Die achte Generation Volkswagen Passat kommt nicht nur als frisch gestylte Limousine und Kombi (alias Variant), sondern auch mit dynamischerem Auftreten, vielen neuen Assistenzsystemen, ganzen zehn Motoren, sowie einer hilfreichen Neuheit. Der Trailer Assist lenkt per „Joystick“, fast wie im Computerspiel, den neuen VW Passat so, dass der Anhänger kinderleicht rangiert werden kann. Aber nicht nur das ist neu, auch die Selbstdefinierung „irgendwo“ zwischen Mittelklasse und oberer Mittelklasse, trifft auf den neuen zu.
Innen größer bei kompakteren Abmessungen. Es sind zwar nur wenige Millimeter, die den B8 vom Vorgänger B7 in der Länge kürzen, sowie in der Höhe beschneiden, doch sie sind da bzw. weg, die Millimeter. Das Raumgefühl ist enorm, daher ist die Einordnung auch schwer. Ist das noch Mittelklasse oder schon eines drüber? Diesem Raumangebot haben die Gegner (aktuell) nichts entgegen zu setzen – selbst der zuletzt als so geräumig vorgestellte Mondeo kann einpacken. An der Verarbeitung der Highline Ausstattung lässt sich kein einziger Makel festmachen. Alles blitzt und funkelt noch, wie am ersten Tag (obwohl der neue Wagen schon einige Kilometer hinter sich bringen musste). Lediglich das Lenkrad wurde einmal mit einem Fingernagel traktiert, da konnte das Leder nicht mehr.
Alleine über die Neuansammlungen von Infotainment-Möglichkeiten ließe sich ein ganzer Essay verfassen. Kurzum: Auch für Volkswagen spielt „Connectivity“ eine große Rolle. WLAN-Hotspot, Internet im Auto, immerhin Android-Geräte werden durch MirrorLink voll intergiert. Pluspunkt dabei ist, dass nicht über das Smartphone navigiert wird, sondern nur dessen Apps auch auf dem großen Touchscreen genutzt werden können. Apple-Geräte folgen dann sobald CarPlay eingeführt wird.
Nicht mehr ganz neu, weil im Audi TT schon als virtual cockpit vorgestellt, ist das hier benannte Active Info Display. Das kostet immer Aufpreis, lohnt sich aber. Es löst die klassischen analogen Anzeigen ab und führt auch für den Passat das digitale Cockpit ein. Technisch mit dem 12,3 Zoll TFT-Display im TT identisch, fährt es optisch andere Vorzüge auf. Die Übergänge sind sanfter, die Menüs wechseln nicht hektisch umher, alles ist smooth, wie es sich in einem Auto der Business Klasse gehört. Auch die dargestellten Informationen des Active Info Display sind umfangreicher. Zwar lässt sich das Display auch als klassische Ansicht nur als Drehzahlmesser und Tachometer darstellen, es können darüber hinaus aber auch diverse andere Infos eingeblendet werden.
Die aktuellen Verbrauchswerte, die effiziente Fahrweise oder die Navigation werden in den beiden digitalen Rundinstrumenten untergebracht. Bei der Navigation lässt sich, wie auch im TT, die Karte in der Mitte darstellen. Wer will auch noch etwas größer, allerdings rücken die Rundinstrumente dabei nicht ganz so in den Hintergrund wie im TT. Darüber hinaus gibt es eine Fortschrittsanzeige, die genau darstellt, wie weit in der Routenführung, wir fortgeschritten sind. Rechts dahingegen wird immer die aktuelle Richtung bzw. nächste Abbiegung (zusätzlich zur Karte) dargestellt. Wer will kann auch noch ein Head-up Display dazu bestellen. Wie man vielleicht schon herauslesen kann: Mir gefällt es im Passat besser als im TT. Wohl auch, weil die Information auch noch über den Touchscreen in der Mittelkonsole zugänglich ist. Der Beifahrer wird nicht nur zum bloßen Passagier, sondern kann auch noch agieren. Zumal Sitzposition und Positionierung des Display im Passat für mich deutlich besser zusammen spielen – mein „Nick-Winkel“ ist nicht so groß.
Bei den Motoren ist in jedem Fall für alle etwas dabei. Sei es ein kleiner Benziner mit 125 PS oder etwa ein deftiger Autobahn-Diesel mit 240 PS. Der neue 2.0 BiTurbo TDI konnte mich allerdings nicht wirklich vom Hocker reißen. Immerhin reißt er aber mit 500 Newtonmeter an der Kurbelwelle, allerdings ist davon im Innenraum erstaunlich wenig zu spüren. Die Kraftentfaltung ist durchweg linear und etwas unaufgeregt. Kein Turbo-Punch, kein plötzlicher Kraftüberschuss. Man möchte meinen etwas langweilig, aber das kann er mit diesen Werten einfach nicht sein. Er ist, genau das was man von einem Passat vielleicht nicht unbedingt erwartet, nämlich verdammt schnell und auf Zack. Ich werde damit wahrscheinlich nicht glücklich, aber viele Typen, die tausende von Kilometer auf deutschen Autobahn abreißen, denen wird das Grinsen zukünftig ins Gesicht eingemeißelt sein.
Deutlich mehr „baff“ war ich vom 1.4 TSI mit aktiver Zylinderabschaltung. Im Ganzen heißt das dann 1.4 TSI ACT (150 PS / 250 Nm). Ein Vierzylinder Ottomotor, der bei bedarf auf die zwei inneren Zylinder verzichtet. Über ein Bauteil an der Nockenwelle wird ein Stift aktiviert, der in eine Kerbe rutscht, was wiederum die Zündung bzw. die Ventile in diesen Zylindern lahm legt. Die Kurbelwelle schleppt die beiden Zylinder dann über das Drehmoment mit. Diese Umschaltung ist nicht zu spüren, weder für Fahrer noch Beifahrer. Letztlich und alleine über die Anzeige im Infodisplay lässt sich der Zwei-Zylinder-Modus ausmachen. Subjektiv betrachtet wird er meist im „Segelbetrieb“ aktiviert, er kann dann allerdings auch nur mit zwei Zylindern die Geschwindigkeit selbst bei Steigungen halten. Der Momentanverbrauch nimmt dabei um bis zu 1,5 Liter im Schnitt ab.
Über Design und Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Gefallen wird er nicht jedem, verkaufen wird er sich dagegen mit Sicherheit wieder genauso gut, wie die Vorgänger. Denn der Passat ist Volkswagens wichtigstes Modell und zählt die meisten Verkäufe – nicht wie gedacht etwa der Golf. Von hinten verbindet ihn noch viel mit dem alten Modell, von vorne höchstens noch mit dem Volkswagen CC. Die Front ist mächtig, breit und tief. Dieses stattliche Auftreten macht großen Eindruck und verspricht viel. Und die Erwartungen werden bravourös bestätigt. Über Klasse lässt sich nicht streiten. Über seine eigene ist der neue Passat bereits hinausgewachsen. Zumindest in der Highline macht er alles besser, als seine Konkurrenten auch nur träumen könnten. Raum, Fahrassistenz, Verarbeitung und Motoren – der VW Passat in der achten Generation gewinnt in allen Belangen jedes Rennen gegen seine Mitbewerber. Haushoch.
Text/Fotos: Fabian Meßner
Innenraum, Detailbilder: Volkswagen