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Jaguar I-PACE – Fahrbericht mit dem Elektro-SUV

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Noch vor Audi, BMW oder Mercedes bringen die Briten ein elektrisches Premium-SUV auf den Markt. Der Jaguar I-PACE kommt – ganz nach dem Vorbild aus der Tierwelt – kompakt und kraftvoll daher. Nach der Sicht auf den ersten seriennahen Prototypen im letzten Jahr, war es an der Zeit die lautlose Raubkatze durch die Algarve zu bewegen. 

Ein Elektroauto muss kein Verzicht sein

Normalerweise gilt es bei einem Fahrevent mit einem Elektroauto möglichst effizient die vorgegebenen Strecken abzufahren. Nicht aber in Portugal. Viel mehr ging es darum zu zeigen, dass ein Elektroauto nicht unbedingt Verzicht bedeuten muss. Der Batteriekapazität sei dank, ohne die es vermutlich schwieriger gewesen wäre, einen solchen Beweis zu erbringen.

Premium-Eindruck bis ins Detail

Direkt bei der ersten Anmutung wurde deutlich, hier steckt Premium-Verarbeitung dahinter. Nun, bei dem Preis, zu dem wir später kommen, darf dies jedoch auch erwartet werden. Sofort fallen die versenkbaren Türgriffe auf. Ein kleines aber nicht unwichtiges Detail – wenn man auf den Luftwiderstand achtet. Das Cockpit konnte ebenfalls Premium vermuten lassen. Wenn auch die Kombination aus den vielen Knöpfen und drei Displays (Instrumentenanzeige, Infotainmentsystem und Klimatisierung) zunächst für etwas Verwirrung sorgte. Jaguar-Kenner dürften sich jedoch deutlich schneller zurecht finden. Nach einer kurzen Eingewöhnung wurde aber auch für uns die Bedienung zunehmend einfacher.

Fahreindruck des neuen Jaguar I-PACE

Unsere erste Route führte uns gute 90 Kilometer vor allem überwiegend über die Autobahn. Aufgrund des Verkehrsaufkommens, vielen Bremsmanövern und Beschleunigungsvorgängen sowie Überholmanövern, lag der Verbrauch am Ende bei 28 bis 30 kWh auf 100 Kilometer. Nicht gerade ein Effizienzwunder. Doch wer an der ein oder anderen Schraube dreht und EV-freundlicher fährt, der kann durchaus noch die ein oder andere Kilowattstunde beim Verbrauch herauskitzeln. Übertragen wir dies auf die Praxis, bedeutet es eine Reichweite von rund 300 Kilometern auf der Autobahn.

Es sei noch erwähnt, dass die einzelnen Assistenzsysteme wie Tempomat, Abstandshalter und Spurhalteassistent – die ja jeder Hersteller anders benennt – einen zuverlässigen Job erledigten. Einfach und schnell lassen sich diese über das Multifunktionslenkrad einstellen. Wobei der Fokus nicht hierauf lag. Besonders außerhalb der Autobahn möchte man doch lieber ohne die Assistenten fahren.

Jaguar I-PACE kann auch Off-Road

Deutlich spannender wurde der anschließende Offroad-Parcour, der von Fahrer und Auto einiges abverlangte. Der Allradantrieb und das verstellbare Fahrwerk konnten hier ihre Stärken ausspielen. Es galt mit dem knapp 2,2-Tonner etliche Steigungen zu überwinden, einen Bachlauf zu durchqueren und dabei Wege zu befahren, die als solche eigentlich nicht mehr durchgehen würden. Vier Kameras ermöglichen dem Fahrer hier einen guten Rundumblick über das Geschehen außerhalb des Fahrzeuges. Diese kann der Fahrer im Display des Fahrzeugs übrigens einzeln auswählen. Hilfestellungen, die bei diesem Parcours mehr als hilfreich waren. Am Ende zeigte sich allerdings, dass der SUV seine Geländefähigkeit klar unter Beweis stellen konnte.

Der Jaguar I-PACE scheut sich auch nicht vor der Rennstrecke

Doch die letzte Etappe sollte noch einmal für Adrenalin pur sorgen. Es ging auf die „Autódromo Internacional do Algarve“ – eine Rennstrecke, die durchaus herausfordernd ist. Hier konnte das Performance-SUV seine Leistung von nicht weniger als 294 kW voll und ganz ausspielen. Dynamic-Modus rein, beide Hände ans Lenkrad und Vollstrom auf die Strecke. Das Drehmoment von 696 Nm sorgte für eine durchaus „brachiale“ Beschleunigung und auf der Geraden gelang es die 200 km/h in der Spitze zu erreichen. Für jemanden der keine Rennstreckenerfahrung hat sicherlich eine absolute Herausforderung. Von Leistungseinbrüchen keine Spur. Die Kurven und Kehren nahm der Jaguar souverän. Lediglich die Lenkung könnte straffer sein.

Nach drei Runden war jedoch schon Schluss. Nicht weil das Fahrzeug den Geist aufgab, sondern schlichtweg, weil das weitere Programm wartete. Übrigens wird der I-PACE mit der gleichen technischen Ausstattung an der Jaguar I-PACE eTrophy teilnehmen. Damit wird deutlich, der Elektro-SUV soll für Performance und Fahrspaß sorgen.

Die realistische Reichweite im Alltag

Auf dem Rückweg ging es dann etwas sachter zu. Und auch am Tag darauf wartete der gemütlichere Teil. So konnte vor allem der Alltagsverbrauch genauer beleuchtet werden. Bei kombinierten Strecken durch Ortschaften und über Landstraßen schwankte der Verbrauch zwischen 22,5 und 25 kWh auf 100 Kilometer. Somit sind rund 360 bis 380 Kilometer bei diesen Bedingungen möglich. Allerdings muss hier dazu gesagt werden, dass dieser natürlich vom eigenen Fahrstil, der Topografie und den Wetterbedingungen abhängt.

Die Ladetechnik der Elektro-Katze

Noch ein paar Worte zur Ladetechnik: Die 90 kWh große Batterie besteht aus 432 Pouch-Zellen. Aufgeladen werden kann diese mit bis zu 150 kW an einer entsprechenden CCS-Ladestation. An einer Ladestation mit bis zu 100 kW soll der Ladevorgang auf 80 Prozent in 40 Minuten erfolgen. Bei der einphasigen AC-Ladeleistungen an Typ 2 bleibt es in Deutschland bei den 7 kW. Ganze zehn Stunden dauert es, bis der Akku die 80 Prozent erreicht. Doch fährt man wirklich seinen Akku jeden Tag leer? Bestätigt wurde aber ein optionales dreiphasiges AC-Ladegerät, welches ab 2019 den Weg in den Konfigurator findet. Eine Nachrüstung ist jedoch nicht möglich.

In der Basisversion startet der Stromer bei 77.850 Euro (brutto). Mit dem I-PACE SE ab 85.760 Euro und HSE ab 91.720 Euro stehen zwei weitere Varianten zur Verfügung. Die Unterschiede liegen hier bei den Felgen, den LED-Scheinwerfern und verschiedenen Ausstattungsvarianten sowie Assistenzsystemen. Für nicht weniger als 101.850 Euro bietet Jaguar anfangs eine I-PACE First Edition an, welche nur für eine begrenzte Zeit verfügbar ist.

Fazit nach zwei Tagen im neuen I-PACE

Den Briten ist es gelungen, ein Elektroauto auf den Markt zu bringen, welches den Wettbewerb im Premium-Segment ankurbeln wird. Der Jaguar I-PACE beweist, dass etablierte Hersteller neue Performance-Elektroautos mit überzeugenden Eckdaten produzieren können. Jaguar ist mit dem Elektro-SUV ein Paukenschlag gelungen. Das muss man mit einer exotischen Katze auf sanften Pfoten erstmal schaffen.

Text/Fotos: Daniel Bönnighausen

Fotos Rennstrecke / Off-Road: Jaguar Land Rover

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