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Krasser Sprung: neuen Opel Astra K gefahren

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Opel bezeichnet es als Quantensprung, welcher locker die Oberklasse überspringt. Vielleicht etwas weiter gegriffen als die Realität wirklich ist, doch es ist ein krasser Sprung, den Rüsselsheim mit dem neuen Kompaktfahrzeug hinlegt. In jeder Hinsicht eine „neue Bedrohung“ für den Klassen-Primus Golf. Nicht zuletzt durch die #Dieselgate Vorkommnisse wird es dem neuen Opel Astra K fast schon zu leicht gemacht. Schafft der neue Astra K nun endlich den Wechsel, vom ewigen Zweiten zum Topseller in der Kompaktklasse?

In aller Kürze zusammengefasst beeindruckt der neue Astra K bereits auf den ersten Metern durch Laufruhe, saftigen Vortrieb und eine komfortable Abstimmung. Auch nach weiteren 300 Kilometern bleibt ein durchweg positiver Eindruck zurück und nur kleine Mankos bleiben vom elften Spross der Opel Kompaktfahrzeuge in Erinnerung.

Selbst der kleine Dreizylinder mit 105 PS (170 Nm) bewegt den neuen Astra K äußert spritzig und mit spielerischer Leichtigkeit durch die Innenstadt von Bratislava. Kein Wunder, denn der neue Astra K hat bis zu 200 Kilogramm (mindestens 120 kg) gegenüber dem Vorgänger an Gewicht verloren – 77 kg an der Rohkarosse, 50 kg am Chassis und zum Beispiel auch witzige 11 kg an der Bord-Elektronik. Doch keine Sorge: Es sind noch alle notwendigen Kabelstränge vorhanden.

Wenn es über den Stadteinsatz hinaus geht, ist der Motor aus dem Opel ADAM vielleicht etwas zu schwach auf der Brust, doch da gibt es mit bis zu 200 PS ausreichend Alternativen. Beispielsweise den 1.4 Turbo mit wahlweise 125 oder, wie in unserem Fall, 150 PS. Das Drehmoment von 230 Nm zwischen 2.000 und 4.000 ist bei beiden Leistungsvarianten gleich. Bemerkenswert ist, dass sich der neue Vierzylinder-Turbomotor für den Astra nur unwesentlich mehr Sprit genehmigt als mit 4,9 l/100km angegeben. Zwischen 5,1 und 5,4 Liter auf 100 Kilometer reichen dem 150 PS starken Direkteinspritzer aus, um lässig im Verkehr mit zu schwimmen.

Auf Seiten der Dieselantriebe bietet Opel den 1.6 CDTi in drei Leistungsstufen mit 95, 110 und 136 PS an. Zu fahren gab es bisher nur die Topvariante – es soll wohl noch ein etwa 170 PS starker Selbstzünder folgen – welcher sich mit nur 3,7 l/100km begnügen soll. In der Realität sind es dann mit 4,3 l/100km doch etwas mehr, das mag subjektiv betrachtet vielleicht am eher spät anliegenden maximalen Drehmoment von 320 Nm liegen. Andere Dieselmotoren lassen sich angenehmer niedertourig fahren, allerdings nicht so geräuscharm wie im Astra K. Der „Flüster-Diesel“ flüstert zwar nicht wirklich, doch leiser als Konkurrenzprodukte ist er in jedem Fall. Kurzum: Es gibt für jeden den passenden Motor. Den besten Eindruck hat dabei der neue 1.4 Turbo hinterlassen.

Damit es auch lange bequem im neuen Astra bleibt, ist der AGR-Fahrersitz (ab 390 Euro) eine Empfehlung an jeden, der mehr als eine Stunde pro Tag im Auto verbringt. Die 18-Wege-Verstellung ist in meinen Augen nebensächlich, ebenso wie die Massage-Funktion, welche leider nur den unteren bis mittleren Rücken bedient. Fakt ist aber, dass diese Sitze einen hohen und vor allem langfristigen Sitzkomfort bieten. Das Platzangebot als solches ist trotz der verkürzten Außenabmessungen respektabel, insbesondere im Fondbereich. Dafür ist der Kofferraum vielleicht nicht so riesig wie in einem Honda Civic.

Klar ist, dass mit den zahlreichen Extras, wie etwa dem großen IntelliLink-System und den Fahrassistenten, der Basispreis von 17.260 Euro (Diesel ab 20.260 Euro) ebenso schnell ansteigt, wie bei den Mitbewerbern. Letztendlich ist es inzwischen nur noch eine Frage des Geschmacks. Denn Preislich, als auch technisch bewegen sich alle auf einem ziemlich hohen Level und begegnen sich dabei auf Augenhöhe. Der neue Astra K hat mit dem vom Monza Concept inspirierten Design die schnöden Formen hinter sich gelassen und punktet mit deutlich emotionaleren Linien. Gerade die leicht abfallende Dachlinie, die innen zwar Platz kostet, unterstreicht die neue Ausrichtung, die Opel durchlebt.

Wer es noch nicht herausgelesen hat, der bekommt hier noch einen eindeutigen Hinweis: Der neue Opel Astra K verdient den höchsten Respekt, denn er hat ordentlich aufgeholt. Mehr noch, denn gerade mit dem gut funktionierenden IntelliLux LED Matrix-Licht setzt sich der Opel vor die Konkurrenz, die ein solches Licht wohl erst in ein bis zwei Jahren anbieten wird. Insbesondere, da dieses Matrix LED Licht sich anhand der Kamera orientieren kann, ohne Navigationsmodul, wie es andere Hersteller machen – etwa für den Fall, dass kein teures Navi bestellt wird.

Das automatische Matrix-LED Fernlicht kann durch die acht Elemente pro Scheinwerfer entgegenkommende Fahrzeuge einzeln ausblenden. Allerdings hat es beim monsunartigem Regen auch seine Probleme aufgezeigt. Teils erkannte die Kamera Pfützen (Reflektion) als Gegenverkehr, sodass abgeblendet wurde. Einzig ein fehlender adaptiver Tempomat und teils mäßige Verarbeitung lassen den Opel Astra K nicht direkt an die Spitze der Kompaktklasse springen.

Auf imaedia wirft Camillo einen Blick auf die Assistentsysteme.

Text/Fotos: Fabian Meßner

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