Der Automobilzulieferer Continental steckt, wie viele andere, voll in der Vorbereitung zum autonomen Fahren. Doch Continental kann dabei schon auf einen 50 Jahre alten Meilenstein stolz sein. Das erste fahrerlose, und damit auch autonome, Fahrzeug feierte vor kurzem seinen 50. Geburtstag. Autonomes Fahren ist also keine Erfindung der Neuzeit.
Vor 50 Jahren: „Mit dem Geisterfahrer durch die Steilkurve“
Am 11. September 1968 war es soweit. Das erste fahrerlose Auto drehte seine Runden auf dem Continental-Testgelände Contidrom. Das elektronisch gesteuerte fahrerlose Fahrzeug war schon damals ein Hit. Die Zeitungen titelten „Die Zukunft hat schon begonnen“ oder „Mit dem Geisterfahrer durch die Steilkurve“. Das damalige Ziel der Entwicklung war allerdings ein anderes, denn man wollte etwas zum Thema Reifen demonstrieren. Es ging eigentlich um die wissenschaftliche Erprobung von Reifen unter exakt programmierten Bedingungen.
„Wir ziehen den Hut vor den Ideen und dem Pioniergeist unserer Ingenieure, die schon vor fünf Jahrzehnten ein fahrerloses Auto entwickelt haben. Sie haben damit einen beachtlichen technologischen Meilenstein in unserer an Innovationen reichen Firmengeschichte gesetzt. Das fahrerlose Auto von 1968 zeigt ein kontinuierliches gemeinsames Ziel des damaligen Reifenherstellers Continental und des heutigen Technologieunternehmens Continental: Die sichere, saubere und intelligente Mobilität der Zukunft.“- Dr. Elmar Degenhart, Continental-Vorstandsvorsitzende
Ein Strich-Acht, der einem Draht folgt
Das damalige fahrerlose Fahrzeug ist relativ simpel mit einem „Slot-Car“ zu vergleichen. Denn der fahrerlose Mercedes-Benz 250 Automatik („Strich Acht“) folgte einem auf dem Fahrbahnbelag angebrachten Leitdraht. Die Sensoren für die Systeme kamen damals aus einer Entwicklung von Siemens, Westinghouse und Forschern der TU München und TU Darmstadt für Continental.
Die notwendige Technik war schon damals der Zeit voraus
Der Benz war für seine Zeit hochtechnologisch ausgerüstet. Die Ingenieure hatten ihm eine elektro-mechanische Lenkung, eine elektro-mechanische Gasregulierung und die Funkeinrichtung für die Messwert-Rückmeldung installiert. Zudem waren an den Stoßstangen diverse Antennen montiert und im Kofferraum fand die Steuerelektronik Platz, sowie eine elektro-pneumatsiche Bremseinrichtung. Vom Leitstand kamen dann die Befehle wie Bremsen, Beschleunigen oder Hupen. Der Vorteil des damaligen System war die Reduzierung von menschlichen Einflüsse, wodurch die Messwerte wesentlich exakter wurden. Und nicht zuletzt ließen sich damit die Kapazitäten des Contidroms erstmals voll ausnutzen.
„Die Messtechnik steckte damals ja noch in den Kinderschuhen, vieles haben wir selber entwickelt.“ – Herbert Ulsamer (76), bei Continental von 1965 bis 2006 als Fahrzeugbau-Ingenieur
„Wenn man da mitfuhr, sah und hörte man ständig die Arbeit des Schrittmotors am Lenkrad, das klickte immer vernehmbar. Für uns als Werkangehörige war das Auto ja täglich Brot, aber für die Gäste aus aller Welt war das schon sehr beeindruckend und faszinierend, wenn da ein Auto ohne Fahrer unterwegs war. Die haben gesehen, dass Continental hier etwas ganz Außergewöhnliches macht!“ – Klaus Weber (81)
Fotos: Continental