation mit einem 1,4-TSI Benziner – derselbe wie im Polo GTI. 180 PS feuert dieses Triebwerk mittels zwei-stufiger Aufladung ab. Im unteren Drehzahlbereich bis knapp über 3.000 Touren hilft ein Kompressor für den richtigen Antritt. Dann hat der Turbolader ausreichend Drehzahl erreicht und drückt den Drehzahlmesser weiter bis fast 7.000 U/min, auch wenn die volle Leistung bei 6.200 Touren an. Das Drehmoment von 250 Newtonmetern liegt dahingegen schon im Bereich von 2.000 bis 4.500 Umdrehungen an.
Das 7-Gang-DSG, zuletzt wieder öfters in der Kritik wegen Rückrufen bei den kleinen Motorisierungen, arbeitet brav, wie ein schweizer Uhrwerk: immer pünktlich. Im ruhigen Stadt-Modus zuckt der Drehzahlmesser sichtbar unruhig zurück und schon ist nicht mehr der erste, längst der dritte eingelegt. Bemerken tut man die Gangwechsel des Direktschaltgetriebes mit den zwei Trockenkupplungen nicht wirklich. Eben nur der Drehzahlmesser zuckt hin und wieder. Der Vorteil des Doppelkupplungsgetriebes ist nach wie vor der schnelle Gangwechsel, der bei Bedarf bzw. im Sportgang auch entsprechend spürbar deutlich eingelegt wird. Egal ob manuell am Ganghebel oder an den Schaltwippen befehligt, hier geht Gänge wechseln schneller als Synapsenverknüpfungen manchmal schalten mögen.
Wie an sich jedes Auto dieser Klasse verfügt auch der Fabia RS über wenig Belastung auf der Hinterachse, was zur Folge hat, dass ein Lastwechsel äußerst delikate Folgen haben kann. Dies macht sich zum einen auf der Autobahn bemerkbar. Bei Vollgasfahrt und leicht nachlassendem Gasfuß in einer schnellen Kurve beginnt das Heck bereits leicht zu werden und marginal auf den hinteren Gummis gen Kurvenausgang zu gleiten. Zum anderen kann man dies auch bewusst für schnelle Kurvenkombinationen nutzen, um beim Anbremsen das Heck zu entlasten und so fixer durch die Passage zu kommen. Teilweise wird dieses Manöver sogar benötigt, denn die Lenkübersetzung ist nicht ganz des RS würdig. Es ist viel Lenkarbeit notwendig, um durch enge Kurvenradien zu fahren. Das ist nicht nur unschön, sondern auf Dauer auch extrem anstrengend. Auch die hohen Eigenbewegungen der Karosserie auf der Autobahn – bereits ab normalem Langstreckentempo – gehen zu Lasten der Armmuskulatur.
Neben all den harten, mitgleich sportlichen Fakten, ist er auch noch ein Škoda. Er kann also nicht nur schnell um die Ecken pfeifen und dabei wohlig aus dem Doppelendrohr rotzen, er ist auch „simply clever„. An sich meist ungenutzer Raum geht hier nicht verloren, sondern wird zum Stauraum. Beispielsweise das zweite Handschuhfach im oberen Teil des Armaturenbretts. Viel passt hier durchaus nicht rein, aber der tägliche Krims-Krams ist hier schnell und einfach aufgeräumt. Für den Kofferraum gibt es noch weitere Extras als nur den Handtaschenhalter (von dem es hier sogar zwei gibt) oder den kreisrunden Plastik-Halter. Rundum durchdacht und vorne mit der nötigen Power versorgt.
Leider nur schwingt auch das mulmige Gefühl mit, ob so viel Leistung aus so wenig Hubraum nicht doch irgendwelche Langzeiterscheinungen hervorrufen wird. Auch als Öl-Fresser bekannt haben Polo GTI und Fabia RS gleichermaßen ihr Fett wegbekommen. Meistens ab knapp 10.000 Kilometer Laufleistung fingen die Probleme an. Was lernen wir daraus? Wenn wir einen kaufen, verkaufen wir ihn mit knapp 9.000 Kilometern auf der Uhr. Nicht gerade fair, aber der hat dann sicherlich noch Garantie.
Abseits des eigentlichen Tests, vergleichen wir den Fabia RS auch noch in seiner ganz eigenen Klasse; der preislich attraktiven kleinen Spaßwagen. Diese Rige der „Small Hot Hatchbacks“ hat im letzten Jahr der Ford Fiesta ST dominiert. Sogar mein liebster Wagen aus dem Jahr 2012, der Toyota GT86, konnte ihm auf einer kleinen Rennstrecke nichts anhaben. Auch in diesem Jahr würde der Tscheche nicht gegen den Kölner ankommen. Der Turbopunch im Fiesta ist einfach zu heftig, genauso wie Spurtreue und Agilität sowie Verbrauchswerte (im Alltag). Er macht zwar den Start und nimmt somit den ersten Platz ein, den wird er aber mit Sicherheit nicht lange halten können. Im Video der ausgiebige Test!
Reihenvierzylinder (quer), 1.390 cm³ (Kompressor- und Turboaufladung)
180 PS bei 6.200 U/min
250 Nm bei 2.000 – 4.500 U/min
7,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h
VMax 224 km/h
Kombinierter Verbrauch 6,2 l/100km (CO2: 148 g/km)
Testverbrauch 7,3 – 9,4 l/100km
Modellgrundpreis 22.300,00 Euro
Testwagenpreis 24.950,00 Euro
Text: Fabian Meßner
Fotos: Fabian Meßner